Kaffee und Tschik, mein ganzes Glück
BADEN. Fritz Zaun ging schon ins Kaffeehaus, als das für Jugendliche noch eine "Mutprobe" darstellte. Der heute 69-Jährige kennt Badener Cafés wie Zips (heute Ackerl), Golz (heute Chinese bei der Löwenbrücke) oder das Café Olympia (später Afrika-Bar, heute Bürohaus) oder das berühmt-berüchtigte Cortella (heute WLB-Kiosk am Josefsplatz).
Zwielichtige Gestalten
Warum Mutprobe? "Ja, gerade im Cortella verkehrten zwielichtige Gestalten wie der platinblonde Pfefferweiße oder der Schutzmantel-Charly, kleine Gauner halt mit einem gewissen Charisma", schmunzelt Fritz Zaun - und setzt nach: "Später wurde der Schutzmantel-Charly angeblich ganz seriös, und er war auch kein Badener, sondern ein Traiskirchner."
Das Hobby zum Beruf
Als Konsum-Lehrling - "Ich machte eine Budlhupfer-Lehre" - verkehrte Fritz Zaun später im Marisa-Café in der Unteren Wassergasse (heute ein Stoffgeschäft), der Konsum war dort, wo heute der Libro ist. Er liebte das Kaffeehaus-Gehen so sehr, dass er sich 1991 sogar entschloss, selbst Cafetier zu werden. Er kaufte in der Grabengasse um 5 Millionen Schilling (350.000 Euro) ein ganzes Eckhaus ("Ohne Geld!"), und eröffnete darin das legendäre Café Fritz.
"Die Idee war, Kaffeehaus und Politik zu verbinden - nach fünf Jahren, 1997, ging mir aber das Geld aus." Immerhin hatte das Café Fritz eine Spätwirkung: Junge Kellnerin war nämlich damals Helga Krismer, heute Vizebürgermeisterin der Grünen in Baden.
Der Tschik muss sein...
Wo geht er heute - er ist doch lieber Gast als selbst Cafetier - meistens hin? "Als ewiger Stammgast im Café Central am Hauptplatz habe ich ins Café Lehner gewechselt, hier darf man nämlich noch rauchen, und das gehört für mich zum Kaffee dazu!" Kaffee und Tschik, das ist eben sein ganzes Glück. Das dauert noch bis 2018, dann kommt das generelle Rauchverbot. Was dann, Herr Fritz? "Dann werd ich wohl daheim rauchen, und das Kaffeehaus vermissen."
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