Tirols älteste Gambrinus-Darstellung stammt aus Kundl

Dr. Jakob Mayer mit der wohl ältesten Darstellung des „Bierkönigs“ Gambrinus auf Tiroler Boden.
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Die Herrschaft des Schlosses Hochholtingen in Kundl richtete im Jahre 1658 eine eigene Bierbrauerei ein. Diese war zeitweise die größte Brauerei Tirols. Gebraut wurde das im Unterinntal gerne getrunkene „Kundler Bier“, bis 1944 der kriegsbedingte Rohstoffmangel die Einstellung des Kundler Brauereibetriebes bewirkte. Der Braubetrieb wurde zwar 1945 noch einmal aufgenommen, im Jahr 1948 aber endgültig eingestellt und das Braugelände teilweise nur mehr als Auslieferungslager der Österreichische Brau AG, zum Großteil jedoch für die Penizillinerzeugung der Biochemie Kundl (heute Sandoz) verwendet.
Als Jahre später auch die Brauereiniederlage endgültig geschlossen und ausgeräumt wurde, rettete einer der Lagerarbeiter ein zwar sehr desolates, jedoch, wie sich später herausstellen sollte, historisch sehr wertvolles Bild aus dem Sperrmüll. Es landete am Dachboden und nur durch Zufall entdeckte nach Jahrzehnten der Kundler Hobbyhistoriker Dr. Jakob Mayer das Bild (80 x 110 cm), erwarb es und ließ es fachmännisch restaurieren sowie rahmen.
Was dabei zu Tage kam, ist eine kleine Sensation – zumindest für das Land Tirol. Es handelt sich um die bisher älteste bekannte Darstellung des Biergottes „Gambrinus“. Gemalt wurde es nach einem Holzschnitt von Jost Ammann aus dem Jahr 1566.

Der nächste Schritt war die Entzifferung der auf dem Bild befindlichen Aufschrift, eine Dokumentation über die Geschichte von Gambrinus und über das Alter dieses Bildes. Das Bild dürfte demnach kurz nach der Gründung der Brauerei Kundl (1658) entstanden sein. Es zeigt Gambrivius/Gambrinus mit einer Krone aus Hopfenlaub. Vor dem Brustharnisch, umfasst er mit der linken Hand einen Helm mit aufgesetzter Zackenkrone und ein Büschel Hopfenlaub.

Der Text am Bild lautet in die heutige Ausdrucksweise übersetzt:

Im Leben Gambrivius war ich genannt,
ein König in Flandern und Brabant.
Hab aus der Gersten Malz gemacht
und das Bierbrauen erstens erdacht.
Also die Bräuer dürfen sagen,
dass sie einen König zum Meister haben.
Nun komme ein anderes Handwerk her
und zeige dergleichen Meister mehr.

Der Originaltext lautet:

Im Lebn Gambriüius war ich genandt,
Ain Könie in Flandern vndt Brabandt.
Hab aus der gersten Malz gemacht
Vnd das Pierpreüen Erstens erdacht.
Also die Preuen dörffen Sagen,
das sye ain König züm Mayster tragen.
Nu khomb ain anders Handtwerck herr,
vnd zaigt dergleichen Mayster mehr

Gambrinus war ein sagenhafter flandrischer König, dem die Erfindung des Biers zugeschrieben wird. Der Name ist entstanden aus Jan primus, d. i. Jan (Johann) I., dieser, Herzog von Brabant (1251-1294) übernahm auf Drängen der Brüsseler Brauergilde den Ehrenvorsitz derselben, weshalb sein Bildnis mit einem schäumenden Glas Bier in der Hand im Versammlungssaal der Gilde aufgehängt wurde. Allmählich wurde der Jan primus in Gambrinus verwandelt, der Herzog von der Sage zu einem König gemacht und ihm die Erfindung des Biers zugeschrieben.
(Aus: Brockhaus Konversations-Lexikon, 14. Auflage, Band 7, Leipzig-Berlin-Wien 1895)

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