Manchmal kommt es anders ...

KEIN gewöhnlicher Trainingslauf

Auf meinem Trainingsplan stand kürzlich ein mittelschneller Lauf, flach, ca. 15-16Km, mit ein paar kurzen schnelleren Abschnitten. Ich wollte von Baden weg am Radweg durch das Helenental bis hinter die Krainerhütte laufen und retour. Nichts Besonderes, kein Erlebnislauf über den ich vor hatte zu schreiben. Es kam aber anders ... 

Ich laufe also vom Stadtzentrum durch den Doblhoffpark zum Strandbad, die Helenenstraße entlang und lasse die Gedanken gemütlich schweifen ... was liegt denn da vorne am Gehsteig? Ein Vogel? Eine Taube ... liegt am Rücken ... zuckt nur ein wenig mit den Beinen ... Scheiße, die stirbt gerade! Verdattert und ratlos bleibe ich neben der Taube stehen - was tun? Ignorieren, weiterlaufen, sie sterben lassen? Kann ich nicht. Ihr kurz und schmerzlos den Hals umdrehen damit sie nicht weiter leiden muß? Kann ich nicht. Gibt's da nicht so einen Rettungsdienst für verletzte Tiere? Glaube schon - aber ich habe kein Smartphone mit sondern nur ein uraltes Nokia das kein Internet hat ... Vorsichtig hebe ich die Taube auf, schaue sie mir genauer an. Hmmm ... keine sichtbare Verletzung, Hund oder Katze haben sie nicht gehabt. Sie sitzt ruhig in meiner Hand ... vielleicht ein Schock, ist sie gegen ein Auto geflogen? Langsam trabe ich weiter, die Taube in der Hand, und überlege ... die Tierklinik Dreier-Schöpf wo ich mit meinen Haustieren seit Jahrzehnten Kunde bin ist nicht weit weg. Ich lauf' einfach dorthin und bringe ihnen das Täubchen, die werden schon wissen was zu tun ist. Also Routenänderung, mit der Taube in der Hand laufe ich vorsichtig Richtung Weilburgstraße. Die Taube schaut sich um, wirkt nicht verängstigt oder verwirrt und zittert auch nicht. Durch den Handschuh spüre ich ihre Körperwärme - irgendwie total süß! Sie bewegt vorsichtig die Flügel ... ein gutes Zeichen? Ob sie Schmerzen hat? Passanten die mir entgegenkommen schauen etwas verdutzt - na ja, ich hab' ja auch einen Vogel ;-)

Beim Gasthof Martinek vorbei geht es die Jägerhausgasse hinauf, über die Albrechts... und schwupp! Die Taube fliegt plötzlich auf und in den nächsten Garten am Eck! Ich bin völlig verblüfft - wie das? Vor ein paar Minuten wirkte sie wie sterbend, jetzt fliegt sie wieder? Ich beobachte sie, wie sie im Garten herumtrippelt, sich umschaut - sie wirkt ganz normal, hinkt auch nicht ... ich beobachte sie noch ein wenig, dann hake ich das "Taubenproblem" ab - anscheinend hat sie ihren Schock inzwischen überwunden.

Also zurück zu meinem Trainingsplan: Locker geht es am Wegerl im Helenental dahin, zwar im Schatten aber die Spätnachmittagssonne beleuchtet immer wieder sehr stimmungsvoll die gegenüberliegende Seite des Helenentals. Bei der Schwechatbrücke knapp vor der Augustinerhütte drehe ich um, und los, zurück! Vorbei an Krainerhütte und Schulz-Heim, immer wieder mal 300m in flotterem Tempo - ja, das fühlt sich recht gut an! Am Radweg über die Schwechatbrücke beim Schwechat-Knie, laufe jetzt auf Asphalt ganz leicht bergab, vorbei an der Cholerakapelle ... was ist denn DAS?

Auf Höhe des Bibergeländes hängt, aufgespießt auf einen Ast, eine Art Teigfladen oder Langosch!? Und da sehe ich noch mehr davon ... wozu soll das gut sein? Ein Scherz? Training hin oder her, das muß ich mir näher anschauen. Und wenn ich schon da bin kann ich das Bibergelände auch wieder inspizieren ... faszinierend, wie die ihren Lebensraum umgestalten! Und - bauen die da etwa einen zweiten Damm, knapp 100m flußabwärts vom alten Damm? Tatsächlich, da ist ein neuer niedrigerer Damm! Und auch da hängt so ein Langosch!? Ich balanciere auf einem umgestürzten Baum der in der Schwechat liegt ein wenig hinaus um eine bessere Perspektive für Fotos zu bekommen. KNACKS! Ein vermeintlich fester Ast bricht unter mir ab und ich stehe mit einem Beim im Wasser. Tja, selber schuld, ist zwar im erstem Moment recht kalt aber nach ein paar hundert Metern Laufen ist der rechte Fuß wieder aufgewärmt, quatscht nur leise beim Auftreten vor sich hin :-)

Jedenfalls habe ich jetzt genug von ungeplanten Abenteuern, konzentriere mich auf den restlichen Kilometern auf's Laufen und komme gut nach Hause. 17Km, ein paar "Hoppalas" und trotzdem bin ich mit dem Training nicht unzufrieden - das Laufgefühl passt, nichts zwickt oder schmerzt, Lindkogel-Trail, ich komme :-)

Bis zum nächsten Bericht,
liebe Grüße
Hans

P.S.: Diese Runde über das "Wegerl im Helenental" und den Radweg ist eine der "Standardstrecken" in Baden für alle möglichen Fortbewegungsarten (der Radweg auch für Rollstühle - bis auf die 300m Schotter zwischen den beiden Brücken beim Urtelstein. Und ab dem Rastplatz "Steiniger Weg" beim Schwechat-Knie gibt es bis hinter der Krainerhütte auch nur Schotter). Durch die zahlreichen Seitenwege des Wegerls, einige hübsche Rastplätze und kleine Sehenswürdigkeiten (Köbeler-Kreuz, Beethovenstein, Antonsgrotte, gleich dort in der Nähe die mächtige Naturdenkmal-Kandelaberföhre, ...) und die Tatsache daß die Gegend zu jeder Tages- und Jahreszeit anders ausschaut kann man da garnicht oft genug unterwegs sein - es gibt IMMER was Neues zu entdecken :-)
P.P.S.: Wenn schon Biberdamm, dann gleich ordentlich: Ich habe Bilder von mehreren meiner Besuche dort hier hinzugefügt.