Kloster (Klein-)Mariazell im Wienerwald:
Auf den Spuren eines hochmittelalterlichen Kriminalfalls

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Ein eben erschienener Sammelband schließt eine Forschungslücke in der Landesgeschichte Niederösterreichs: „Hoffen auf die Ewigkeit“ (KRAL Verlag, 2020) zeichnet ein umfassendes Bild der Entwicklung einer Region vor, während und nach einer Klostergründung im 12. Jh. Auf diese Weise öffnet sich ein weites Fenster in ferne Zeiten.

KLEINMARIAZELL. Kommenden Samstag (3. Oktober) wird das Buch in (Klein-)Mariazell im Wienerwald präsentiert.
• Präsentation des Sammelbandes „Hoffen auf die Ewigkeit: Gründung und Entfaltung des Benediktinerklosters (Klein-) Mariazell in Österreich im 12. und 13. Jh.“ 

• Datum: Samstag, 3. Oktober 2020, 18.00 Uhr 

• Ort: Basilika Klein-Mariazell im Wienerwald 

• Um Anmeldung wird gebeten: Tel.: 0660 762 16 57 oder office@mariazell-wienerwald.at 
(Klein-)Mariazell im Wienerwald ist ein wenig so etwas wie ein historischer Kriminalfall. Das im 12. Jahrhundert gegründete Benediktinerkloster inmitten herrlicher Naturlandschaft war im Laufe der Geschichte nicht nur tiefgreifenden baulichen Veränderungen unterworfen – bis hin zur Schleifung großer Teile der mittelalterlichen Klostergebäude in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts – auch die historischen Dokumente wurden zuweilen nachträglich einer „Revision“ unterzogen. 


Interdisziplinärer Brückenschlag zwischen akademischer Forschung und Regionalgeschichte 


Der nun erschienene Sammelband „Hoffen auf die Ewigkeit“ bietet neue Einblicke in bisher ungeklärte Forschungsfragen und löst so manches Rätsel.
Herausgeber Thomas Aigner, Historiker und Leiter des St. Pöltener Diözesanarchivs, sagt: „Wir freuen uns besonders darüber, eine Publikation vorlegen zu können, die nicht nur für Eingeweihte spannend ist. Die versammelten Beiträge führen anschaulich vor Augen, was alles hinter mittelalterlichen Quellen stecken kann.“
19 Autorinnen und Autoren aus den verschiedensten Fachrichtungen arbeiteten seit 2014 an einer interdisziplinären Zusammenschau der mittelalterlichen Klostergeschichte. Neben Beiträgen von Archäologen, Historikern und Kunsthistorikern finden sich in der 500 Seiten starken Publikation auch Beiträge aus dem Bereich der Bauforschung, Epigraphik und Musikwissenschaft. Das Ergebnis ist ein Sammelband, der einen gelungenen Brückenschlag zwischen akademischer Forschung und regionalgeschichtlicher Auseinandersetzung darstellt. Das macht das Buch weit über seinen regionalen Bezug für die gesamte Landesgeschichte interessant. 
(Klein-)Mariazell zeigt, wie regionale Entwicklung im Hochmittelalter funktionierte 
Bereits ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt, wie umfassend Klostergeschichte hier verstanden wird.

„Es geht uns darum zu zeigen, wie die Gründung eines hochmittelalterlichen Klosters eine Region als Gesamtes geprägt hat“, sagt Aigner. Dabei würde es um so wichtige Faktoren wie Besiedlung, Landaufteilung zwischen Adel und Klerus und die Frage der herrschaftlichen Macht gehen. „Die Region des südlichen Wienerwaldes war bisher ein weißer Fleck in der niederösterreichischen Landesgeschichte. Dieser wird mit dem vorliegenden Buch nun gefüllt“, betont auch der Historiker Karl Brunner. Das Buch vermag einen anschaulichen Eindruck davon zu vermitteln, wie das Kloster zum Motor der Entwicklung in der damals noch kaum besiedelten Region 

an der Schnittstelle zwischen dem Einflussbereich der Babenberger im Norden und jenem der steirischen Markgrafen im Süden wurde.

Das Geheimnis rund um die Gründung

Und welches Geheimnis konnte nun tatsächlich gelüftet werden? „Im (Klein-)Mariazeller Stiftungsbrief war Markgraf Leopold III. als einer der Gründer vermerkt“, erzählt Thomas Aigner. Diese Tatsache wurde nie angezweifelt und von Generation zu Generation weitergegeben. Ein Abgleich mit dem Totenbuch (Necrologium) zeigte nun, dass dort der angeblich so wichtige Stifter keinerlei Erwähnung fand. „Dies lässt den Schluss zu, dass Leopold erst nachträglich eingefügt wurde“, sagt Aigner. Richtig spannend ist die Frage nach dem „Warum“ dieser offensichtlichen Quellenfälschung. Die Buchautoren gehen davon aus, dass das Kloster im Wienerwald nach dem Tod des letzten Babenbergers in Erklärungsnotstand gegenüber dem Adel gekommen war. „Noch bevor ein neuer Landesfürst ernannt wurde, machte man sich wohl selbst rasch zur landesfürstlichen Gründung, um den eigenen Anspruch zu verdeutlichen – Fake news des Mittelalters also“, fügt Thomas Aigner hinzu.

Neue Einblicke ins Klosterleben

Nicht gar so geheimnisvoll, aber doch spannend ist die Neu-Auswertung der mönchischen Lebensgewohnheiten („consuetudines“). So ließ sich etwa zeigen, dass die strengen cluniazensischen Benediktiner von (Klein-)Mariazell eine recht klare Form der Arbeitsaufteilung hatten: „Während die Priestermönche die meiste Zeit des Tages mit Gebet verbrachten, gab es die Laienbrüder, die sich um die praktischen Aspekte des Lebens kümmerten“, erzählt Aigner. Zuletzt sind besonders die beeindruckenden archäologischen Funde aus der zweiten Hälfte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu erwähnen, die für diesen Band zum ersten Mal detailliert ausgewertet wurden und teilweise sensationelle Ergebnisse brachten.
Die feierliche Präsentation findet am Samstag, 3. Oktober 2020, unter Wahrung höchster COVID- Sicherheitsmaßnahmen in der Basilika Klein-Mariazell statt.
Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 0660 762 16 57 oder office@mariazell-wienerwald.at
Information und Rückfragen:
Dr. Thomas Aigner, Präsident von „Mariazell im Wienerwald – Verein für Kultur und Denkmalpflege im oberen Triestingtal“, Tel.: 0676 8266 113 21 bzw. t.aigner@mariazell-wienerwald.at
bzw. allgemein auf der Website www.mariazell-wienerwald.at
Besprechungsexemplare können direkt beim KRAL-Verlag angefordert werden:
Anne Saskia Schmutterer: a.schmutterer@kral-verlag.at bzw. 0660 435 76 04

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