"Unsere ersten Tage in Baden"
Iman und Reem aus dem Irak, Basira aus Afghanistan und Hanan aus Syrien mit ihren drei Kindern Ayman, Omar und Hanin erzählen, wie sie Baden entdecken. Die Flüchtlingsfrauen leben seit einigen Wochen im Johannesbad.
"Ich war schon da, und Reem ist gerade neu angekommen. Sie hat die gleiche Sprache wie ich gesprochen, da hab ich ihr geholfen." Iman aus dem Irak erzählt, wie sie im Haus der Frauen im Johannesbad eine neue Freundin fand - Flüchtlingsfrau aus demselben Land wie sie. Abend für Abend sitzen die zwei Frauen nun zusammen und reden über Heimat, Flucht und neue Träume.
Zusammen haben sie schon Baden erkundet. "Ich kenne jetzt den Bahnhof, das Postamt, den Penny-Markt, dort habe ich schon Milch und Brot gekauft. Der Adventmarkt am Josefsplatz ist sehr schön", erzählt Reem.
Was uns in Baden gefällt
Iman gefallen die historischen Gebäude im Zentrum. "Es sieht so ähnlich aus wie in meiner Heimatstadt", sagt sie. Einmal die Woche gehen sie zusammen zum Deutsch-Lernen in die Neue Mittelschule Pelzgasse. Das würden sie gern öfter tun, denn dann würde man schneller lernen. "Wir haben so viel gelitten und hoffen alle auf einen positiven Asylbescheid!", sagt Iman mit Tränen in den Augen. Langeweile hat Basira aus Afghanistan nie. Die junge Frau spricht Farsi (Landessprache in Iran, Afghanistan und Tadschikistan) und hat während ihrer eineinhalb Monate dauernden Flucht auch Englisch gelernt. Sie ist deshalb begehrte Begleiterin bei Amts- und Arztwegen. "Ich kenne schon die meisten Ärzte in Baden", scherzt Basira. Und sie weiß auch schon, was sie einmal werden will: Gynäkologin. Auch Ayman (13) weiß schon, was er einmal werden will: Schauspieler. Der älteste Sohn von Hanan aus Syrien geht seit drei Monaten in die Neue Mittelschule in der Pelzgasse, und schon redet er auf Deutsch mit. Am liebsten ist ihm der Schwimmunterricht.
"Morgen würden wir schwimmen gehen, aber da muss meine ganze Familie zum Interview nach Traiskirchen." Das "Interview" ist die Einvernahme im Asylverfahren.
Männer dürfen übrigens nur mit Genehmigung ins Haus der Frauen. "Das dient dem Schutz von Frauen und Kindern", erläutert Karin Esberger. Sie ist Projektleiterin im Haus der Frauen, das in diesen Tagen sein erstes Neugeborenes feiert.
Baden zeigt Herz & Verstand
Die Ehrenamtlichen werden über Peter Rambergers www.badenzeigtherz.atorganisiert - wie etwa die Arabisch-Dolmetscherinnen. Gertrud Mahfouz aus Baden war mit einem Ägypter verheiratet und leitete 31 Jahre lang in Kairo einen österreichischen Kindergarten. Über arabische Filme lernte sie diese Sprache. Oder wie die in Marokko gebürtige Badenerin Loubna Gomiri oder Fatma Lumb aus Weißenbach im Triestingtal. Ohne sie alle wäre diese Reportage kaum möglich gewesen.
Zur Sache
Das Haus der Frauen wurde Ende August eröffnet, ist jetzt mit 42 Frauen und 13 Kindern voll besetzt und wird vom Verein menschen.leben betrieben. Über www.badenzeigtherz.at fanden sich schnell viele Freiwillige, um die Frauen im Alltag zu unterstützen. Spendenkonto "Haus der Frauen" Hypo NÖ: AT 455 30000 375501, BIC HYPNATWW
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