„Straßen werden überwuchert“

Gerlind Weber ist Raumplanerin an der Uni für Bodenkultur. Sie untersucht für das Land NÖ die Landflucht, entwickelt Pläne zum „geordneten Rückbau“.

Talk bei P3TV. Das gesamte Gespräch sehen Sie ab Freitag dem 30. November im Kabelfernsehen der Kabelsignal, in A1tv, über Satellit auf Astra digital und im Web unter http://www.p3tv.at sowie direkt hier unter diesem Beitrag.

Sie sagen: „Das Schrumpfen in manchen Randlagen Niederösterreichs ist nicht mehr umkehrbar.“ Wo sind die Problemzonen?

Gerlind Weber: „Der äußere Norden, das nördliche Wald- und Weinviertel und die Grenze zur Steiermark.“

Dort wandert die Bevölkerung ab, dafür wuchert sie andernorts.

„Wir haben Trends, dass starke Regionen stärker werden und wuchern. Die Stadt frisst sich immer weiter ins Umland. Dafür werden schwache Regionen schwächer. Sie verlieren Arbeitsplätze, auch die Kulturlandschaft wird nicht mehr gepflegt.“

Es wird also wieder mehr Wildnis geben?

„Das gab es schon in der Vergangenheit. Landwirtschatsflächen sind verwaldet oder sie wurden verbaut. Das hat in Niederösterreich bereits seit vier Jahrzehnten stattgefunden und könnte durch die derzeitige Entwicklung beschleunigt werden.“

Sie sagen, ein Hauptproblem ist die Überalterung.

„Der Anteil der Alten an der Bevölkerung nimmt zu. Uns muss beunruhigen, dass die Jungen nimmer nachwachsen und in ein erwerbsfähiges Alter kommen. In manchen Räumen fehlen dann die Erwerbsfähigen und sie haben nicht mehr die Kraft, sich selbst am Schopf aus der Negativentwicklung herauszuziehen.“

Es gibt Dörfer in Niederösterreich, die in 40 Jahren die Hälfte der Einwohner verloren haben?

„Ja, und die stehen noch nicht am Ende ihrer Entwicklung, sondern verlieren weiter an Bevölkerung. Es gibt zu wenig Frauen vor Ort, die Kinder bekommen können. Wenn eine Frau weggeht, nimmt sie die nächste Generation mit.“

Also die jungen Frauen sind als Erste weg?

„In der Regel ziehen sie entweder den Partnern oder den Arbeitsplätzen in die Zentralräume nach.“

Warum bleiben junge Männer eher am Land?

„Wir haben das genau untersucht. Wir haben uns die Gruppe zwischen 20 und 29 Jahren angeschaut. Die Männer sind stärker in örtliche Strukturen eingebunden. Sie sind auch traditionell die Übernehmer, etwa eines Bauernhofes. Sie sind aber auch oft die schlechter Gebildeten. Der ländliche Arbeitsmarkt ist ein männlicher, weil Männer schlechter qualifiziert sind. Außerdem lockt die Pension Mama und sie bleiben lieber daheim.“

Der Ort mit der stärksten Abwanderung ist Annaberg. Sie treten für geordneten Rückbau ein. Müssen wir ganze Ortschaften wegreißen?

„Man wird vielleicht einzelne Weiler zurückbauen. In Ostdeutschland werden etwa Abrissprämien für leerstehende Häuser vergeben. Die gehören weggerissen, damit sich der Immobilienwert stabilisiert. Denn verfallende Häuser senken auch den Wert von intakten in der Nachbarschaft.“

Soll man auch Straßen rückbauen?

„Das wird man nicht müssen. Sie werden nicht mehr erneuert und irgendwann überwachsen. Das geht schnell.“

Gibt es einen Ausweg?

„In vielen Fällen wird man es nicht stoppen können.“

In Griechenland ziehen aufgrund der Krise junge Menschen wieder aufs Land, weil sie dort überleben können.

„Ich hoffe, das passiert bei uns nicht. Aber oft überlebt man tatsächlich am Land leichter als in der Stadt.“

Außenminister Spindelegger hat gesagt, er kann sich Außenstellen von Ministerien in der Provinz vorstellen. Was halten Sie davon?

„Im Prinzip ist Dezentralisierung eine sehr gute Idee. Wir haben sehr starke Zentren. Dort schoppt sich die Verwaltung. Da wär‘s wichtig, dass man hochqualitative Arbeitsplätze in die ländlichen Zentren bringt. Es wäre auch an Forschungseinrichtungen zu denken.“

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