Fotografische Sensation:
2500 historische Baden-Fotos gerettet
In Baden konnten 2.500 historische Fotos aus einem Atelier gerettet werden.
BADEN. Fassungslos stand Stadtarchiv-Chefin Ulrike Scholda an einem Tag im Jahr 2018 am Dachboden in der Antonsgasse 20. Hier befand sich das Fotoatelier von Anton Schiestl (1872 - 1933), eines der bedeutendsten Fotografen in Baden. In unzähligen Kartons waren die in jener Zeit beim Fotografieren üblichen Glasplattennegative geschlichtet, zum Teil auch zerbrochen. Die Glasplatten waren großteils datiert, weitere Details waren nicht angegeben.
Nur einen Tag hatte das Team des Stadtarchivs Zeit, um die wertvollen historischen Relikte in Sicherheit zu bringen, ehe die Baumeister an der Adresse mit ihrer Arbeit beim Renovieren weitermachten.
"Wir haben rund 2.500 Glasplattennegative gerettet",
kann Ulrike Scholda heute sagen.
Jahrelange Arbeit
Zwischen dem Jahr 2018 und dem Jahr 2022 liegen Jahre historischer Detektiv-Arbeit, die noch längst nicht abgeschlossen ist. Die aus drei Schichten bestehenden Glasplattennegative mussten zunächst aufwendig gereinigt werden, ehe man das genaue Motiv überhaupt entdecken konnte. Großteils handelt es sich um - höchst professionelle und gestochen scharfe Aufnahmen von Gebäuden, Straßenzügen oder Landschaften, zum anderen Teil aber auch um Portraits von Personen, Hochzeitspaaren etwa oder Weihnachtsfeiern in bürgerlichen Salons.
Auch aus der Arbeitswelt der Winzer sind Bilder erhalten.
Fotoschatz aus der Vergangenheit
Die Glasplattennegative, sofern sie nicht während jahrzehntelanger Lagerung durch Umwelteinflüsse geschädigt oder zerstört wurden, lassen sich heute zu historischen Positiv-Bildern von einzigartiger Qualität umwandeln. Ein wahrer Schatz, der da für mindestens viele weitere Jahrzehnte, wenn nicht gar für die Ewigkeit bewahrt werden kann.
Die restaurierten Negative werden im Original in moderne Kartei-Boxen geschlichtet, natürlich nummeriert und auch inhaltlich zugeordnet. "Da sind wir aber noch recht am Anfang und ersuchen um die Mithilfe der Bevölkerung. Während wir manche Bilder gut selber zuordnen können - etwa jenes von einem riesigen Schneemann in der noch unverbauten Hochstraße - gibt es zahllose Aufnahmen von Personen oder Innenräumen, die am besten von involvierten Personen wiedererkannt werden können", so Ulrike Scholda.
Vorzeigeprojekt
Restauratorin Alexandra Moser: "Es ist ein Vorzeigeprojekt. Ich war begeistert von der Zusammenarbeit zwischen Museumspersonal und Restauratoren."
Gesponsert wird die doch kostspielige und zeitaufwendige Präzisions- und Detektivarbeit von der Immobilienfirma Engels & Völkers.
„Da Immobilien unsere Leidenschaft sind und uns der Erhalt historischer Objekte am Herzen liegt, freuen wir uns, dieses spannende Projekt zu unterstützen. Als Badenerin und Unternehmerin in Baden bin ich besonders stolz, diese historischen Motive unserer schönen Biedermeierstadt im Rollettmuseum für jedermann zugänglich zu machen“, erläutert Mag. Livia Beirer von Engel & Völkers Baden.
Eine Auswahl der „alten Ansichten“ wird im Rahmen eines Vortrages im Rollettmuseum präsentiert werden. Geplant ist auch eine Dauerpräsentation zahlreicher Motive in den Schauräumen des Rollettmuseums.
Mit Lois Lammerhuber ist das Stadtarchiv bereits in Kontakt, um vielleicht einige der historischen Bilder nächstes Jahr im Rahmen der Fotoausstellung La Gacilly öffentlich zu zeigen.
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