Naturjuwel im Bezirk Baden
Der Artenvielfalt am Trockenrasen begegnen

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Der Landschaftspflegeverein (LPV) lud Interessierte zur spannenden Führung am Trockenrasen in Leobersdorf. 
LEOBERSDORF/BEZIRK BADEN. Naturjuwele mit großer Artenvielfalt gibt es im Bezirk Baden zu entdecken. Viele Pflanzen- und Tier-Arten auf den Trockenrasen befinden sich auf der Roten Liste, weil sie so selten geworden sind. Bei einer Führung vom Landschaftspflegeverein gibt es solche Seltenheiten zu sehen.

Die Naturpädagogen zeigen Beispiele der Artenvielfalt. Aktuell nicht blühende Blumen und Wildbienen Nestbauten werden kurzerhand auf Fotos gezeigt. | Foto: Preineder
  • Die Naturpädagogen zeigen Beispiele der Artenvielfalt. Aktuell nicht blühende Blumen und Wildbienen Nestbauten werden kurzerhand auf Fotos gezeigt.
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Der Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wienerbecken kämpft seit 2017 für den Erhalt der ökologisch wertvollen Trockenrasen. Bei Pflegeterminen werden die Trockenrasen von Büschen befreit. Ein wichtiger Aspekt ist aber auch die Bevölkerung aufzuklären. Bei Spaziergängen und auch bei Terminen mit Kindern wird erklärt was ein Trockenrasen ist, und wie die Artenvielfalt erhalten werden kann.
Auch in Leobersdorf fand sich eine große Gruppe an interessierten Menschen, unter ihnen Umweltgemeinderat Gerhard Stampf, die sich auf die Naturerfahrung freuten.

Ein Heuschreck. | Foto: Preineder

Der Trockenrasen existiert seit 600.000 Jahren

Trockenrasen sind Lebensräume mit trockenem, nährstoffarmen Boden. Hier wachsen vorwiegend niedrige Kraut- und Halbstrauchpflanzen. Auf nur einem Quadratmeter können bis zu 100 verschiedene Pflanzenarten gefunden werden. Da es wenig Nährstoffe gibt, bleiben die Pflanzen klein. Es gibt kleine Gehölze, die man kaum als Gehölze erkennt, Moose und Kräuter. Auch unbewachsene Erdstellen und Steine dazwischen sind als Lebensraum sehr wichtig.

Vor 600.000 Jahren haben die Mammuts die Trockenrasen frei gehalten. | Foto: Preineder
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Trockenrasen gibt es seit 600.000 Jahren entlang der Thermenlinie, nach der Eiszeit haben Mammuts und später Auerochse und Wisent diese freigehalten.
Mit dem Menschen kamen auch seine Nutztiere, diese übernahmen das Beweiden und Erhalten der freien Flächen. Erst mit der Industrialisierung und dem Rückgang der Weidetierhaltung, im 20. Jahrhundert, begannen die Flächen zuzuwachsen.

Erhalt vom Trockenrasen

Der Landschaftspflegeverein übernimmt nun die Aufgabe mit Hilfe von den Gemeinden und zahlreichen Freiwilligen die wenigen noch vorhandenen Flächen zu pflegen. In schweißtreibender Arbeit werden Büsche und Bäume reduziert, so wie es für den Lebensraum gut ist. Einzelne Büsche dürfen durchaus stehen bleiben. Auch Schafe werden für die Beweidung und den Erhalt der Trockenrasen eingesetzt.

Die Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) ist eine Orchidee. | Foto: Preineder
  • Die Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) ist eine Orchidee.
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Trockenrasen in Leobersdorf

Die Naturpädagogen Jennifer Fischer und Felix Hohn begleiteten eine Gruppe interessierter Bürger auf die Trockenrasenflächen in Leobersdorf, erklärten Grundlegendes und benannten Pflänzchen und Tiere.

Das leere Haus einer Zebraschnecke kann zur Kinderstube für Wildbienen werden. | Foto: Preineder
  • Das leere Haus einer Zebraschnecke kann zur Kinderstube für Wildbienen werden.
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Jennifer Fischer erzählt, dass der Hangtrockenrasen beim Bunkerstüberl in Leobersdorf fast schon ganz verschwunden war, aber noch waren Trockenrasenpflanzen vorhanden. Der Landschaftspflegeverein hat 2020 begonnen ihn gemeinsam mit der Gemeinde zu erhalten. Dieses Projekt wurde 2021 sogar prämiert, dadurch konnten weitere Maßnahmen und Bildungsprogramme finanziert werden.
Bei Pflegeterminen helfen Freiwillige, von kleinen Kindern bis ältere Menschen, ganz nach ihrem Können mit, den Trockenrasen zu erhalten. 

