40 Jahre im Dienst der Menschenrechte

Amnesty International wird nicht müde, auf Missstände in der Welt hinzuweisen - in Leoben auch nicht nach 40 Jahren. | Foto: KK/Amnesty Leoben
2Bilder
  • Amnesty International wird nicht müde, auf Missstände in der Welt hinzuweisen - in Leoben auch nicht nach 40 Jahren.
  • Foto: KK/Amnesty Leoben
  • hochgeladen von Simon Pirouc

LEOBEN. "Am Anfang wurde Amnesty International (AI) als Organisation heftigst angegriffen. Man hielt uns für naiv, dachte, eine Vereinigung wie unsere müsse Pro-Ostblock, Pro-Kommunismus sein", erinnert sich Balder Ortner, Gründer der Amnesty International-Gruppe 19 in Leoben. Gegründet im Jahr 1974 feiert man heuer das 40-jähriges Bestehen.
1974 - das Jahr ist einen Monat alt, als die Volksfront zur Befreiung Palästinas und Mitglieder der Japanischen Roten Armee eine Shell-Anlage in Singapur überfallen. Im Laufe des Jahres sollte Tito in Yugoslawien zum Präsidenten auf Lebenszeit ernannt werden, Richard Nixon über die Watergate-Affäre stolpern und von seinem Amt als amerikanischer Präsident zurücktreten. In Deutschland wird Günter von Drenkmann von der "Bewegung 2. Juni" ermordet und der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt tritt zurück, nachdem sein persönlicher Referent Günter Guillaume als Spion der DDR enttarnt wurde. Kurz: Die Welt befand sich mitten im Kalten Krieg, die Angst vor "Links" ging im Westen um - pro-kommunistisch abgestempelt zu werden war kein leichtes Los. Warum Weltpolitik in dieser Frage wichtig ist? Weil Weltpolitik immer eine Rolle spielt bei der Frage, wie es global um die Menschenrechte steht.

Anfänglicher Gegenwind

"Ich kam damals von Deutschland nach Leoben. In Konstanz hatte ich schon Kontakt mit der AI-Gruppe, als ich dann nach Österreich umzog, wollte ich hier eine Gruppe hochziehen." Mit drei Studenten, die just die selbe Idee hatten, wurde so die Leobener Gruppe der Menschenrechtsorganisation geboren. Im Fahrwasser der 68er-Bewegung war es neben dem allgegenwärtigem ideologischen Konflikt dieser Zeit auch eine Ära, in der sich viele für die Ideen der NGO (Non-Govermental Organisation) Amnesty interessierten.

Niemals ruhend

Das Jahr 1974 fiel auch mit dem Militärputsch in Chile zusammen. Zu viert nahm man sich damals in Leoben eines "Gewissensgefangenen" aus Chile an. Mit Briefen und ersten Aktionen kämpfte man für die Freilassung eines zu Unrecht Inhaftierten - mit Erfolg! Zwei Jahre später wurde der Mann freigelassen. 40 Jahre sind seit der Gründung der Leobener Gruppe vergangen, vier Jahrzehnte also, in denen unzählige Aktionen, Briefe, "Adoptionen" von Gewissensgefangenen und vieles mehr von den Mitgliedern der Leobener AI-Mitgliedern unternommen wurden, um die Menschenrechtssituation rund um den Globus zu verbessern.

Fälle bleiben im Gedächtnis

"Seit den Anfangstagen hat sich sehr viel verändert. Die Anfeindungen, denen man zuerst oft ausgesetzt war, sind weniger geworden, heute hat kaum mehr jemand etwas gegen unsere Arbeit. Andererseits sind die Menschen mit der Zeit auch immer weniger bereit mitzuarbeiten", so Marian Pink. Pink ist beinahe so lange Mitglied wie Ortner selbst. Im Zuge ihrer Arbeit für Amnesty war sie zwischenzeitlich Koordinatorin der Organisation in Südamerika. 2001 wurde sie in das International Executive Comittee (IEC), das weltweit höchste ausführende Gremium von AI gewählt. Als 1992 der kubanische Schriftsteller Jorge Pomar Montalvo mit Hilfe der Leobener AI-Gruppe aus einer politisch motivierten Haft entlassen und anschließend von Österreich als Asylant abgelehnt wurde, hätte sie die Welt nicht mehr verstanden. Es sind am Ende eben Einzelschicksale, um die sich AI kümmert. Also bleiben die Erinnerungen an jeden bearbeiteten Fall im Gedächtnis.

Arbeit wirkt

Nach 40 Jahren hat sich der Gegenwind für AI weitgehend gelegt, wie Gruppensprecherin Getraud Reisinger zu berichten weiß: "Man sieht uns immer politisch links angesiedelt, wir selbst sehen uns eigentlich mehr als eine Gegenströmung zu Strache und Co. Leider glauben viele nicht, dass unsere Arbeit etwas bewirkt, dem können wir jedoch viele Erfolge entgegenhalten!" Ein weiteres Beispiel für eine gelungene Aktion: 1999 konnten in Sansibar unter Mithilfe der Leobener 18 Gewissensgefangene befreit werden.
Auch so viele Jahre nach der Gruppengründung ist der Wille zu Veränderung bei AI in Leoben ungebrochen. "Unsere Aufgabe ist es, sehr stark Stimmung zu machen, Aufklärung zu betreiben, die Bevölkerung zu sensibilisieren", so Reisinger. "Amnesty hat Erfolge aufzuweisen, daran muss man nicht zweifeln. Nach 40 Jahren Aktivität von Leoben aus kann man jedenfalls sagen, unsere größte Errungenschaft war es, dass die Gruppe noch besteht und sich noch immer für Menschenrechte einsetzt!"

Lesung zum Jubiläum

Am 7. Mai um 19.30 Uhr feiert Amnesty International Leoben im Trauungssaal in Leoben das 40-jährige Bestehen der Ortsgruppe mit einer Lesung der legendären Journalistin und Autorin Barbara Coudenhove-Kalergi. Karten dafür sind unter anderem in der Buchhandlung Leykam erhältlich.

Amnesty International wird nicht müde, auf Missstände in der Welt hinzuweisen - in Leoben auch nicht nach 40 Jahren. | Foto: KK/Amnesty Leoben
So kennt man die Mitglieder der Leobener Ortsgruppe 19 üblicherweise. | Foto: KK/Amnesty Leoben
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Bedingungslos geliebt: Den Muttertag nehmen Kinder jeden Alters zum Anlass, ihren Mamas einmal "Danke" zu sagen.  | Foto: Unsplash / Gabe Pierce
2

Zum Muttertag "danke" sagen
Wertschätzung für unsere unbezahlbaren Mamas

Am Muttertag heißt es "danke" sagen: Ob mit Blumen, Schokolade, einem Gedicht oder Frühstück, am 12. Mai werden die Mütter dieses Landes gefeiert, denn sie leisten an 365 Tagen im Jahr Großartiges. BEZIRK LEOBEN. Mütter leisten Unglaubliches, tagein, tagaus und dafür gebührt ihnen Dank. Seit 1914 wird in Österreich jedes Jahr am zweiten Sonntag im Mai der Muttertag gefeiert – heuer ist es am 12. Mai so weit. Dabei stellt dieser Tag nicht nur einen besonderen Tag für alle Mütter dar, die sich zu...

  • Stmk
  • Leoben
  • Manuela Kaluza

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.