Unser Boden will atmen
Grüne für Gebot gewerblichen Leerstand zu mobilisieren
Vizebürgermeisterin von Baden, Helga Krismer, setzt sich gegen Bodenversiegelung und gewerblichen Leerstand ein.
BADEN. Bodenversiegelung ist Österreichweit ein Problem. Die Grünen Niederösterreich fordern, dass der Flächenverbrauch in Österreich auf 2,5 ha pro Tag reduziert werden soll – das ist im Übrigen auch die Vorgabe der Bundesregierung bis 2030. Für unser Bundesland bedeutet das einen (aliquot heuausgerechneten) Wert von maximal 0,4 Hektar Bodenverbrauch pro Tag: Also nur mehr ein halbes Fußballfeld, das verbaut werden kann – gleichzeitig müssen aber auch Maßnahmen zur Entsiegelung bereits „zugemachter“ Flächen gesetzt werden.
Laut den Angaben des Umweltbundesamtes sind in Niederösterreich 41 Prozent der bebauten Flächen (Bauflächen + Verkehrsflächen + Freizeitflächen + Abbauflächen) bereits vollständig versiegelt.
"Jeder Quadratmter zählt"
Jeder zusätzliche Gewerbepark, jeder Fachmarkt und jeder Supermarkt auf der grünen Wiese bedeutet aber noch mehr Bodenversiegelung. Zum einen durch das Geschäft selbst – aber auch durch die ringsum errichteten Parkplätze. Helga Krismer warnt:
„Wenn wir die rasante Bodenversiegelung nicht endlich stoppen, heizen wir die Hitze, das Hochwasser und die Trockenheit noch weiter an. Jeder Quadratmeter versiegelter Boden fehlt uns als Kühlung, als Speicher für Kohlendioxid und als Bremse des Wassers bei Unwettern wie Starkregenereignissen.“
Für die Grüne steht fest: „Mit der Bodenpolitik der letzten Jahrzehnte muss Schluss sein – die Rechnung der Klimakrise bekommen wir nämlich alle! Unser Boden will atmen und braucht neue Politik.“
Die Grünen machen sich daher für eine Abgabe auf gewerblichen Leerstand stark, um die Mobilisierung in Schwung zu bringen. Helga Krismer hebt hervor: "Gesunder Boden kühlt im Sommer, saugt hohe Niederschlagsmengen auf und hilft uns aktiv im Klimaschutz."
Bodenfraß auch in Leobersdorf
Helga Krismer sagt: „Leobersdorf ist ein sehr dramatisches Beispiel für Flächenfraß: Hinter Leoville stehen schon wieder Bagger in einer neuen seichten Baugrube und gegenüber wurden neue Betriebe angesiedelt.“ Ein Mahnmal von unersättlicher Gier steht dort, wo die Straße „In den Wiesen“ heißt: das ehemalige Outlet Leoville. Leerstände in Gewerbegebieten gibt es ca. 1000 in Niederösterreich, obwohl die Wirtschaft brummt. Die Gier nach Flächen war in den letzten Jahrzehnten zu groß, daher muss alles daran gesetzt werden, dass bereits vorhandene Leerstände benützt werden“, so die Grüne Landessprecherin Helga Krismer.
Christian Blazek, Besitzer vom Bloomfield Leobersdorf, wehrt sich und stellt klar:
„Von einem Leerstand kann beim Projekt Bloomfield absolut keine Rede sein."
"Es ist zwar aus verschiedenen Gründen nicht das geplante Einkaufszentrum geworden, aber die Geschäfts- und Büroflächen sind großteils anderweitig vermietet. Sie werden unter anderem von Internet-Händlern genutzt, die dort auch Lagerflächen haben. Auch ein Filmstudio ist untergebracht. Der Parkplatz ist an zwei große Busunternehmen vermietet, im Gebäude gibt es Aufenthaltsräume für die Fahrer in den Ruhezeiten. Bloomfield als Geisterstadt zu bezeichnen ist nicht nur falsch sondern auch rufschädigend für meine Mieter!“
Rückwidmung und Entsiegelung fördern
Helga Krismer kann sich noch gut an die Diskussionen mit den Erstbetreibern 2004 erinnern, aber auch an die politischen Diskussionen zum Magna Racino in Ebreichsdorf: „ÖVP, SPÖ und die FPÖ haben bei beiden Projekten von vielen Arbeitsplätzen geträumt – heute haben wir toten Boden und keine Arbeitsplätze. Abseits der Raum-, Verkehrs- und Klimapolitik habe ich bei beiden Projekten davor gewarnt, dass sie wirtschaftlich nicht erfolgreich sein werden. Und heute darf ich sagen: Von dem Rechthaben habe ich nichts! Daher müssen zumindest Arbeitsplätze jetzt platziert werden.“
Darüber hinaus sieht Helga Krismer auch Chance in einem Bodenfonds des Landes Niederösterreichs, um Gemeinden bei Rückwidmungen unter die Arme zu greifen. Weiters sollen Gemeinden bei der Entsiegelung von Asphaltflächen mit Förderung unterstützt werden, damit Mikroklima in dicht verbauten Gebieten besser wird.