Federgras benötigt den Trockenrasen. | Foto: Preineder
  • Federgras benötigt den Trockenrasen.
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Lebensraum-Trittsteine

Ein wichtiger Appell der Naturpädagogen: Wer etwas für die Artenvielfalt tun will kann auch Zuhause im Garten oder am Balkon seinen Beitrag leisten, heimische Blumen bieten Nahrung, Totholz ist ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere, darum ist es so wichtig, dies stehen zu lassen. Oder ein wildes Eckchen im Garten zu gestalten. 

Der Raue Alant oder Rauhaarige Alant (Pentanema hirtum). | Foto: Preineder
  • Der Raue Alant oder Rauhaarige Alant (Pentanema hirtum).
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Tiere brauchen "Trittsteine" zwischen Lebensräumen, um die genetische Vielfalt erhalten zu können. Auf kleinen Plätzen geht diese verloren. Diese Trittsteine bieten Nahrung und einen Ruheplatz, so ist ein Austausch der Populationen möglich. 

Felix Hohn erklärt: "Wir wollen die Natur nicht einsperren."

Tierbegegnungen

Ein Hase kreuzt den Weg, wer findet ihn? | Foto: Preineder
  • Ein Hase kreuzt den Weg, wer findet ihn?
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Wer mit offenen Augen unterwegs war, sah nicht nur viele, auch seltene, Pflanzen. Sondern auch Insekten, wie Schmetterlinge und Bienen. 

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Auch die Wege durch die Weingärten und Felder waren eine Gelegenheit für Tierbegegnungen, Hasen querten mehrfach den Weg, die Schnellsten erblickten eine fliehende Blindschleiche und auch eine Eidechse und ein Mäuschen wurden gesichtet. Und die Goldammer sang ihr Liedchen.
Die Streifenschneckenspringer-Spinne hat sich zwar nicht gezeigt, ihr auf Fäden "schwebendes" Schneckenhaus wurde jedoch entdeckt.

Am Trockenrasen. | Foto: Preineder

Spezialisierte Arten

Die Arten am Trockenrasen sind sehr spezialisiert und zum Teil stark aufeinander angewiesen. Manche Insekten benötigen genau eine spezielle Pflanze. Wenn es diese Pflanze nicht mehr gibt, kann auch das zugehörige Insekt nicht überleben oder sich nicht mehr vermehren. Oft gibt es dann noch einen Parasiten, ein weiteres Insekt das von dieser Insektenart abhängig ist. Ein Beispiel sind der Gelbe Lein und die Leinbiene (Hoplitis linophila), die den Gelben Lein benötigt.
Den giftigen Frühlingsadonis frisst die Ritterwanze, die sich so vor Fressfeinden schützt.
Die Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) ist eine Orchidee, die den Geruch von Bienenweibchen nachahmt und so auch ohne Nektar Bestäuber findet.
Die Schneckenbiene legt ihre Brut in ein leeres Schneckenhaus, das so zum Kinderzimmer für eine Babybiene wird.

Ein zarter kleiner Schmetterling fühlt sich wohl. | Foto: Preineder
  • Ein zarter kleiner Schmetterling fühlt sich wohl.
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Es gibt in Österreich 700 Bienenarten und 42 Hummelarten. Die Honigbiene ist Konkurrent für die Wildbienen, und keine Hilfe für den Artenerhalt. Die meisten Nisthilfen, die es im Handel gibt, sind ungeeignet. Die richtigen Anforderungen finden sich in Bastelhilfen. Hier die vom Naturschutzbund. 
Ein toter Baumstamm hingegen ist die beste Nisthilfe für viele Tiere, es ist ein ganzes Ökosystem.
Viele Bienen brauchen offenen Boden, denn etwa ein Drittel lebt im Boden. Auch das Federgras benötigt offenen Boden, damit der Same gedeiht.

Unterwegs in Leobersdorf. | Foto: Preineder

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