Mit dem Tagebuch ans Mikro

- hochgeladen von Gabriela Stockmann
BEZIRKSBLÄTTER: Mit Ende 40 werden Sie erstmals an einem Tagebuch-Slam in Baden teilnehmen. Was gibt Ihnen den Mut, bei einem solchen Jugend-Event dabei zu sein?
SABINE SCHUSTER: Meine Tochter, die schon einmal teilgenommen hat, hat mir erzählt, dass zuletzt auch eine Frau meiner Generation erfolgreich war. Für mich ist es zwar ein bissel wie ein Sprung ins kalte Wasser.
Wie wichtig waren oder sind Tagebücher in Ihrem Leben?
Sehr sehr wichtig, ich schreibe bis heute. Im Zuge der Vorbereitung habe ich die vollständige Sammlung in einer Kiste am Dachboden gefunden, jetzt bin ich dabei, die passenden Stellen auszuwählen. Zu manchen Büchern habe ich keine Schlüssel mehr, da hab ich mich praktisch selber ausgesperrt, aber ich werde einen Weg finden.
Was war Ihr erster Eintrag?
Es war mit heißen 13 in einem Schulheft, am 10. 5. 1982. Ich nannte das Schulheft "Tage- und Erlebnisheft", begonnen habe ich mit einer romantischen Naturbeschreibung, die ich vielleicht am 16. vorlesen werde. Mein Ziel ist ja, Texte zu lesen, die die verschiedenen Phasen meiner Persönlichkeitsentwicklung zeigen. Meistens geht es um Liebesg'schichten - von der Schwärmerei bis zum Drama. Aber es gibt auch Schulgeschichten etc.
Können Sie sich an beschriebene Situationen erinnern?
Natürlich erinnere ich mich an alle längeren, ernsten Liebesgeschichten, an Details oder Namen von Schwärmereien allerdings kaum. Aber ich erkenne mich selbst trotzdem in den Texten wieder.
Wie therapeutisch ist das Tagebuchschreiben für Sie?
Sehr. Ich beobachte, dass in Zeiten der Kurznachrichten persönliches Schreiben wieder einen neuen Wert gewinnt. Man kauft sich schönes Briefpapier, Füllfedern, schreibt Grußkarten mit der Hand - ein Ausdruck von Achtsamkeit, mit der ich mich als mentale Gesundheitstrainerin viel beschäftige. Tagebuchschreiben hilft bei der Bewältigung des Lebens.
Haben Sie Angst vor der Battle, der Sie sich beim Tagebuch-Slam aussetzen werden - hat es nicht auch etwas von Talkshow?
Für mich steht der Spaß im Vordergrund. Wer mich kennt, weiß, dass ich keine Angst vor Menschen habe und neugierig auf alles bin - und peinlich ist mir auch nicht so schnell etwas. Ich möchte mit meiner Offenheit auch andere Menschen ermutigen, zu sich selbst zu stehen.
(Es fragte Gabriela Stockmann.)
ZUR PERSON
Mag. Sabine Schuster lebt in Tribuswinkel. Beruflich befasst sich die mentale Gesundheitstrainerin vor allem mit Achtsamkeit in Arbeitsleben und Kommunikation. Sie ist auch Improtheater-Spielerin bei der BiondekBühne Baden, verheiratet und Mutter von zwei Töchtern.
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