Interview mit Möbelrestauratorin:
"Historische Schönheit für heute!"

- Katharina Meissner
- Foto: Maximilian Rosenberger
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
NÖ. Antiquitäten können die Schönheit historischer Stile bis ins Jetzt tragen. Neben der Ästhetik sind auch Geschichten und Erinnerungen bedeutsam. Das macht die Arbeit von Restauratoren so sensibel.
BEZIRKSBLÄTTER: Sie betreiben seit zehn Jahren die Restaurationsfirma Ligno im Bezirk Baden. Was macht Ihre Arbeit so interessant?
Christian Doblhoff und Katharina Meissner, Bsc, von Ligno Restaurierung: Es sind die Geschichten und die Erinnerungen die - neben der Ästhetik und historischen Stilen - die Stücke so wertvoll machen, so individuell und persönlich. Es wird mit ihnen gelebt und besondere Stücke werden an spätere Generationen und liebe Menschen weitergereicht.
Es ist immer wieder schön, die Geschichten zu diesen Stücken zu hören.
Haben Sie da Beispiele?
Die Geschichten sind so vielfältig wie die Zahl der Möbel. Ein Mann bringt ein Fauteuil zu uns in die Werkstatt und erzählt, wie er als kleiner Junge schon auf dem Möbel seiner Lieblingstante herumgeturnt ist. Ein anderes Beispiel ist ein Flohmarktfund vom Beginn einer Beziehung eines nun schon in die Jahre gekommenen Ehepaares. Oder der Schreibtisch der Mutter...
Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Arbeit?
Da es sich bei den meisten zu restaurierenden Möbeln um Familienstücke handelt, ist es wichtig, den Charakter des Möbels zu wahren. Das erfordert Erfahrung und Fingerspitzengefühl.
Wir versuchen, die uns anvertrauten Möbel in ihren Originalzustand zurückzuführen und diesen zu erhalten. Dabei verwenden wir historische Materialien wie Knochenleim, Schellack und natürliche Wachse. Die Möbelkonstruktion wird gefestigt, Furniere ergänzt und die Oberfläche gereinigt. Auf Wunsch wird auch eine Dokumentation gestaltet, in der die Schritte der Restaurierung beschrieben werden. Die Restaurierung von historischen Objekten ist ein individueller Prozess und wird bei jedem Stück neu evaluiert.
Was gehört zu den größten Herausforderungen?
Möbel nachhaltig zu restaurieren. Der Restaurator darf nicht ohne weiteres in die Grundsubstanz des Möbels eingreifen.
Ein Beispiel ist, dass das Schleifen von furnierten Oberflächen vermieden werden oder auf ein Minimum reduziert werden sollte, da sich die Furnierstärke nach jedem Schleifvorgang unwiederbringlich reduziert.
Optimal ist es, wenn die Originaloberfläche (Schellack oder Wachs) erhalten bleibt. Leider ist diese oft nicht mehr vorhanden, da die Möbel bei früheren Restaurierungen abgebeizt und lackiert wurden.
Allgemein sind unsachgemäße Reparaturen schwieriger zu bearbeiten. Laien sollten nicht ohne fachliche Anleitung historische Möbel restaurieren, da dies oft mehr Schaden anrichtet, als es dem Möbel hilft.
Wer ist Ligno Restaurierung?
Christian Doblhoff und Katharina Meissner, Bsc, haben den Betrieb Ligno Restaurierung 2012 gegründet.
Christian hat die Ausbildung zum Tischler gemacht und übernimmt im Restaurierungsprozess die konstruktive Festigung sowie die Ergänzungen von Vollholzteilen und Drechselarbeiten.
Ich bin auf Furnierergänzung und Schellackoberflächen spezialisiert. Meine Ausbildung hat mich über die HTL- Mödling (Innenausbau) zu einem Bachelorlehrgang auf der irischen Fachhochschule GMIT- Galway Mayo Institute of Technology geführt.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.