Ein Mann kämpft um sein Paradies
„Eigentlich dürften wir nicht hier sitzen“, sagt Robert Gerster und schaut auf den idyllischen Hoffmann-Teich in Kottingbrunn. Seit über 40 Jahren hat sich hier ein kleines Freizeitparadies entwickelt, mit Badehütten am „Strand“. Hinter dem Wiener Robert Gerster seine kleine „Sommerresidenz“ - mit Küche, Aufenthaltsraum und einem kleinen Schlafzimmer. Strom kommt von der Sonne, das Wasser vom Brunnen, das Haus ist an einen Kanal angeschlossen, der Teich als Badeteich gewidmet. Die Teiche der Region entstanden durch Nassbaggerungen für den Autobahnbau in den 1960er-Jahren.
Das Paradies liegt jedoch mitten im Grünland, hier dürften von Rechts wegen keine Hütten stehen. Ein Räumungsbescheid wurde schon 2010 erlassen, die Kleingärtner haben ihn bis jetzt beeinsprucht. Von Gesetzes wegen gibt es jedoch keine andere Möglichkeit, als die Hütten abzureißen. „Ich habe die Hütte vom Vorbesitzer um 20.000 Euro gekauft“, erklärt Gerster, der erst danach erfahren hat, dass es sich um einen „Schwarzbau“ handelt. „Es kann nicht sein, dass ich nun die Nachlässigkeit der Behörden büßen muss. Andere Kollegen hier haben mir erzählt, dass man ihnen sagte, dass das hier schon so lange besteht, dass nichts passieren kann.“
Bis zum Volksanwalt und zum Bürgeranwalt Resetarits im ORF ist Gerster schon gegangen.
Robert Gerster ist mit seinem Problem nicht allein. Rund um den Hoffmann-Teich gibt es 22 „Siedler“, in ganz Niederösterreich gibt es rund 1000 andere Kleingärtner, deren Badehütten ebenfalls im Grünland stehen und denen ebenfalls der Abbruch drohen könnte.
Das knifflige Problem in Kottingbrunn: Die 22 Teich-Gärtner sind offiziell keine Mieter. Sie zahlen dem Grundeigentümer eine Benützungsgebühr. Nur die Bauwerke sind ihr Eigentum. Ein „Gewohnheitsrecht“ auf eine gewachsene Siedlung besteht in dem Fall nicht.
Gerster will den Kampf um sein Idyll bis aufs Äußerste weiterführen. „Die einzige Lösung ist es, eine Gesetzesänderung zu erzwingen. Es gibt im Rahmen der Grünlandwidmung 14 Unterkategorien, da müsste es doch möglich sein, eine spezielle Widmung zu finden, die die Badehütten nachträglich sanktioniert.“ Als Kompromiss schlägt er vor, dass keine neue „Besiedlung“ mehr stattfinden darf. „Das Durchschnittsalter der Badehütten-Besitzer ist relativ hoch, in einigen Jahren könnte so manche Siedlung schon ganz verwaist sein. Dann wäre ja die Wiederherstellung des reinen Grünlands auch machbar.“ Wenn so ein Kompromiss nicht geht, überlegt Gerster eine Anzeige aller Kleingärtner im Land. „Das wäre viel Arbeit für die Behörden, jede einzelne Anlage zu überprüfen – vielleicht kann man die Politik so zur Gesetzesänderung zwingen.“
Sollten im Winter doch die Bagger auffahren, um die Hütten dem Erdboden gleichzumachen, wäre das eine „Besitzstörung“. „Das können sie nicht machen, ohne mich vorher zu informieren“, sagt Gerster. „Ich würde mich an das Gebäude anketten – und es wäre ein ordentlicher Medienrummel.“
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