Dohnal schreibt an Sauerhof-Memoiren
Wie geht es Ihnen als ehemaliger Sauerhof-Direktor, wenn Sie die Ereignisse um den Konkurs des Sauerhof verfolgen?
Kurt Dohnal: Es ist schade darum, ich habe 14 Jahre lang bis 2006 viel Herzblut investiert und wir waren auf einem guten Weg. Es war traurig mitanzusehen, wie das alles bis zum Konkurs runtergefahren und vom denkmalschützerischen her ruiniert wurde. Ich schreibe übrigens gerade an meinen Memoiren, und da wird auch die Geschichte des Sauerhofs und die Rolle, die die Politik darin spielte, ausführlich beleuchtet.
Jetzt ist ein Russe als neuer Sauerhof-Eigentümer im Gespräch... Eine Chance?
Es ist so viel kaputt gemacht worden und es braucht jetzt eine Generalsanierung, wo man viel viel Geld in die Hand nehmen muss. Schade. Das wäre vor zehn Jahren noch einfacher gegangen.
Wie wichtig sind russische Touristen für Baden, wie wichtig sind sie als Gäste in den Hotels, die Sie aktuell führen – das Hotel Sacher, das Admiral in Baden und …. in Schönau?
Die Russen haben in Baden einen wichtigen Marktanteil. Allerdings gab es heuer im ersten Quartal einen Rückgang – wohl eine Folge der Ukraine-Krise und der Sanktionen der EU, das kann uns noch schwer treffen. Ich bin da sehr skeptisch. Im Hotel Sacher haben wir weniger russische Gäste sondern eher Business-Leute. Aber wir haben viele russische Gäste im Admiral im Zentrum.
Der Tourismus in Baden ist generell ein wenig ins Stolpern gekommen. Warum?
Die Zeiten, dass die Wiener Gäste mehr oder zufällig nach Baden „schwappten“, man nennt das Wiener Overflow, sind vorbei. Heute muss man sich die Gäste gezielt holen. Ein weiteres Problem ist der Rückgang im großen Kongress-Tourismus. Wir haben heute keine großen Hotels mehr, wo wir 300 oder 400 Kongress-Gäste unterbringen könnten.
Was kann die aktuelle Diskussion um die Marke Baden zu einer Verbesserung beitragen?
Ich finde, man sollte rund um das, was ohnehin schon da ist, gezielt kreative und kulturelle oder sportliche Angebote schaffen und damit konkret werben. Etwa um das Thermalwasser herum. Thermalstädte gibt es natürlich viele, man müsste sich schon was Besonderes einfallen lassen, um sich zu unterscheiden. Und natürlich müsste das Hotelangebot verbessert und erweitert werden.
Sehen Sie in privaten Bettenanbietern wie airbnb im Internet Nachteile für die Hotels?
Jedes zusätzliche Zimmer ist natürlich ein Mitbewerber. Aber wer in ein Hotel geht, wird nicht bei airbnb buchen.
Hat das Internet auch Vorteile?
Heute bucht die Hälfte unserer Gäste übers Internet, ein Fax schickt keiner mehr. Wir sind bei verschiedenen Tourismusplattformen dabei und das bringt uns schon was. Freilich müssen wir von den Buchungen auch Gebühren an die Plattformen zahlen.
Mit welcher Philosophie führen Sie ein Hotel?
Mir ist sehr wichtig der enge Kontakt zu den Gästen, das Feedback im persönlichen Gespräch. In einem mittleren Hotel wie dem Sacher ist das noch möglich.
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