Der Boden knarrt nicht, er spricht!
BADEN. Vor wenigen Wochen hat Sonja Kainzbauer mit ihrer Patchworkfamilie ihre neue Wohnung bezogen – eine 150 Quadratmeter-Wohnung in einer Jugendstilvilla am Mitterberg. Im Vorzimmer knarrt der über 100 Jahre alte Eichenparkett-Boden, der sich durch die ganze Wohnung zieht. „Nein, er knarrt nicht“, widerspricht Sonja Kainzbauer. „Der Boden spricht. Je nachdem, wer sich gerade bewegt – egal ob mein gewichtiger Lebensgefährte oder eine unserer leichtgewichtigen Töchter sich bewegt, der Boden klingt dann anders.“ Gerade tappt die 14 Jahre alte Golden Retriever-Hündin Nelly ins Zimmer. Und tatsächlich, wieder spricht der Boden anders. Auch das Licht, das durch die historischen Holzkastenfenster dringt, lässt den Boden je nach Tageszeit anders aussehen.
„Das ergibt ein besonderes Wohlfühl-Flair“, sagt Sonja. „Und es zeigt, dass Holz ein unverwüstliches Material ist, das über viele Jahrzehnte lebendig bleibt.“ Ansonsten ist die Wohnung eher schlicht eingerichtet, mit modernen nicht allzu teuren Ikea-Möbeln, Holzfurnier über Pressspanplatten. Nur der Esstisch im lichtdurchfluteten Wohnzimmer ist aus Vollholz, gleichzeitig auch Laptop-Arbeitsplatz für die Mittelschul-Lehrerin und Obfrau der Frauenberatungsstelle Undine in Baden. Neben sich hat sie ihr persönlichstes „Holz-Stück“ liegen, einen Aktenkoffer aus Holz. „Diese Wohnung ist mittlerweile bereits die fünfte in meinem Leben, und dieser Aktenkoffer, in dem ich wichtige Unterlagen aufbewahre, war überall mit dabei. Ein über 30 Jahre altes Geschenk meines Vaters, der Tischler in Hirtenberg war.“
Genug gearbeitet. Auch eine frauenbewegte Frau muss ab und zu an den Herd. Dort, in der Küche, finden sich die unverzichtbarsten Holz-Gebrauchsgegenstände im Hause Kainzbauer: ein Schneidbrett, ein Kochlöffel und ein Nudelwalker, der auch schon mal scherzhaft als "Diskussionshilfe" zum Einsatz kommt.
Ungern verlasse ich die schöne alte Wohnung mit ihren hohen Holztüren, sogar eine Flügeltür gibt es. Etwas schief und überlastet steht der Kleiderständer im Vorzimmer und wackelt bedrohlich, als ich meinen Mantel runternehme. Sonja scherzt: „Vielleicht sollte dieser billige Kleiderständer aus Metall doch noch einem stabilen Stück aus Holz weichen.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.