Radfahrer brauchen Rückenwind
BEZIRK BADEN. Kürzlich wurde der optimierte Radweg am Wr. Neustädter Kanal feierlich eröffnet. Er verbindet Wr. Neustadt und Wien und führt auch durch unseren Bezirk. In Baden wurde eine lang ersehnte Radverbindung aus dem Stadtzentrum zum Haidhof freigegeben. Es tut sich also einiges in Sachen Radfahren. Vizebürgermeisterin Helga Krismer hofft auf weitere Schritte, etwa die zukünftige Realisierung einer regionalen Rad-Anbindung nach Tattendorf. Ihr Parteikollege Christian Ecker erwähnt unter anderem, dass Baden als erste Stadt versperrbare Radboxen am Bahnhof installiert habe.
Die Zukunft der Radwege
Aber: Wie sieht die Zukunft der Radwege überhaupt aus? Der Badener Verkehrsexperte (tätig an der TU Wien) Tadej Brezina berichtet vom neuesten Stand der Wissenschaft. Als Faustregel gilt für ihn, dass die sogenannte 8-88-Infrastruktur gut ist: "Wege, auf denen man mit Kindern, die gerade das Fahrradfahren gelernt haben, also 8-Jährigen, ebenso fahren kann wie mit den Großeltern (88), ohne um deren körperliche Versehrtheit fürchten zu müssen. Solche Wege findet man aber immer noch eher selten." Als Negativ-Beispiel führt er gefährliche Kreuzungen im Niveau und geradezu gemeingefährliche Unterquerungen am Thermenradweg oder auch Verunreinigungen am Helenentalradweg an.
Ob man Radwege und Straßen baulich trennen soll, oder Markierungen ausreichen, darüber scheiden sich auch in der Wissenschaft die Geister. Brezina: "Für die 8-88-Radweginfrastruktur favorisiere ich eher eine bauliche Trennung, weil viele Autofahrer bloße Markierungen als Parkplätze missbrauchen." Ein Positiv-Beispiel sind für ihn die Niederlande: "Da sind Ortschaften untereinander mit wirklich komfortablen Radwegen verbunden: baulich getrennt, 4-5 Meter breit, beste Oberflächen-Qualität, teilweise beleuchtet, im Regelfall Priorität gegenüber querenden Straßen oder niveaufreie Querung."
Stärkung für die Ortszentren
Den Ausbau innerörtlicher Radwege hält Brezina für unumgänglich. "Das stärkt die Ortszentren." Positiv in Baden findet der Experte die großzügigen Radabstellflächen beim Badener Bahnhof. Aber: "Deren positive Effekte werden getrübt von den Millioneninvestitionen in die Autolager (=Parkhäuser) unmittelbar daneben." Insgesamt meint der Experte, dass die heimische Verkehrspolitik den Radfahrern noch mehr Rückenwind geben muss, um international mithalten zu können.
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