"Sich nicht zu versichern ist Dummheit"
Thomas Grünberger, Versicherungsexperte bei der Arbeiterkammer Niederösterreich, im Gespräch über Reisen mit abgesichertem Risiko.
NIEDERÖSTERREICH. Unabhängig davon, ob man verreist oder nicht, ist es ratsam eine Eigenheim- und eine Haushaltsversicherung abgeschlossen zu haben. Thomas Grünberger von Arbeiterkammer rät, sich von der Versicherung eine kleine Leistungsübersicht nach Risiken aufgeschlüsselt vorlegen zu lassen: "Jeder kann in ein Risiko kommen, das nicht abschätzbar ist, zum Beispiel wenn in der Wohnung über mir ein Wasserschaden ist, der auch meine Wohnung trifft, ist der andere Wohnungsbesitzer schadensersatzrechtlich nicht haftbar. Das nennt man Zufallsursache. Zu sagen, ich brauche keine Versicherung, ist für mich Dummheit."
Von Wasserhahn bis Facebook
Für die Reise von Bedeutung ist zum Beispiel die Privathaftpflichtversicherung mit entsprechender Deckung im Ausland. "Zu den wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen gehört, die Hauptwasserleitung abzudrehen", so der Experte. "Das ist bei mehr als 72 Stunden Abwesenheit ein Muss. Auch alle Fenster müssen geschlossen werden, weil die Versicherung dies im Fall eines Einbruches sonst als grobe Fahrlässigkeit wertet. Wer eine Alarmanlage hat und dafür Rabatt auf die Prämie bekommt, muss diese ohnehin immer einschalten, wenn man nicht daheim ist. Ich empfehle auch, auf Facebook nicht zu posten, dass man auf Urlaub ist. Das wurde zwar noch nie von einer Versicherung im Schadensfall herangezogen, aber wissen kann man es nie."
Von Deckungssumme bis Gepäck
Speziell für die Reise berücksichtigt werden muss, dass bestehende Behinderungen und chronische Krankheiten vom Deckungsschutz oftmals ausgenommen sind. Auch der Abschlusszeitpunkt einer Reiseversicherung und ihre zeitliche Gültigkeit gehören beachtet. Grünberger empfiehlt außerdem einen Reisekrankenschutz abzuschließen: "Dies ist vor allem in Ländern notwendig, in denen kein Sozialversicherungsabkommen besteht." Besonders gilt das für Länder wie den USA, in denen man im Schadensfall mit einer Deckungssumme von 100.000 Euro nicht weit kommt: "In Amerika kostet schon ein Spitalstag 20.000 Euro. Da sollten sich Reisende genau informieren." Ebenso empfehlenswert – besonders bei teuren Reisen – sei eine Stornoversicherung. Über Doppelt- und Dreifach-Versicherungen brauche man sich nicht den Kopf zu zerbrechen: "Das Problem ist nicht das zu viel an Versicherungen, sondern nicht ausreichende Deckungssummen – zum Beispiel im Fall von bleibender Invalidität." Ebenfalls ein Punkt sei die Rückholung vom Urlaubsort im Fall von Krankheit, die nicht von allen Versicherungen übernommen werde.
Von Reisegepäckversicherungen hält Grünberger hingegen wenig, da diese häufig extensiv gegen die Konsumenten ausgelegt werden: "Dessen sollten Reisende sich bewusst sein und nicht zu viel erwarten."
Von Mietauto bis Mitversicherung
Bei der Versicherung von Auto oder Mietwagen gilt es CDW und LDW, also Teil- und Vollkasko zu unterschieden. Der Autodiebstahl wird meist nur von zweiterem gedeckt. Grünberger: "Oftmals hat man daheim schon eine Versicherung abgeschlossen und im Urlaubsland wird einem dann noch einmal dieselbe angedreht – da heißt es aufpassen." Außerdem empfiehlt sich bei der Übergabe des Mietautos Zeit zu lassen und auch Fotos von bereits bestehenden Schäden zu machen: "Das Gleiche gilt natürlich bei der Rückgabe." Er wolle nicht unnötig Misstrauen schüren, aber: "Wir sind in einem Wirtschaftssystem, in dem es um jeden Cent geht. Da muss man schon aufpassen."
Was die Mitversicherung von Kindern und Partner angeht, setzt Grünberger auf Kontrolle: "Immer lieber einmal zu viel nachfragen und sich die Mitversicherung auch bestätigen lassen."
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