Zellstoff Pöls AG plant weitere Investitionen

Weitere Investitionen in der Höhe von 18 Millionen Euro zur Kapazitätssteigerung plant die Zellstoff Pöls AG in den Jahren 2016 und 2017. Dies teilte CEO Andreas Vogel dem Pölser Bürgermeister Gernot Esser mit.
  • Weitere Investitionen in der Höhe von 18 Millionen Euro zur Kapazitätssteigerung plant die Zellstoff Pöls AG in den Jahren 2016 und 2017. Dies teilte CEO Andreas Vogel dem Pölser Bürgermeister Gernot Esser mit.
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Interview: Heinz Waldhuber

Die Zellstoff Pöls AG meldet eine ausgezeichnete Wirtschaftslage und will für Kapazitätssteigerung investieren.

PÖLS. „Wir sind eins“, beschreibt Bürgermeister Gernot Esser das Verhältnis zwischen Marktgemeinde Pöls und der Zellstoff Pöls AG. Prosperierend ist diese Konstellation aber nicht nur für beide Partner, sondern – angesichts der nahezu 430 Mitarbeiter – auch für die gesamte Region. Man habe auch in Zukunft viel vor, bestätigt Vorstandschef Andreas Vogel den optimistischen Blick in die Zukunft gerichtet. Nach einem Akt „getaner Arbeit“ – denn mit neuer Papiermaschine und neuem Laugenkessel wurde nun ein Investment von fast 200 Millionen Euro erfolgreich abgeschlossen und ein weiterer massiver Schritt in den Ökologiebereich getan. Zu Gesicht bekommen kann man die neuen Anlagen bei einem „Tag der offenen Tür“, der für 17. September anberaumt ist. „Ihr Moment im Werk“ lautet das Motto dieser Präsentation, bei der die Öffentlichkeit Gelegenheit haben wird, einen nicht alltäglichen Blick hinter die Kulissen des obersteirischen Zellstoffproduzenten zu tun, der mehr denn je mit seiner Umwelt zu einer homogenen Einheit zusammengewachsen ist. In einem Interview nahm der seit knapp vier Monaten im Amt befindliche CEO des Pölser Unternehmens, Andreas Vogel, zu aktuellen Fragen Stellung.

Murtaler Zeitung: Herr Dr. Vogel, Sie haben im April dieses Jahres die Nachfolge des bisherigen CEO Dr. Kurt Maier angetreten. Unter welcher Prämisse?

Dr. Andreas Vogel: Mein klares Ziel für die Zukunft ist der Ausbau des Standortes Pöls durch eine Steigerung der Leistungseffizienz in den einzelnen Prozessen, denn wie jede betriebliche Anlage unterliegen auch wir Ausfällen und Einschränkungen. Es geht also darum, den Output zu erhöhen, um damit letzten Endes auch kos-tengünstiger produzieren zu können. Was mich besonders freut: Wir verfügen am Standort über ausgezeichnete und hoch motivierte Mitarbeiter, aber auch über hervorragende Ausbildungsstrukturen, beispielweise im Lehrlingswesen, die es noch effizienter zu nützen gilt. Grundsätzlich ist es aber in der Region sehr schwierig, neue, gute Mitarbeiter ins Unternehmen zu bekommen.

MZ: Wie ist es derzeit um die wirtschaftliche Lage der Zellstoff Pöls AG bestellt?

Dr. Vogel: Dem Unternehmen geht es sehr gut. Die Auftragslage im ersten Halbjahr 2016 kann als gut angesehen werden, mit der Fertigstellung des neuen Laugenkessels sind wir vollständig auf unsere Märkte zurückgekehrt und können über den Erwartungen produzieren.

MZ: Sie sprechen den Laugenkessel an, der im März 2014 durch eine Explosion vollkommen zerstört wurde?

