Moral der Truppe am Boden
Welche Zukunft hat unser Bundesheer? Sinnvolle Reformen scheitern am mickrigen Budget.
MURTAL. Nicht nur im Murtal machen sich die Soldaten seit Langem Gedanken über die Zukunft des Bundesheeres. Die Soldaten sind offenbar Stiefkinder der Politik, ihre Anliegen, Vorschläge und Wünsche werden seit Jahren konsequent ignoriert. Das Ergebnis der konsequenten Inkonsequenz spiegelt die derzeitige Lage der Truppe.
Sparmaßnahmen lähmen
Die rigorosen Sparmaßnahmen lähmen den Heeresdienst inzwischen erheblich. Gespart wird beim Treibstoff, bei den Flugstunden, der Munition, den Dienstfahrten, den Reparaturen, den Überstunden usw. Bei einem im europäischen Vergleich gerade mickrigen Budget von rund 2 Mrd. Euro und Personalkosten von bis zu 70 Prozent kann sich jeder, der die Grundrechnungsarten beherrscht, ausrechnen, wieviel für die Erhaltung der militärischen Infrastruktur sowie Reparaturarbeiten am Gerät und die Neuanschaffung von Aus-rüstung bleibt.
Unmut in der Truppe wächst
Jüngsten Meldungen zufolge sollen nun auch die feierlichen militärischen Angelobungen außerhalb der Kasernen dem Sparstift zum Opfer fallen. Gegen diese Maßnahme haben die Militärkommandanten von Niederösterreich und Kärnten ihren Unmut öffentlich geäußert. Angelobungsfeiern sollen künftig also nur mehr in den Kasernen oder in unmittelbarer Nähe stattfinden, weil es sonst Transportprobleme gibt. Der laufende Heeresbetrieb kann aufgrund des chronischen Geldmangels nur mehr schleppend aufrechterhalten werden. Motivierend für die Berufssoldaten und Grundwehrdiener ist die derzeitige Lage beim Heer sicher nicht. Doch brauchbare Lösungen lassen auf sich warten.
Die Zukunft unseres Heeres
Die Politik entscheidet über die Zukunft des Heeres, wobei man als Bürger den Eindruck gewinnt, dass bei den Entscheidungen der Wille des Volkes nur eine marginale Rolle spielt. Am 28. August wird der Generalstab Verteidigungsminister Gerald Klug seine Pläne unter dem Arbeitstitel „Bundesheer 2018“ unterbreiten. Vorangegangen ist dem auch schon das Reformprojekt Bundesheer 2010. Man darf gespannt sein, wie eine sinnvolle Umsetzung der angestrebten Reformen unter dem Druck des Sparkurses funktionieren soll und kann. Ohne die Bereitstellung entsprechender Mittel könnte das wieder nur eine halbe Sache werden, die neben funktioneller Ineffizienz in weiterer Folge womöglich wieder mehr Kosten als geplant verursacht.
Attraktiver Grundwehrdienst?
Die Attraktivierung des Grundwehrdienstes sei von den Sparmaßnahmen ausgenommen, äußerte Verteidigungsminister Gerald Klug gegenüber einer Tageszeitung. Er gehe davon aus, dass bis Ende 2014 die überwiegende Mehrheit der 180 Maßnahmen umsetzt sei.
Politische Stellungnahmen
In einer politischen Stellungnahme äußerte sich der obersteirische SPÖ-Bundesrat und Fraktionsvorsitzende-Stellvertreter Christian Füller wie folgt:
„Die sich in den letzten Monaten und Jahren in einem restriktiven Sparkurs befindlichen Streitkräfte müssen endlich Sicherheit für die Planung der Zukunft bekommen. Mit dem Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg, dem TÜPL Seetaler Alpe und der Kaserne St. Michael haben wir in der westlichen Obersteiermark sehr wichtige Stationierungsorte und somit Arbeitgeber, die zur regionalen Wertschöpfung beitragen. Dem Willen der Volksbefragung vom 20. Jänner 2013 mit einem eindeutigen Ergebnis für die Wehrpflicht muss auch mit einem entsprechenden Budget Rechnung getragen werden.“
Bei einem Budget von rund zwei Milliarden Euro bis 2015 etwa 80 Millionen einzusparen, könne ja wohl nicht das Ende des Bundesheers bedeuten“, meinte ÖVP-Wehrsprecher Bernd Schön-egger gegenüber der „Presse“. „Ab 2016 werden wir aber eine positive finanzielle Perspektive für das Bundesheer brauchen.“ Bernd Schönegger könnte gemeinsam mit Gerald Klug bei Finanzminister Spindelegger schon bald um mehr Finanzmittel anklopfen.
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