Gesundheitsserie Teil 16: Kindergesundheit
Heuer bisher 28 Masernfälle im Bezirk Baden

Foto: RMA Archiv
2Bilder

Die Badener Amtsärztin Dr. Gabriela Haßlinger informiert über die heurige Masernwelle und über Möglichkeiten, dieser hochinfektiösen Kinderkrankheit zu begegnen. Ein Interview.

1. Gibt es aktuell Masernfälle im Bezirk Baden bzw. Wieviele Masernfälle gab es seit 1. Jänner 2024? Wieviele „Kontaktpersonen“ mussten in Quarantäne?
Derzeit gibt es im Bezirk Baden keinen bestätigten Masernfall (Stand 05.04.2024 09:00 Uhr)
In Österreich sind im Jahr 2023 insgesamt 186 Masernfälle gemeldet worden. Seit 01.01.2024 sind bisher in NÖ insgesamt bis zur KW 14 durch das epidemiologische Meldesystem (EMS) 95 Masernerkrankungen gemeldet worden. Im Bezirk Baden wurden seit 1/2024 bis zur KW 14 der Gesundheitsbehörde der BH Baden insgesamt 28 Masernfälle gemeldet, was zur Folge hatte , dass auch damit zusammenhängend seit Jänner 2024 insgesamt 209 Personen als Kontaktpersonen /Haushaltsangehörige verkehrsbeschränkt oder abgesondert werden mussten ( für die Dauer der Inkubationszeit von max. 21 Tagen ab Letztkontakt zum bestätigten Masernfall).
Bezugsquelle: AGES www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-z/masern

2. Masern gilt als Kinderkrankheit, aber auch Erwachsene können sie bekommen. Sind aber Kinder besonders anfällig - und wenn ja, warum?
Masern sind hoch ansteckend und können sowohl für Säuglinge, Kinder als auch für Jugendliche und Erwachsene schwerwiegende Folgen haben.

3. Laut Gesundheitsministerium könnte eine 95%ige Durchimpfungsrate die Masern ausrotten. Wie weit ist der Bezirk von dieser Durchimpfungsrate entfernt?
Österreich hat sich gegenüber der WHO dazu verpflichtet, das Ziel der Masernausrottung zu verfolgen. Dieses Ziel wird in Österreich derzeit nach wie vor nicht erreicht. Durch die bestehenden Impflücken kommt es daher immer wieder zu Masernerkrankungen.
Um den dafür notwendigen Gemeinschaftsschutz zu erreichen, sind wegen der hohen Kontagiosität (Ansteckungsfähigkeit) der Masernviren Durchimpfungsraten von 95% der Bevölkerung mit zwei Dosen eines Lebend-Impfstoffes gegen Masern notwendig.
Diese Evaluierung, das Jahr 2022 betreffend, zeigt in Österreich ein gemischtes Bild. Einerseits ist die Zahl der verabreichten Impfungen wieder gestiegen, so dass im Jahr 2022 vor allem die ganz kleinen Kinder wieder vermehrt geimpft wurden. Anderseits konnten Jahrgänge mit niedrigen Impfraten ihren Rückstand noch nicht ausreichend aufholen. Generell ist zu betonen, dass nach wie vor zu wenige Kinder in Österreich rechtzeitig und konsequent mit den empfohlenen zwei Dosen geimpft werden. Die 10-bis 18-Jährigen sind generell sehr gut geimpft. Hier wird sogar mit der zweiten Impfdosis das Ziel einer 95%-Durchimpfungsrate erreicht.
Die Durchimpfungsraten der jungen Erwachsenen haben sich nicht grundlegend verändert. Im Jahr 2022 verfügten etwas mehr als 86% der 18-bis 30-Jährigen über einen kompletten Impfschutz mittels zwei Dosen. Dies heißt allerdings, dass noch immer rund 120.000 Personen dieser Altersgruppe eine zweite Impfdosis benötigen, um eine Durchimpfungsrate von 95% zu erreichen..
Da der Mensch der einzige Wirt ist, könnten Masern durch eine konsequent hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung ausgerottet werden. Die WHO hat sich daher zum Ziel gesetzt, Masern und Röteln langfristig in allen 6 WHO-Regionen zu eliminieren. Da Kinder vor dem vollendeten 9. Lebensmonat nicht geimpft werden können (Impfungen ab dem vollendeten 6. Lebensmonat sind nur in Ausnahmefällen möglich), sind diese nur durch die konsequente Impfung der älteren Kinder und der nicht-immunen Erwachsenen (Gemeinschaftsschutz) zu schützen. (Quelle: Impfplan Österreich 2024)
Für bestimmte Risikogruppen, die nicht mit einem Lebendimpfstoff geimpft werden dürfen, besteht die Möglichkeit, dass sie so rasch wie möglich nach einem Kontakt mit Masernkranken humanes Standardimmunglobulin erhalten.

