Neuer Bericht
Ein Drittel der Wohnungslosen in Wien sind junge Menschen
Der Verband Wiener Wohnugslosenhilfe präsentierte am 9. November ihren Situationsbericht 2023. Im Fokus stand die Gruppe der jungen wohnungslosen Menschen in Wien und deren Herausforderungen. Denn genau diese Personengruppe ist recht groß.
WIEN. Bei der Pressekonferenz am 9. November zeigte der Verband Wiener Wohnugslosenhilfe die Schwierigkeiten im Bereich der Wohnugslosenhilfe auf und stellte Forderungen an die Politik der Stadt Wien. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf junge, wohnungslose Menschen gelegt. Denn genau dieser Personengruppe sei unter den Betreuten sehr groß. Knapp ein Drittel aller Menschen in der Wohnungslosenhilfe sind junge Erwachsene.
Diese haben aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellungen besondere Herausforderungen und Bedürfnisse. Die Gründe für die Wohnungslosigkeit sind vielfältig. Oft fehlt es jedoch an mangelnder Erwerbstätigkeit, fehlender sozialer Unterstützungsnetze und finanziellen Möglichkeiten. Unterstützungsangebote, speziell für die jungen Menschen, gibt es kaum. Jedoch wäre es laut Andreas Gampert, stellvertretendem Geschäftsführer des Diakonie Flüchtlingsdienstes und der Diakonie, besonders wichtig, um junge Menschen dort abzuholen, wo sie stehen. Wenn man versucht in Angebote zu pressen, die für diese nicht geeignet sind, werde man diese jungen Menschen "verlieren".
Wichtig wäre dafür etwa auch ein niederschwelliger Zugang, ein stabilisierendes Wohnangebot, kontinuierliche Beziehungsarbeit, Unterstützung beim Erlernen von Alltagskompetenzen und die Möglichkeit.
"Ins kalte Wasser geworfen"
Besonders schwer haben es die sogenannten Care Leaver. Das sind jene jungen Menschen, die zuvor durch die Kinder- und Jugendhilfe betreut wurden und mit dem Erreichen ihrer Volljährigkeit diesen Anspruch verlieren. Viele von ihnen haben große Probleme diesen Schritt in die Selbstständigkeit mit wenig bis gar keiner Unterstützung zu machen.
„Von einem Tag auf den anderen müssen sie einen Alltag meistern, für den sie kaum oder unzureichend vorbereitet wurden. Die jungen Menschen werden ins kalte Wasser geworfen, aber niemand hat ihnen das Schwimmen beigebracht.“ so Roland Skowronek, Geschäftsleiter der Heilsarmee.
Es besteht zwar das Angebot für insgesamt 45 Beratungsstunden zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr. Jedoch sei das definitiv nicht ausreichend. Aufgeteilt auf diesen gesamten Zeitraum hat ein junger Erwachsener so nicht mehr als 37 Minuten im Monat Beratungsanspruch, rechnet Skowronek vor. Es brauche daher dringend eine Gesamtstrategie zur Begleitung der jungen Erwachsenen in ein eigenständiges Leben.
Leistbares Wohnen als Prävention
Der Wiener Wohnungsmarkt biete kaum Chancen für junge Erwachsene. Selbst vermeintlich „leitbare“ Wohnungen seien für Menschen, die gerade in den Arbeitsmarkt einsteigen oder eine Ausbildung machen, oft unerschwinglich. Viele junge Menschen sind so gezwungen, in prekären Familienverhältnissen zu bleiben, mit beschränkten Zukunftsperspektiven, erklärt man. Manchmal müsse dann die Wohnungslosenhilfe als letztes Netz einspringen. Dies sei keine Lösung, betont Hammer. Um nachhaltig Wohnungslosigkeit zu beenden, braucht es eine andere Wohnpolitik.
Der Verband Wiener Wohnungslosenhilfe fordert daher spezialisierte Angebote und den Einbezug von Lebensrealitäten junger Erwachsener in allen Angebotsstrukturen. Zusätzlich brauche es eine enge Zusammenarbeit von Wohnungslosenhilfe, Sucht- und Drogenkoordination, Kinder- und Jugendhilfe und Organisationen aus dem Bereich Gesundheit und Arbeitsmarktintegration sowie einen Rechtsanspruch für Care Leaver auf Unterstützung sowie die Möglichkeit einer Wiederaufnahme der Betreuung bis zum 24. Lebensjahr.
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