Dr. Vogel: Ja, der alte Laugenkessel ist bekanntlich durch eine Explosion zu Bruch gegangen. Der materielle Schaden war gewaltig und hat eine umfassende Generalsanierung notwendig gemacht. Seit Jahresbeginn ist der neue Kessel in Betrieb, der dem modernsten Standard in Umwelt- und Sicherheitstechnologie entspricht. Wir haben fantastische Abgaswerte, die weit unter den behördlichen Beschränkungen liegen. Das ist auch optisch wahrnehmbar: Es ist fast keine Kondensatfahne mehr zu sehen.

MZ: Kann man bei dieser Investition von einem Meilenstein in der industriellen Entwicklung des Pölser Standortes sprechen?

Dr. Vogel: Durchaus, denn der Laugenkessel ist neben der 2013 in Betrieb genommenen Papiermaschine gewissermaßen ein Herzstück unseres Pölser Unternehmens. Hier wird die Biomasse verbrannt und daraus Energie gewonnen, die in Strom, Wärmeversorgung und Fernwärme zutage tritt und unseren Standort nicht nur energieautark macht sondern bekanntlich auch mit überschüssiger Energie ausstattet, von der die gesamte Region profitiert. So versorgen wir mit rund 120 Gigawattstunden in der Fernwärme mehr als 15.000 Haushalte, die Stromleistung mit 70 Gigawattstunden entspricht dem Energiebedarf von rund 20.000 Haushalten.

MZ: Das hat auch Auswirkungen auf die Sauberhaltung der Umwelt?

Dr. Vogel: Das ist richtig, denn allein die Nutzung von überschüssigem Strom und Fernwärme aus der Erzeugung von 430.000 Jahrestonnen an Zellstoff führt zu einer Reduktion von mehr als 100.000 Tonnen an Kohlendioxid im Jahr. Das ist ein beträchtlicher Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz und wird in der Öffentlichkeit auch so wahrgenommen.

MZ: Die Zellstoff Pöls AG hat in den vergangenen zehn Jahren über 400 Millionen Euro investiert. Findet das auch in Zukunft eine Fortsetzung?

Dr. Vogel: Wir werden in den Jahren 2016 und 2017 weitere 18 Millionen Euro investieren, um die Kapazität der Zellstoffproduktion von derzeit 430.000 auf 455.000 Jahrestonnen zu erhöhen. Das kann als weiterer wichtiger Beitrag zur Standortsicherung, aber auch zur Sicherung der bestehenden, fast 430 Arbeitsplätze gewertet werden.

MZ: Immer wieder hört man seit einiger Zeit, dass an die Anschaffung einer zweiten Papiermaschine in Pöls gedacht ist. Entspricht dies den Tatsachen?

Dr. Vogel: Bekanntlich betreiben wir am Standort Pöls eine Papiermaschine, deren Anschaffung rund 115 Millionen Euro gekostet hat und die die Erzeugung von rund 80.000 Jahrestonnen an Papier für den Verpackungsbereich sicherstellt. Zu Ihrer Frage: Ja, es gibt Überlegungen, die sich mit der Errichtung einer zweiten Papiermaschine beschäftigen. Derzeit ist eine Projektgruppe dabei, die dafür erforderlichen Strukturen und Rahmenbedingungen zu erheben und die einschlägigen Berechnungen vorzunehmen. Ob es zu einer Realisierung eines solchen Vorhabens kommt, werden wir voraussichtlich im kommenden Jahr entscheiden.

MZ: Eine Maßnahme, die natürlich auch die Gemeinde freuen würde?

Dr. Vogel: Mit der Marktgemeinde Pöls verbindet uns eine vieljährige, ausgezeichnete Zusammenarbeit, die jetzt wieder bei einem gemeinsamen Projekt zutage tritt. Die Pölser Ortsfeuerwehr hat den innerbetrieblichen Brandschutz übernommen und erhält in diesem Zusammenhang ein neues Rüsthaus. Die dafür anfallenden Kosten in der Höhe von 850.000 Euro werden zu gleichen Teilen von Gemeinde und Zellstoff Pöls AG übernommen. Die Bauarbeiten wurden im Juni in Angriff genommen und werden zu Jahresende abgeschlossen sein. Dieses Kooperationsmodell stellt eine Win-win-Situation für beide Seiten dar und wird uns einen effizienten Brandschutz im Ernstfall garantieren.

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