Als die Kurmusik verstummte

Seidenblau der Himmel, weich und doch nicht schwül die Luft - so schreibt der Dichter Stefan Zweig in seinem Roman "Die Welt von Gestern" über den Sommer 1914, den er als Bub in Baden verbrachte. Er fand sich oft lesend im Kurpark zu den Klängen des Kurkonzertes. Am 29. Juni brach die Musik plötzlich ab, und die Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Gemahlin wurde verkündet.

Auch beim Heurigen war's still

Die Badener Gärtnerstochter Auguste Baumgartner wiederum erinnert sich in "Ein Rückblick", wie das Heurigengeplauder im Melkerkeller verstummte, als der Zug mit den Leichen des Thronfolgerpaares durch Baden rollte.
Und Elias Canetti beschreibt in seinem Roman "Die gerettete Zunge", wie am 28. Juli 1914 im Kurpark erneut die Musik verstummte, denn "Deutschland hat Russland den Krieg erklärt". Der 1. Weltkrieg hatte begonnen.
Canetti, englischsprachig aufgewachsen, erinnert sich, dass die Kurkapelle danach die österreichische Kaiserhymne anstimmte und alle mitsangen. Dann folgte noch die deutsche Hymne "Heil dir im Siegerkranz". Der kleine Elias kannte den Gesang von England als "God save the King" und sang auf Englisch mit. Dafür bekam er einige Watschen von Umstehenden ab. Denn England war nun der "Feind".

"Ich berichte"

Alle diese Erinnerungen, Augenzeugenberichte, literarische Texte, Feldpost, hat Badens Stadt-Archivar Dr. Rudolf Maurer zusammengetragen. Er arbeitet gerade unter dem Titel "Ich berichte" an einem Buch, das die ersten zwei Jahre des 1. Weltkriegs aus Badener Sicht dokumentiert. Das Buch soll im Frühjahr 2015 erscheinen.

APA anno dazumal

Auch wie damals der Nachrichtendienst funktionierte, weiß Rudolf Maurer: Er zeigt als Beispiel ein Telegramm, das an die Badener Zeitung ging und zum Inhalt hatte, dass sich die Türkei als neutrales Land nicht an dem Krieg beteiligen werde: APA News aus dem Jahr 1914.