Tumult wegen Billa neben Kirche
Nach 30jährigem Dornröschenschlaf ist das Riedlinghaus im Zentrum von Alland nun Gegenstand eines wilden Streits. Billa oder Wohnbau - das ist die Frage. Und das Volk will - im Gegensatz zur Gemeindeführung - keinen Supermarkt neben der Kirche.
ALLAND. Tumultartige Szenen bei der letzten Gemeinderatssitzung in Alland. 100 Zuschauer verfolgten unter teils wüsten Zwischenrufen die Abstimmung um den Verkauf des Riedlinghauses, eines einstigen Wirtshauses, das nun schon seit 30 Jahren verfällt. Seit zwei Jahren befasst sich ein Ausschuss mit der künftigen Nutzung des Areals. Angedacht war ein Wohnbau. Nun wird es aber, wie es aussieht, ein Supermarkt. Der „Billa“ bietet der Gemeinde 645.000 Euro für das 4600 Quadratmeter-Areal und will ein eingeschoßiges Bauwerk mit 60 Parkplätzen errichten. „Wir haben eh schon drei Supermärkte, das reicht. Unter anderem fürchten wir, dass dem Adeg, der von einem Allander betrieben wird, Geschäft weggenommen wird“, fürchten viele Allander. „Blödsinn“, sagt VP-Bürgermeister Ludwig Köck. Die Billa-Ansiedlung sei mit dem Adeg abgesprochen. Außerdem erwarte er, dass über kurz oder lang einer der zwei anderen Supermärkte (Uni und Zielpunkt, sie haben denselben Eigentümer) geschlossen werde. Was die Allander dem Vernehmen nach noch aufregt, ist dass der neue Billa gleich neben der Kirche sein würde. „Unpassend“, meint das Volk.
Bei der Abstimmung zum Verkauf passierte dem Bürgermeister ein folgenschwerer Versprecher. Er ließ nämlich irrtümlich den Riedling-Ausschuss verkaufen und nicht – wie es richtig heißen hätte müssen – das „Riedlinghaus“. Der Sprecher der SPÖ/UBA-Opposition beschwerte sich auf der Bezirkshauptmannschaft, und nun muss am kommenden Donnerstag, dem 29. Mai, um 19 Uhr, die umstrittene Abstimung mit dem korrekten Wortlaut wiederholt werden. Der Bürgermeister ist unerschüttert. „Wir werden das machen, der Billa ist fix. Mit dem Geld kaufen wir einen anderen Grund für kommunale Zwecke, und einen kleinen Wohnbau machen wir auch“. Köck ist sich sicher: „Da fährt die Eisenbahn drüber.“ Warum er sich so gegen einen Wohnbau am Riedlinghaus-Areal wehrt? „Wir hatten mehrere Wohnbauträger da – alle haben abgewunken. Das Haus liegt verkehrstechnisch an der Kreuzung zweier stark befahrener Straßen. Wer will da wohnen?“
Im Volk brodelt es allerdings nach wie vor. Im Cafè Mocca werden von den Inhabern Gaby und Walter Karner seit wenigen Tagen Unterschriften gegen den Billa gesammelt.
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