Gerichts-Thriller um Ex-Stadtrat

Dienstag, 10. September, 9 Uhr: Im Schwurgerichtssaal des Wiener Neustädter Landesgerichtes verliest Staatsanwältin Barbara Sengstschmied.die Anklageschrift gegen Ferdinand Türtscher und vier weitere Angeklagte. Der ehemalige ÖVP-Wirtschaftsstadtrat und Geschäftsführer der Firma Efaflex in Baden muss sich wegen schwerwiegender Wirtschaftsdelikte verantworten. Vorgeworfen werden ihm hochspekulative Zins Swap-Geschäfte, die mit einem Verlust von über 100.000 Euro endeten, falsche Rechnungen, das Verschwinden einer Alarmanlage, das Verschenken eines Schrott-Autos, Urkundenfälschung und Falschaussagen.
Türtschers Befragung durch Richter Dr. Erich Csarmann dauert mehr als fünf Stunden. Er zeigt sich eloquent, witzig und verfolgt eine klare Staregie. Er sei der „kleine Tischler Ferdinand Türtscher“, der in dem großen Efaflex-Konzern eine Art Sonderstellung innehatte. Er war 25 Prozent-Gesellschafter und angestellter Geschäftsführer von Efaflex Österreich. Vorgänger von Efaflex Österreich war Türtschers eigene Tore-Firma, die er 1985 gründete und die 1995 von der deutschen Efaflex übernommen wurde. Weitgehend habe er bei seinen Tätigkeiten von der deutschen Mutter her freie Hand gehabt, sagte Türtscher. Er habe selten um „Erlaubnis“ gefragt und meist bekommen, was er wollte. Und er habe nichts getan, was nicht in anderen Firmen auch „vorkomme“. Unbestritten seine verkäuferischen Erfolge.
Im August 2010 beendete die Anzeige seines neu eingestellten Buchhalters den „Höhenflug“ des Ferdinand Türtscher. Dem Buchhalter waren unregelmäßige Buchungen im Zusammenhang mit den Spekulationsgeschäften aufgefallen. Türtscher wurde sofort suspendiert. Es folgte ein gewaltiger Medienwirbel in Baden, Türtscher legte alle seine politischen Funktionen bei der ÖVP zurück.
„Für mich waren es drei Jahre im Horror-Trip“, sagte er vor Prozessbeginn. „Ich habe 70 Prozent meiner Freunde verloren.“
Mittwoch, 11. September, 9 Uhr: Nach der Befragung der weiteren Angeklagten ist erst um 15 Uhr der „Kronzeuge“ an der Reihe – jener angelernte Buchhalter, der mit seiner Anzeige alles ins Rollen brachte. Warum er das tat, wollten Schöffen und Anwälte wissen. Und vor allem, warum er auftauchende Probleme nicht erst mit seinem Chef Türtscher besprochen habe und sich gleich an die deutschen Chefs gewendet habe. Er habe Angst gehabt, mit dem eigenen Vermögen für die entstanden Verluste haften zu müssen, sagte er dem Richter. Und er habe auch Angst um seinen Arbeitsplatz gehabt. Dass er selbst Geschäftsführer von Efaflex Österreich werden hätte wollen, bestritt er vehement.
Im Hintergrund war eine Umstrukturierung des Efaflex-Konzerns in Gang. Ferdinand Türtscher war der einzige, der noch Gesellschafter und Geschäftsführer zugleich war. Dem Vernehmen nach hat sich Türtscher inzwischen längst mit seinen ehemaligen Chefs geeinigt.
Die Verhandlung wird am 19. September und am 3. Oktober fortgesetzt. Auch wenn es derzeit aussieht, dass vom ursprünglichen „Skandal“ nicht viel übrig ist, darf man mit Spannung noch auf rund 20 weitere Zeugenaussagen warten.

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