Mieter im Kampf um die heiße Dusche

KLAUSEN LEOPOLDSDORF (gast). Eine kuriose Geschichte spielt sich derzeit in Klausen-Leopoldsdorf ab. Wohlgemerkt - im 21. Jahrhundert. Schier minütlich blinkte vorige Woche der Bezirksblätter-Email-Eingangsordner. Die Absender sind Bewohner eines Atlas-Genossenschaftsbaues in Klausen-Leopoldsdorf Agsbach. Und was sie schreiben, sorgte bei den Redakteuren für Kopfschütteln.
Stinkend außer Haus?
Hier ein Auszug der Zitate: „Es ist egal, um welche Uhrzeit wir das Warmwasser aufdrehen – es wird einfach nur lauwarm.“ „Es ist ein Glücksspiel – werden wir Warmwasser haben oder nicht?“ „Ohne Wasserkocher ist an ein Baden unser neugeborenen Zwillinge nicht zu denken.“ „Auch ich will mich, wenn ich von der Arbeit heimkomme, heiß duschen können, und nicht erst 30 – 50 Liter Wasser runterlassen, bevor es dann lauwarm wird. Das sind ja auch extreme Kosten.“ „Geschirr abwaschen ist unmöglich, weil kein warmes Wasser vorhanden ist – und das schon seit Monaten.“ „Es bleibt einem nichts anderes übrig, als kalt zu duschen und Haare zu waschen oder stinkend außer Haus oder ins Bett zu gehen.“
Nach vielen fruchtlosen Beschwerden bei der zuständigen Hausverwaltung haben die Mieter nun nach einem halben Jahr genug von der Misere und gehen auf die Barrikaden. „Auch wir wollen Warmwasser!“ schreiben sie auf ein Transparent und lassen sich vor dem Haus fotografieren. „Wenn alle Anrufe abgewimmelt werden, wir seit Monaten vertröstet oder ignoriert und mit fadenscheinigen Ausreden abgespeist werden, dann müssen wir den Weg in die Medien nehmen. Vielleicht ändert sich dann was“, sagt Martin Müllner. „Immerhin zahlen wir unsere Mieten und Betriebskosten und auch einen Preis für das nicht vorhandene Warmwasser.“

Atlas sucht Einigung
Seitens der Baufirma Atlas wird erklärt, dass man monatelang nach dem Fehler im Versorgungssystem gesucht habe. Nun wird aufgegraben, um eine neue Versorgungsleitung zu errichten. Ein Brief an die Mieter wurde bereits verschickt. "Wir werden auch wegen der zu viel bezahlten Wasserpreise an die Mieter herantreten, um etwaige Verluste abzugelten", wird versprochen.