Gewerbeordnung: WKÖ sieht Lehre durch Reform gefährdet
In der Debatte um die Reform der Gewerbeordnung herrscht Uneinigkeit. Die Wirtschaftskammer sieht die Lehre in Gefahr. Experten orten im Lehrlingsrückgang, der schon länger zu beobachten ist, vor allem ein demografisches Problem.
ÖSTERREICH. Die Wirtschaftskammer Österreich warnt davor, dass eine Reform der Gewerbeordnung 20.000 Lehrplätze gefährden könnte. Sie beruft sich auf das Forschungsinstitut KMU Forschung, das die Erfahrungen mit der Reform der Handwerksordnung 2004 in Deutschland für den Vergleich heranzieht. In Deutschland seien demnach die Ausbildungsleistungen in manchen Branchen um bis zu 70 Prozent gesunken.
Immer weniger Jugendliche
Der Think Tank Agenda Austria hält diesem Argument entgegen, dass die Zahl der Lehrlinge unter anderem aus demografischen Gründen zurückgehe. Die Liberalisierung der Handwerksordnung in Deutschland sei daher nur ein Faktor von vielen. In Österreich gehen die Lehrlingszahlen laut dem Institut für Bildungsforschung und Wirtschaft (ibw) bereits seit 2009 kontinuierlich zurück. 2015 erreichte die Zahl der Lehrlinge mit 109.963 erneut ein Rekordtief. Das sind knapp 22.000 weniger als im Krisenjahr 2008. Im Superlehrlingsjahr 1980 registrierte die Wirtschaftskammer noch 194.089 Lehrlinge.
Trend nicht aufhaltbar
Auch die Zahl der Lehrbetriebe nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. "Jedes Jahr gibt es 1.000 Lehrbetriebe weniger, weil die jungen Leute fehlen", so Bildungsforscher Helmut Dornmayr vom ibw gegenüber den Regionalmedien Austria. Der Experte bestätigt somit das Demografie-Argument. Ob eine entbürokratisierte Gewerbeordnung diesen Trend beschleunigen wird, hängt davon ab, wie die Reform umgesetzt wird. Aufhalten kann man ihn wohl nicht.
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