Pfaffstätten
Ein Alptraum im Zug

- Ein Zug am Abend: Was tun, wenn was passiert?
- Foto: Stockmann
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
Einen Alptraum erlebte M. (Name anonymisiert) am Abend des 3. Dezember.
BADEN/PFAFFSTÄTTEN. Der junge Mann war um 19 Uhr auf der Heimfahrt von der Arbeit aus Wien. In Pfaffstätten sollte ihn seine Frau mit dem Auto abholen. Er wartete am Bahnhof. Da näherten sich ihm zwei Männer, einer trug eine Haube, der andere war glatzköpfig. "Einer zückte ein Messer und forderte 10 Euro und eine Zigarette. Ich gab sie ihm. Doch sie waren damit nicht zufrieden, wollten mehr Geld, mehr Zigaretten. Schließlich wollten sie auch mein Handy, und da weigerte ich mich."
Nach Angaben des Opfers begannen die Burschen auf M. einzuschlagen. Der wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als in eine einfahrende Schnellbahn hineinzuspringen. Die beiden Täter sprangen hinterher und setzten ihre Attacken fort. Die paar Fahrgäste im Waggon schauten weg außer eine junge Frau. Sie erzählt: "Ich schrie dem Schaffner, aber es war keiner da. Ich schrie 'Hört auf'! Wie durch ein Wunder hörten die Burschen tatsächlich auf, auf den jungen Mann einzudreschen. Ich rief bei der Polizei an, doch es kam niemand." In Baden stiegen alle die Frau und das zitternde Opfer aus dem Zug. Die Täter sprangen hinterher und bedrohten das Opfer noch einmal mit den Worten "Wir machen dich fix tot." Dann flohen sie.
Die Frau brachte M. dann mit dem Auto nach Hause. "Ich will mich nicht als Heldin feiern lassen", erzählt sie den Bezirksblättern. "Aber der Vorfall wirft drei Fragen auf: Warum kam keine Polizei? Wie sicher ist ein Zug ohne Schaffner? Und warum schauen alle weg, wenn es zu Gewalt kommt?" Die beiden Täter sind immer noch flüchtig.
Das sagt die Polizei
Warum die Polizei nicht kam, erklärt man im Polizeikommando so: "Wir haben zuerst eine Streife nach Pfaffstätten zum Bahnhof geschickt, von wo der erste Anruf kam. Da war aber niemand mehr, dann fuhren wir nach Baden, und fanden auch da niemanden vor." Erst Tage später stellte sich heraus, dass das Opfer von seiner Helferin nach Hause geführt wurde. Die Anzeige bei der Polizei Baden erstattete M. erst Tage später.
Das sagt die ÖBB
Die Frage nach der Sicherheit im Zug wird seitens der ÖBB so beantwortet: "Die in Pfaffstätten haltenden S-Bahnen sind grundsätzlich nicht mit Zugbegleitern besetzt, werden aber regelmäßig kontrolliert. Selbstverständlich verurteilen die ÖBB jegliche Aktionen gegen Fahrgäste oder MitarbeiterInnen und ganz allgemein gegen Menschen. Ein grundsätzliches Gewaltproblem liegt in den Zügen jedoch nicht vor." Wer dennoch einmal in Bedrängnis komme, könne den Notrufknopf im Zug betätigen, um mit dem Lokführer in Kontakt zu treten. Dieser hat über einen Monitor Einblick auf die betreffende Stelle im Zugverband und kann unverzüglich die Polizei verständigen. Die Fahrgäste können auch gleich die Polizei (via Notruf) verständigen. Überdies ist bei einer Anzeige bei der Polizei und zeitgerechter Anforderung der Daten eine Auswertung der Videoüberwachungsaufnahmen für die Exekutive möglich."
Was sagen wir?
Die Frage, warum die meisten weggeschaut haben, müssen wir uns alle selbst stellen.
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