Ten Days: Artists in Residence
Ein handliches Kunstbuch markiert eine Stelle der erfreulichen Reflexion im Kulturgeschehen der Oststeiermark. Um die Besonderheit zu verstehen, sollte ein Blick auf das größere Ganze aufgehen.
Die letzten 30 Jahre waren davon geprägt, daß die Provinz sich in mancher Hinsicht, so auch kulturell, gegenüber dem Landeszentrum emanzipieren mußte. Da geht es um ein eigenständiges geistiges Klima.
Es geht auch darum, regionales Kulturgeschehen nicht darin zu erschöpfen, daß man Rituale und Strategien aus dem Zentrum imitiert. Ich halte „Ten Days“ für eines der klügsten und innovativsten Konzepte in diesem Zusammenhang.
Es setzt auf prozeßhafte Arbeit, darf also Zeit in Anspruch nehmen und muß nicht in einem einzelnen Event verglühen. In diesem Prozeß, der sich auf mehrere Orte der Region verteilt und nicht zentralisiert, haben neugierige Menschen Gelegenheit, den Kunstschaffenden real zu begegnen und sich mit ihnen einzulassen oder auch bloß ihnen zuzuschauen.
Das ist ein zentraler Punkt in dieser Geschichte. Die Auswahl der Akteurinnen und Akteure weist schließlich auf eine andere Wichtigkeit hin. Wollen junge Leute mit Talent eine gute Ausbildung bekommen und dann im Kunstbereich reüssieren, müssen sie die Provinz verlassen. Es geht nur so.
Daß man solche Talente gelegentlich in die Region zurückholt, ist wichtig. Daß man auch Kreative aus der Region einbezieht, wiegt ebenso wie die Aufgabe, vollkommen fremde Kräfte zu gewinnen, die Impulse herbringen.
Diese Mischung aus ansässigen Leuten, fortgegangenen Leuten und fremden Leuten in der künstlerischen Arbeit sollte auch an anderen Orten gepflegt werden. Bei „Ten Days“ ist sie Standard.
Nun also eine Publikation zu diesem Prozeß, ein Buch, das auf ersten Blick wie ein Katalog erscheinen mag. „Ten Days. Artists in Residence“ ist aber im Grunde die papierene Reflexionsebene in der Rückschau, das Buch ist seinerseits ein Werk als Beitrag.
Das kommt, da ein in dieser Region ansässiger Fotograf, Christian Strassegger, die Bilder erarbeitet hat. Eine Art Foto-Essay zur Sache. Die Portraits der Kunstschaffenden machen deutlich, wie nah er an sie heran durfte. Die Momente, in denen er auf die gezeigten Arbeiten blickt, ergeben ihrerseits eine Erzählung.
Lesen Sie dazu auch den Begleittext von LEADER-Koordinator Gerald Gigler: [link]
Das 130 Seiten starke Buch gibt es bei der „Initiative für Neue Zeitkultur“, im Web finden Sie dazu eine eigene Projekt-Site: [link]
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