Wohnbauprojekte
Auch im Bereich des Wohnbaues gibt es in unserem schönen Bezirk große Projekte im Entstehen. Wohnraum wird benötigt, aber auch diese versiegeln den Boden. So werden in Pottendorf 568 Wohnungen geplant, in Berndorf wehrt sich eine Bürgerinitiative gegen die Verdauung am Kremesberg und in Baden entstehen beim Spitalsgärtenprojekt Wohnungen.
Darauf angesprochen antwortet Krismer: "Betreffend Berndorf wurde ich bereits im Amt der NÖ Landesregierung aktiv und bin mit der BI (Bürgerinitiative) im Austausch.
Wohnraum wird es brauchen. Da kommt es auf die Entwicklung im Ort und auf die Bebauung an. Spitalsgärten sind ein positives Beispiel: Im Siedlungsgebiet hochqualitativen, urbanen Wohnraum abseits des glorifizierten Einfamilienhauses entstehen zu lassen. Dazu mit einer Einheit ohne Auto, Carsharing, Radweg und völlig offener Raum. Sogar für die Garage wurde beim Versiegeln mitgedacht."
ÖVP ist gegen Bauprojekt in Pottendorf
Es ist ein Mega-Projekt, inklusive Wohnungen, Sportplatz, Kindergarten, Radwege und Rückwidmungen. Für die Schwarzen (mit Nadine Hompasz) ist "Eingliederung der Zuzügler in die Gemeinde und das "Dorfleben“ kaum vorstellbar! Sie kritisieren: "Durch das Projekt werden über 100.000m2 wertvolles Ackerland für die Nahrungsmittelproduktion unbrauchbar gemacht! Und das in Zeiten, in denen es mehr als deutlich wird, dass es notwendig ist, unabhängiger von Importen zu sein. Und als wäre das alles noch nicht genug: muss anderswo eine bereits gewidmete Bauland-Aufschließungszone rückgewidmet werden! Das bedeutet für Grundeigentümer in Wampersdorf, dass ihr Grund und Boden plötzlich rückgewidmet wird. Zukünftiger Baugrund wird den WampersdorferInnen weggenommen"!
Emotionale Diskussion in Berndorf
Sehr emotional wurde bei einem Infoabend über die geplanten Erweiterungen der Siedlungsgebiete am Kremesberg und der Wankenwiese in St. Veit diskutiert. Befürchtungen gibt es vor allem zu Umwidmungen von Grünland in Bauland. Fehlende Infrastruktur, eine vorhersehbare Verkehrsexplosion und der Verlust von Ackerflächen, Naturschutz- und Erholungsgebieten sind die Hauptkritikpunkte der Initiative.
Birgit Müller von der Bürgerinitiative: "Am Kremesberg geht es um 166.500 m², die laut Entwicklungskonzept großteils kurzfristig (in fünf bis zehn Jahren) als Entwicklungsgebiet für Wohnbauland-Erweiterung festgelegt werden sollen."
Das würde Platz für 120 Wohneinheiten für rund 300 Bewohner schaffen.
Bauprojekt Spitalsgärten in Baden
Für die einen - die Regierung aus ÖVP und Grünen - ist die letzte "Ausbauphase 3" der Spitalsgärten (verwirklicht mit der Genossenschaft Alpenland) ein ökologisches Über-Drüber-Vorzeigeprojekt: Kaum oberirdische Wege für Autos, pro Wohnung drei Radlparkplätze, Photovoltaik, Gartenbewässerung mit Regenwasser, E-Car-Sharing und und und...
Vizebürgermeisterin Helga Krismer (Grüne): "Das ist ein historischer Beschluss! Wir haben der Alpenland einige ökologische Zugeständnisse abgerungen."
Andere fanden weniger lobende Worte. "Ein Bobo-Viertel für die Grünen" würde hier in Leesdorf (bei Badner Bahn und Spital) entstehen, meinte Stadtrat Riedmayer (SPÖ). "0,8 Parkplätze pro Wohnung" seien "weltfremd".
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