Gewalt: Jede dritte Frau betroffen

- Geschäftsführerin der SP-Frauen Niederösterreich Annemarie Mitterlehner, Gabi Hinterecker, Anneliese Erdemgil-Brandstätter, Landtagsabgeordnete Karin Scheele, GR Franz Meixner
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
ENZESFELD. Allzu große Erwartungen an ein "Bilderbuchfest" bewirken gerade zu Weihnachten oft das Gegenteil: Es gibt Enttäuschung, Zank, Streit, Gewalt. Die Enzesfelder SPÖ-Frauen rund um Landtagsabgeordnete Karin Scheele hatten kürzlich Anneliese Erdemgil-Brandstätter für eine Diskussion zu Gast.
"Woran erkennt Ihr Gewalt?"
Anneliese Erdemgil-Brandstätter ist seit 20 Jahren Frauenberaterin bei „Kassandra“ in Mödling. „Gewalt hat viele Gesichter", sagt sie. Sie fragt ihr - fast ausschließlich weibliches Publikum: „Woran würden Sie erkennen, dass ein Mann Gewalttäter ist?“ - „Alkohol, Eifersucht, frühere Straftaten, psychische Erkrankungen, herrisches Auftreten“ - so die Antworten. Aber manchmal kann man es auch gar nicht erkennen, vor allem nicht nach außen hin. Denn nicht jede Gewalt hinterlässt blaue Flecken. Sie äußert sich auch in Kontrollsucht, Demütigungen oder ökonomischer Abhängigkeit.
"Gewalttäter sind Strategen"
„Gewalttäter sind Strategen. Erst stellen sie Abhängigkeiten her, dann kommt die Gewalt“, weiß die Frauenberaterin. SP-Landtagsabgeordnete Karin Scheele ergänzt: „Viele Frauen sind mit der Gewalt eines Mannes konfrontiert, mit dem sie die gemeinsame Zukunft erträumten.“ Es sind oft bittere Erkenntnisse, die frau in der Beratung erfährt. "Wichtig ist uns, dass wir Schutz und Sicherheit bieten", nennt Erdemgil-Brandstätter das wichtigste Prinzip. Sie fordert eine bessere Schulung des Gesundheits-Personals, denn das ist meist die erste Anlaufstelle, wenn eine Frau Gewalt erlitten hat. Der Polizei stellt sie - nach jahrelangen Bemühungen - ein recht gutes Zeugnis aus, die Justiz bekommt jedoch von ihr noch immer ein glattes "Nicht genügend".
Erste Hilfe bei Gewalt
Frauenberatungsstellen in der Region sind "Undine" in Baden, in Mödling "Kassandra" und in Wr. Neustadt der "Wendepunkt". Die Frauenhelpline 0800222555 besteht seit 15 Jahren. Per Gewaltschutzgesetz kann die Polizei seit 1997 von zu Hause wegweisen.
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