Der Zahn der Zeit nagt

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Auf halber Strecke zwischen Badl und Peggau schmiegt sich die historische Eisenbahn-Steinschlaggalerie an die Felswand. Zumindest das, was von ihr noch übrig ist.

Rena Eichberger
„Was für eine makellose Baukunst“ mag dem Passanten im Vorbeifahren angesichts dieses Zeichens für den einstigen Anschluss der Steiermark an die Welt in den Sinn kommen. Der Wow-Effekt beim ersten Hinsehen weicht bei näherer Betrachtung einer durchaus begründeten Besorgnis.

Anschluss

In den Jahren 1844/45 wurde auf Geheiß von Erzherzog Johann mit diesem Bau bewiesen, dass die Alpen dem neuen Verkehrsmittel Bahn wortwörtlich nicht im Wege stehen. Ein Unterfangen, dem ursprünglich eher das Flair der Utopie anhaftete, weshalb die Trassenführung der Südbahn eigentlich über die ungarischen Ebenen nach Triest vorgesehen war. Doch so leicht ließen sich die Steirer schon anno dazumal nicht abwimmeln.
Das Doppelviadukt für Bahn (unten) und Straße (oben) an dieser Stelle zu bauen, war nicht nur in architektonischer Hinsicht eine Meisterleistung. Die Mur-Trasse war hier extrem eng, der Fels reichte bis an das damalige Flussbett heran. Um die topografischen Hindernisse zu überwinden, mussten Durchlässe, Brücken, Stütz- und Hangmauern errichtet, Unmengen an Fels weggesprengt und Dämme aufgeschüttet werden. Etwa zwei Dutzend Arbeiter kamen im Zuge der Bautätigkeit ums Leben. Anlässlich der Einweihung der Bahn wurde eine Messe komponiert. Im Archiv des Stiftes Rein ist sie für die Nachwelt aufbewahrt.
Trotz seiner technischen Vorbildfunktion für alle folgenden alpinen Eisenbahnen, seiner historischen Bedeutung für die Verbindung zwischen Wien und Triest sowie seiner weltweiten Einzigartigkeit ist das Doppelviadukt nicht Teil des Weltkulturerbes Semmeringbahn.

Verfall

Ab 1966 rollte nur noch der Autoverkehr über die Badlwandgalerie, ab 1972 selbst das aufgrund der geringen Fahrbahnbreite nur noch in Fahrtrichtung Norden. Fahrzeuge, die gen Süden zogen, benutzen die neue Fahrspur, die auf der Trasse des 1940 angelegten Richtungsgleises errichtet worden war. 1977/78 erfolgte die Verlegung des gesamten Verkehrs aufs andere Flussufer, 1999 wurde die Galerie unter Denkmalschutz gestellt. Wie lange das baukünstlerische Objekt aus der Zeit des Biedermeier noch zu sehen sein wird, ist schwer zu sagen. Allein die Wurzeln des unkontrollierten Bewuchses richten großen Schaden an. Bleibt zu hoffen, dass von dem imposanten Gesamtwerk wenigstens die Arkadenbögen und Portale der Nachwelt erhalten bleiben.

Infobox:
Badlwandgalerie:
Lage: 19 Kilometer nördlich von Graz
Länge Galerie: 366 m
Gesamtlänge: 570 m
Durchfahrtshöhe 6,5 m
Bestehend aus 35 Bogenöffnungen
Bogenbreite: 7,58 m
Bogenhöhe: 8,53 m

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