Die "Zelle" der etwas anderen Art
BEZIRK. Trotz Handy-Boom gibt es im Bezirk Amstetten noch 118 Telefonzellen. Einst unverzichtbar ist es in den letzten Jahren immer ruhiger um sie geworden. "Die Nutzer sind hauptsächlich Jugendliche, Handybesitzer mit leerem oder defektem Akku, Menschen mit geringem Einkommen und sehr oft Touristen", so Livia Dandrea von A1 Telekom Austria.
Eltern sollten nicht mithören
"Die gute alte Telefonzelle habe ich früher für die Freizeitplanung mit Freundinnen genutzt. Dafür hat sich das Telefon im Haus nicht immer geeignet, da sonst die Eltern nicht ganz so erfreut gewesen wären", erinnert sich Sylvia Wiesflecker aus Amstetten noch ganz genau. Doch daran ist heutzutage gar nicht mehr zu denken, da für die Jugendlichen ein Leben ohne Smartphone gar nicht mehr vorstellbar wäre.
"Ich hatte letztens mein Handy vergessen und bin eher durch Zufall auf eine Telefonzelle gestoßen. Zuvor habe ich diese gar nicht wirklich wahrgenommen", so der Amstettner Student Daniel Leonhardsberger.
Lesen statt telefonieren
Da so manche Telefonzelle nicht mehr ganz dem aktuellen Stand der Dinge entspricht, gibt es innovative Ideen für eine entsprechende Nutzung der ausgedienten "Häuschen". So eröffnete die Stadtbücherei Amstetten heuer in Hausmening und Mauer zwei Büchertelefonzellen. "Wir wollten einen neuen Zugang zum Lesen schaffen und waren mit einem offenen Bücherschrank nicht wirklich zufrieden. Wir haben gesucht und sind so auf diese Telefonzelle gestoßen", so Sylvia Wiesflecker von der Stadtbücherei Amstetten.
Danach stellte sich aber die Frage, wie man zu einer solchen Telefonzelle überhaupt kommt. "Wir haben Kontakt mit A1 aufgenommen und wir mussten ihnen die genaue Nutzung mitteilen. Danach konnten wir diese um 100 Euro erwerben und haben sie im Bauhof Amstetten komplett renovieren und adaptieren lassen", so Sylvia Wiesflecker über die ersten Schritte.
Ein Kreislauf soll entstehen
Die Büchertelefonzellen werden mit Buchspenden und ausgemusterteten Bibliotheksexemplaren bestückt. Die Bücher kann man sich dort ohne Formalitäten zum Lesen mit nach Hause nehmen. Im Gegenzug können auch Bücher hineingestellt werden, sodass im Idealfall ein Kreislauf entsteht.
"Zwei Tage bevor wir die Büchertelefonzelle in Hausmening bestückt haben, wurde die Tür eingetreten. Ansonsten haben wir mit keinerlei Vandalismus zu tun gehabt. Wir sorgen mindestens zwei Mal im Monat für Sauberkeit und Ordnung in den Zellen", berichtet Wiesflecker. Es liegen auch bereits Anfragen anderer Büchereien vor, die sich ebenfalls für Büchertelefonzellen interessieren und informieren.
Neuester Stand der Technik
In Waidhofen/Ybbs steht hingegen eine von fünf Multimedia-Telefonzellen mit integrierter Stromtankstelle in Niederösterreich. Mittels Touchscreen kann man nicht nur telefonieren oder im Internet surfen, sonder erhält auch Informationen über das Angebot in der Region.
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