4. Außer Masern: Gab es im letzten Jahr auch Fälle von anderen „Kinderkrankheiten“ - z.B. Scharlach, Röteln, Keuchhusten, Mumps, Feuchtblattern etc.
Es werden immer wieder Fälle von Scharlach, Keuchhusten, Feuchtblattern ect. der Gesundheitsbehörde über das epidemiologische Meldesystem gemeldet.

5. Warum ist Masern so gefährlich? Gibt es mögliche Folgeschäden? Wie wird behandelt? Bietet die Impfung einen 100%igen Schutz? Und wo gibt es Impfangebote?
Die Masernerkrankung schwächt die Abwehrkräfte des Körpers dermaßen, dass über mehrere Jahre hinweg das Risiko, an einer anderen Infektionskrankheit zu sterben, erhöht ist. Krankheitsfolgen von Masern können schwerwiegend sein.
Lungenentzündung, Mittelohrentzündung, Bronchitis treten bei 20 von 100 Fällen auf, bei 1-2 Personen von 1000 Erkrankten kommt es zu einer lebensbedrohlichen Gehirnhautentzündung. Selten kann Jahre später ein Gehirnzerfall auftreten, der immer tödlich verläuft. Man nennt diese Spätfolge subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Besonders gefährdet sind Kinder, die im 1. Lebensjahr erkranken.
Die beste Vorbeugung gegen Masern ist die Impfung mit dem Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff (MMR). Die Impfung wird im Rahmen des Gratiskinderimpfkonzeptes in Österreich angeboten und sieht noch im 1.Lebensjahr ab dem vollendeten 9. Lebensmonat 2 MMR-Impfungen im Abstand von mindestens 4 Wochen vor ( MMR Impfung ab dem 6.LM bis 9.LM = off label). Die MMR Impfung kann jedoch in jedem Lebensalter kostenfrei nachgeholt werden. Die Impfung ist Teil des Impfprogrammes des Bundes, der Bundesländer und der Sozialversicherungsträger und ist derzeit an öffentlichen Impfstellen (z.B.: in der Gesundheitsabteilung der Bezirkshauptmannschaft Baden nach telefonischer Terminvereinbarung) für alle Altersgruppen kostenfrei erhältlich.
Die Impfungen lösen die Bildung von Antikörpern und eine zelluläre Immunität aus, die vor Erkrankung schützt. Die erste Dosis der MMR- Impfung führt zu einem Schutz von 95%. Nach der zweiten Dosis erhöht sich die Schutzrate auf über 99%.

6. Was empfehlen Sie Erwachsenen, die nicht mehr wissen, ob sie als Kinder Masern hatten?
Es ist möglich, den Antikörperspiegel mittels Blutabnahme in den entsprechenden Laboratorien bestimmen zu lassen. Im Zweifelsfall sollte man die Impfung mit zwei Dosen ( mit schriftlicher Dokumentation im Impfpass) nachholen. Wird man geimpft, obwohl man die Krankheit durchgemacht hat oder schon geimpft wurde, so hat man kein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen. Ein Überimpfen ist nicht möglich.

7. Ist im Sommer weniger mit einem Ausbruch von Masern zu rechnen oder kann das jederzeit sein?
Masern sind weltweit endemisch verbreitet, eine besondere Häufung der Erkrankungszahlen wird im späten Winter und im Frühjahr beobachtet. Erkrankungen zu anderen Jahreszeiten sind aber nicht ausgeschlossen.

Bezugsquellen:

Impfplan Österreich 2024
AGES- Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
Bundesministerium f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz : MASERN Details zur Impfempfehlungen, Impfprogramm und Durchimpfungsraten

Foto: RMA Archiv
Foto: RMA Archiv

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glücksinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.