Gerichtsprozess
Amstettner nach Vergewaltigungsvorwürfen freigesprochen
Mit einem rechtskräftigen Freispruch endete in St. Pölten der Prozess gegen einen 17-Jährigen, dessen Ex-Freundin Monate nach der Trennung Anzeige wegen fortgesetzter Gewaltausübung und Vergewaltigungen gegen ihn erstattet hatte.
AMSTETTEN. Staatsanwältin Julia Berger ging aufgrund der Aussage der Jugendlichen davon aus, dass sie mehr als ein Jahr lang von dem Beschuldigten misshandelt, zuletzt auch mit Kabeln und Gürteln geschlagen, gestoßen und gewürgt worden sei. Im März 2021 habe er sie in einer öffentlichen Toilett-Anlage, im April in seiner Wohnung im Bezirk Amstetten vergewaltigt.
Der Beschuldigte bestritt die Vorwürfe. Sein Bruder erklärte, dass das Mädchen wie ein Familienmitglied behandelt worden sei und niemand habe in der gemeinsamen Wohnung etwas von Gewalttätigkeiten mitbekommen. „Das wäre uns aufgefallen“, bestätigten auch jene Zeugen, die nach Beweisanträgen der Verteidigung zu Beginn des Prozesses im vergangenen Jahr diesmal vor Gericht aussagten. Darüber hinaus habe die Jugendliche nach der Trennung immer wieder die Nähe zu dem Beschuldigten gesucht und seinen Bruder gebeten, sich für eine Aussöhnung einzusetzen. Erst, als dies nicht gelang, erstattete das Mädchen Anzeige und, obwohl damit die Ermittlungen begannen, suchte die Jugendliche auch weiterhin Kontakt zu ihrem Ex-Freund.
Widersprüchliche Aussagen
Verteidigerin Nabila Ehrhardt wies in ihrem Plädoyer auf die Widersprüche in den Aussagen der Jugendlichen hin. Gleichzeitig sei es unter den gegebenen Umständen kaum möglich gewesen, dass niemand etwas von Übergriffen bemerkt habe.
Auch für den Schöffensenat war die Beweislage für einen Schuldspruch zu dünn. Das Mädchen habe aktiv die Nähe des Beschuldigten gesucht und sich trotz der Vorwürfe noch nach der Trennung in sein Bett gelegt. Es gebe keine belastenden Zeugenaussagen, vor allem habe sich das Mädchen selbst häufig widersprochen, begründete Jugendrichter Markus Grünberger den Freispruch, dem auch Staatsanwältin Berger zustimmte. Erleichtert bedankte sich der 17-Jährige bei seiner Verteidigerin für die Beharrlichkeit, die schließlich die Wahrheit ans Licht gebracht habe.
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