Interview mit Autorin Gertraud Klemm
Schwimmen gegen den Strom
Die Badener Autorin Gertraud Klemm ist eine der gefragtesten feministischen Stimmen in Österreich. Ein Interview.
BEZIRKSBLÄTTER: Können Sie sich ein Leben ohne Feminismus und ohne Gendern vorstellen? Viele andere können das ja offensichtlich schon…
GERTRAUD KLEMM: Natürlich. Dazu muss ich mir nix vorstellen, dazu brauch ich nur Nachrichten schauen. Verdammt, wäre das bequem!
Ihr jüngster Roman „Einzeller“ zeigt ja anhand einer Frauen-WG. Wie schwer das ist mit der Frauensolidarität?
Es wird nicht leichter. Dabei hätten wir jetzt alles: Bildung, Vernetzungsmöglicheiten, Handys, Rechte.. Vielleicht geht es uns echt noch zu gut. Aber es gärt schon ein bisschen, wie ich finde.
Wikipedia listet Sie mit insgesamt elf Literaturpreisen. Sollte man vielleicht auch eine Straße oder einen Platz in Baden oder Pfaffstätten, wo Sie heute leben, nach Ihnen benennen? Würde Sie das freuen? Es gibt ja bekanntlich viel zu wenige weibliche Straßennamen, sicher auch bei uns im Bezirk...
Haha. Dazu müsste ich ja vorher sterben, oder? Außerdem wären da vorher ein paar andere Frauen in der Pipeline, lebende und tote.. Mir ist lieber, sie machen ein bisschen Frauenpolitik, an der ich mich zu Lebzeiten erfreuen kann. Ein Frauenmuseum zum Beispiel (welches ja erst vor kurzem wieder in weite Ferne gerückt ist, Anm. d. Red.)
Gab es bei Ihnen so was wie ein feministisches „Erweckungserlebnis“? Welche persönlichen Eigenschaften können für ein feministisches Leben hilfreich sein?
Erweckungserlebnis? Nicht wirklich... Ich hatte immer schon einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der hat sich natürlich bald feministisch gemeldet. Feministisch leben ist sehr schwierig, es ist ein Schwimmen gegen den Strom, die ganze Zeit. Kräftige Arme, ein zäher Willen und Humor helfen!
Übrigens, Gratulation zur 6. Auflage Ihres frühen Romanes „Aberland“! Welche Pläne gibts für die nächsten Jahre?
Danke! Momentan schreib ich an einem Roman, und nächstes Jahr darf ich ein Matriarchat in Kolumbien besuchen. Außerdem kommt ein Theaterstück von Grischka Voss, Gabriele Kögl und mir über Schwangerschaftsabbruch. Und sicher braucht es ein paar politische Kommentare.... irgendwas ist immer!
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