Analyse
Baden bereitet sich auf Neuerungen im Gesundheitstourismus vor
Baden bereitet Weichenstellungen im Gesundheitstourismus vor. Dafür analysierte Ferdinand Oberer den Ist-Zustand des Tourismus in Baden und entwarf mögliche Handlungsfelder, um den Gesundheitstourismus zu stärken.
BADEN. Die lange und erfolgreiche Geschichte der Stadt Baden als Gesundheitszentrum schlägt ein neues Kapitel auf: Um die bestehende Gesundheitslandschaft abzusichern und den Standort Baden weiter zu entwickeln, hat der Gemeinderat im September 2021 Ferdinand Oberer (Oberer Consulting GmbH) beauftragt, der anerkannter Experte auf dem Gebiet des Gesundheits-, Freizeit- und Thermentourismus ist. Der Erstellung einer umfassenden Ist-Analyse und der Ausarbeitung von Strategieempfehlungen gingen zahlreiche Gespräche mit Vertretern der Gesundheitseinrichtungen in Baden voraus.
Am 27. Februar wurden die Ergebnisse den interessierten Mandatarinnen und Mandataren des Badener Gemeinderates sowie den kaufmännischen und medizinischen Leitern der Sozialversicherungsanstalten präsentiert.
Bürgermeister Stefan Szirucsek ist nach der Präsentation erfreut:
„Der Gesundheitstourismus war und ist für die Stadt von großer Bedeutung. Die Studie von Mag. Oberer zeigt dieses Potenzial auf und gibt klare Empfehlungen für den künftigen Ausbau des Gesundheitssektors. Den ersten Entscheidungen in Richtung Zukunft werden weitere folgen.“
Gesundheitstourismus von großer Bedeutung
Die Bedeutung Badens als Gesundheitsstandort wurde durch die Studie eindrucksvoll bestätigt: 63 % der Nächtigungen in Baden sind auf Reha- und Kurgäste zurückzuführen. Das sind Gäste, die im Unterschied zum gewerblichen Tourismus mehrere Wochen in der Stadt verweilen und damit wesentlich zur Wertschöpfung beitragen. Diese Gäste kehren oft zu einem späteren Zeitpunkt für einen Urlaub nach Baden zurück. Es ist daher richtig, die Kur- und Reha-Einrichtungen in Baden zu stärken und sie bei der Verbreiterung und Modernisierung ihres Angebots zu unterstützen. Hier gibt es auch eine Auslastung von rund 95 %.
Wellness-Segment ausbauen
Als besonders vielversprechend erachtet Ferdinand Oberer den Ausbau des Wellness-Sektors: Die Kombination des bereits vorhandenen medizinischen Top-Angebots, des riesigen Kulturangebots und des einzigartigen Flairs der Stadt ergibt ein äußerst zukunftsträchtiges Potenzial. Laut Oberer wäre es interessant die Doppelfunktion der Römertherme als Sportbad und Wellnessbad zu splitten. Vor allem im Bereich Premium Spas gibt es ein großes Potenzial. Und auch für ein Sporthallenbad gäbe es im Bezirk Baden großen Bedarf. Bürgermeister Szirucsek bestätigt, dass Schulen und Sportvereine in der Region mehr Schwimmbäder benötigen.
Zwei Zentren mit großem Potenzial
Um das Angebot des Gesundheitsstandortes Baden weiter auszubauen, bieten sich laut Studie der Oberer Consulting GmbH zwei Bereiche an: Das Gebiet rund um die Römertherme samt dem Grundstück, auf dem derzeit die Neue Mittelschule in der Pelzgasse steht und Teilflächen der ehemaligen Kaserne.
Erster Schritt bereits gesetzt
Ein erster wichtiger Schritt um die Zukunft des Gesundheitsstandortes voranzutreiben wurde bereits im September 2023 gesetzt. Der Gemeinderat hat im September 2023 die Umwidmung eines Teilbereiches des Kasernenareals in „Bauland Sondergebiet – Sonderkrankenanstalt“ beschlossen. Das Bundesministerium für Landesverteidigung hat diese Teilfläche nach Rechtskraft der Umwidmung im Jänner 2024 zum Verkauf ausgeschrieben.
Neos Mandatare nehmen dazu Stellung
Badens Neos Mandatar Helmut Hofer-Gruber nimmt zu der Präsentation Stellung: „Bekannte Fakten wurden übersichtlich präsentiert – Lösungen sind noch nicht in Sicht“, fasst NEOS-GR LAbg. Hofer-Gruber zusammen. „Dass der Gesundheitstourismus für Baden wichtig ist, dieser aber derzeit praktisch nur durch die Kuranstalten der Sozialversicherungen getragen wird, ist bekannt. Ebenso, dass die völlige Neugestaltung des Kurbezirks eine Voraussetzung ist, auch den privaten Gesundheitstourismus wieder zum Leben zu erwecken.“
GR Gertraud Auinger-Oberzaucher ergänzt: „Baden hat großes Potenzial, das gehoben werden muss. Wir müssen groß, mutig, strategisch und in die Zukunft denken“, so die Überzeugung der pinken Gemeinderätin, die auch auf die in Baden lebenden Tourismusexpertinnen und -experten in Baden verweist, deren Knowhow man nutzen sollte.
„Insellösungen wie die geplante Übersiedlung des ‚Engelsbades‘ auf das Gelände der ehemaligen Martinek-Kaserne sind das Gegenteil eines großen Wurfs. Das Kasernengelände auf Zuruf Stück für Stück zu entwickeln, ohne die Auswirkungen im Stadtzentrum mitzudenken, ist zu wenig.“
Die beiden NEOS-Gemeinderäte fordern, auch die Chancen, die sich durch den Schul-Campus ergeben, mit einzubeziehen. Hofer-Gruber:
„Ein Schulcampus braucht auch Sportstätten. Ob sich die – sofern überhaupt vorhanden – derzeit in Baden am richtigen Ort befinden, darf bezweifelt werden. Auch hier braucht es den Blick über den Tellerrand, der aber in Baden oft durch den allgegenwärtigen, welterbe-verschärften Denkmalschutz verstellt wird."
Schließlich ortet er noch eine andere Engstelle:
„Wenn wir Baden in die Zukunft führen wollen, wird das viel Geld kosten. Leider steigen schon jetzt die Schulden der Stadt Jahr für Jahr an – ohne dass auch nur ein einziges der Zukunftsthemen begonnen wurde. Hier fehlt es am Willen der Stadtregierung, gewachsene Strukturen zu verändern.“
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