Schatz, lass uns mal laufen gehen!
Dr. Streit erklärt, wie sich Sport positiv auf die Beziehung auswirken kann.
Gemeinsame Aktivitäten können eine Beziehung stärken. Wenn es ums Thema Sport geht, scheiden sich hier aber die Geister. Viele Beziehungsexperten geben den Rat, gemeinsam Sport zu betreiben, um das "Wir-Gefühl" zu intensivieren. Und dass Sport gesund ist und dem Menschen nützt, ist ja unbestritten.
Allerdings können beim Sport unterschiedliche Interessen zwischen Männern und Frauen auftreten. Sie will durch die Natur joggen, er steht auf Hanteln und Gewichte im Fitnessstudio, sie drückt aufs Tempo, während er es lieber gemütlich haben will, er steht auf Wettkampf, sie auf gemeinsame Erlebnisse oder umgekehrt.
Zusammen, aber richtig
Gemeinsamer Sport kann durchaus sehr bereichernd sein und positive Resonanz erzeugen. Manche Sportarten, wie Tanzen, Tandemfahren oder Tennis, eignen sich hier besonders. Damit Sport aber gemeinsam gelingen kann, braucht es ein Aufeinander-Zugehen. Man muss sich dem anderen zuwenden und Unterschiedlichkeiten akzeptieren. Beim gemeinsamen Sport – etwa beim Tauchen im Indischen Ozean – können sogar Lebensträume wahr werden. All diese Elemente werden als Geheimnisse einer gelingenden Beziehung bezeichnet. Sport kann ein wunderbarerer Katalysator sein und gemeinsame Leidenschaften erfüllen.
Sporteln ist nicht sexy
Aber Sport macht nicht unbedingt schöner: Der Zuckerspiegel sinkt, man schwitzt und der Blutdruck steigt. Das macht oft angriffs- und streitlustig. Wenn es also nicht funkt beim gemeinsamen Sport, dann sporteln Sie lieber alleine und suchen Sie andere Wege zur Gemeinsamkeit. Das können Sie tun, damit gemeinsamer Sport gelingt und beziehungsbereichernd ist:
1) Aussprechen. Reden Sie sich über das "Was" und "Wie" des gemeinsamen Sports aus. Wenn Sie merken, dass Sie sich gegenseitig etwas aufdrängen, lassen Sie es lieber. Einmal beziehungsweise in regelmäßigen Abständen etwas mitzumachen, das nur die Leidenschaft des anderen ist, kann durchaus gut für die Beziehung sein.
2) Gemeinsam wachsen. Wählen Sie eine Sportart, die Sie beide herausfordert, an der Sie beide wachsen können und sich gegenseitig ergänzen. Das muss nicht unbedingt eine Teamsportart sein, auch etwa die Assistenz bei einem Marathonlauf des Partners oder der Partnerin könnte diese Anforderungen erfüllen.
3) Positiv aufeinander eingehen. Beachten Sie ein unterschiedliches Leistungsniveau im Sport und gehen Sie darauf ein. Nehmen Sie folgende Faustregel: Bleiben Sie positiv und bemerken das, was erreicht wird, anstelle von dem, was nicht erreicht wird. Sie können gegebenenfalls auch mit Handicaps arbeiten. Diese sollen aber keinesfalls demütigend oder erniedrigend sein. Eine wunderbare gemeinsame Sportart kann – Untersuchungen zufolge – Golf sein.
4) Bleiben Sie fair. Üben Sie dies gerade im Sport. Auch wenn Sie einmal im Grenzbereich sind, schreien Sie den anderen nicht an oder bekritteln seine Leistung. Das könnte sich nicht nur negativ auf den Sport, sondern auch auf Ihre Beziehung auswirken. Fairness und Zurückhaltung können generell sehr beziehungsstiftend sein.
5) Neues testen. Probieren Sie immer wieder etwas Neues aus, das Sie begeistert. Es gibt in unserer Gesellschaft glücklicherweise eine Fülle von Möglichkeiten. Auch wenn Sie beim Sport nicht der gleichen Meinung sein sollten, unterstellen Sie sich gegenseitig gute Motive. Dieses Aufeinander-Zugehen stärkt Beziehung und Gemeinsamkeit, egal, ob Sie Sport gemeinsam oder alleine betreiben.
Familienflüsterer
Dr. Philip Streit
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut sowie Lebens- und Sozialberater und beantwortet in der WOCHE Fragen aus dem Themenfeld Erziehung, Familie und Beziehung.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz. Es ist das größte Familientherapiezentrum in der Steiermark.
Telefon: 0316/77 43 44
Web: www.ikjf.at
Ihre Anregungen und Fragen richten Sie bitte per E-Mail an: redaktion.graz@woche.at oder auf dem Postweg an: WOCHE Graz, Gadollaplatz 1/6. Stock, 8010 Graz.
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