Mostviertler Peiniger
Das Zittern vor dem Mostviertler "Clan-Chef" geht weiter
Kein Aufatmen für die Opfer eines rechtskräftig verurteilten Mostviertlers: Er ist weiterhin auf freiem Fuß.
MOSTVIERTEL. Abermals gelang es einem Mostviertler "Clan-Chef", seinen Haftantritt am 5. Oktober, diesmal aus formellen Gründen, zu entgehen. Darüber hinaus soll er durch Druck weiterhin die Auszahlung der Entschädigung an seine Opfer verhindern (entsprechende Unterlagen liegen der Redaktion vor).
Die Vorgeschichte
Andreas G., ein Verwandter des "Clan-Chefs", brachte den Fall aufgrund eines Verdachts rund um die vor 40 Jahren spurlos verschwundene junge Mutter Maria O. ins Rollen. Mordermittlungen im Jahr 2019 lüfteten dabei das unfassbare Martyrium von zumindest zwei Frauen, die von ihrem mittlerweile 66-jährigen Onkel teils jahrzehntelang grausamst misshandelt und vergewaltigt worden sind (die BezirksBlätter berichteten). Als Oberhaupt einer Großfamilie mit nur schwer zu überschauenden Verwandtschaftsverhältnissen herrschte der Pensionist jahrzehntelang und nahm sich, laut Staatsanwaltschaft St. Pölten, vor allem auch "sexuell wen und wann er wollte".
Krücke und Atemhilfe
Kurz konnten die Opfer aufatmen: Ende Juni 2021 wurde ihr Peiniger zu 13 Jahren Haft verurteilt. Dagegen legte er jedoch volle Berufung ein und blieb weiterhin bis zur rechtskräftigen Entscheidung am Oberlandesgericht auf freiem Fuß. Mit Krücke, Atemhilfe und Gutachten versuchte er bei der Berufungsverhandlung im Mai seine Haftunfähigkeit glaubhaft zu machen. Das Oberlandesgericht bestätigte jedoch sowohl die 13 Jahre Haft sowie die Entschädigungen für die beiden Hauptopfer in Höhe von 50.000 bzw. 100.000 Euro, während die Verteidigung sogar von einem Justizirrtum sprach. Der 66-Jährige selbst redet von Intrigen und beteuert seine Unschuld und legte nun eine Beschwerde bezüglich der Hafttauglichkeit ein. Unter anderem mit versäumten Gutachterterminen ist es ihm bis jetzt gelungen, seinem Haftantritt zu entgehen.
Da "platzt der Kragen"
Nun platzte auch der nächste Hafttermin am 5. Oktober. Statt ins Gefängnis fuhr der Mann zu einem Einkaufsbummel, wie Zeugen beobachtet haben sollen.
Das lässt die Opfer, laut Andreas G.., weiter zittern. "Jeder fürchtet, er kommt weiter damit durch", so Andreas G., zumal die Angst vor dem Mann als Hauptursache für das jahrzehntelange Schweigen von Opfern und Mitwissern angesehen werden könne. Bernd K. kennt den "Clan-Chef" äußerst gut. "Er verarscht einfach alle. Vor Gericht kommt er mit Krücke und Atemhilfe", ärgert sich G.
Darüber hinaus fährt er mit Auto und Traktor und raucht, wie Videos belegen (Videos liegen der Redaktion vor). Offiziell gehört dem einst wohlhabenden Pensionisten nichts mehr, dennoch verfügt er mit Druck über sein ehemaliges Vermögen. "Dieser Despot gehört hinter Gitter, denn seine kriminelle Energie arbeitet weiter“, so Bernd K., wobei für neuerliche Vorwürfe die Unschuldsvermutung gilt.
„Jedenfalls hat er Kinder vergewaltigt und ist trotz rechtskräftigem Urteil immer noch auf freiem Fuß", platzt Andreas G. beinahe der Kragen.
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