Pädagogischen Hochschule in Baden
Sozialpartner starten neue Offensive zur Berufsorientierung mit App
Vor dem Hintergrund eines wachsenden Fachkräftemangels starten die Sozialpartner Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer in Niederösterreich eine neue gemeinsame Offensive in Sachen Berufsorientierung.
BADEN. Erstens ist der seit 2016 bestehende Kooperationsvertrag mit der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich (PH-NÖ) zur Förderung eines Masterlehrgangs „Berufsorientierung für Lehrkräfte“ um weitere drei Jahre verlängert worden. Zweitens wird gerade ein digitales Angebot entwickelt, das auf der Basis der Expertise von AK und WK sowohl den Jugendlichen, als auch den Eltern und Lehrkräften bei der Berufswahl Hilfestellung bieten soll. Laut WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker befindet sich diese App derzeit in der Testphase. Er und seine Experten rechnen damit, dass sie im ersten Quartal des nächsten Jahres allen Interessenten zur Verfügung stehen wird.
Die Pädagogische Hochschule hat im Auftrag der Sozialpartner zwei Studien erstellt, aus denen hervorgeht, „dass in den entsprechenden Angeboten zur Bildungs- und Berufsorientierung derzeit die Eltern zu wenig beachtet werden“, so Vizerektor Norbert Kraker. Dabei sehen sich die Eltern neben ihren Kindern ebenfalls als zentrale Akteure im Prozess der Bildungs- und Berufswahl. Hilfestellungen vor allem im digitalen Bereich seien aber bisher oft unzureichend bzw. zu sehr in Expertensprache verfasst, stellt die Studien-Autorin Simone Breit fest Die neue App soll diesbezüglich Abhilfe schaffen.
Für AKNÖ-Präsident Markus Wieser ist es wichtig, das breite Angebot an Lehrberufen – es gibt an die 230 – besser bekannt zu machen, denn „derzeit werden knapp 60 Prozent aller Lehrlinge in nur 10 Lehrberufen ausgebildet“, sagt er. Er fordert daher, die Berufsorientierung als Pflichtfach in den 5. bis 8. Schulstufen über alle Schultypen zu integrieren. Dabei sollen auch soziale Kompetenzen und Gesellschaftskunde mit praxisnahen Inhalten zu beruflichen Zukunftschancen vermittelt werden. Wieser verweist dabei insbesondere auch auf die Chancen, die sich in „Green Jobs“ ergeben.
WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker gibt einen ersten Einblick in die angekündigte Berufsorientierungs-App, „mit der wir den Eltern ein Hilfsmittel an die Hand geben, mit dem sie ihre Kinder bei der Berufswahl bestmöglich unterstützen können.“ Die App besteht aus drei Elementen. Ecker: „Zunächst wird gemeinsam mit dem Kind ein Interessen- und Kompetenzprofil erstellt. Dann geht es um das Finden der passenden Berufsbilder, die auf die Stärken und Wünsche der Jugendlichen zugeschnitten sind. In der dritten Phase erhalten Eltern und Kinder konkrete Informationen, wie sie die nächsten Schritte – etwa das Finden einer passenden Lehrstelle – einleiten können. Die App sei überdies als „lebende Materie“ geplant, soll also laufend angepasst weiterentwickelt werden.
Für die Sozialpartner ist die Fortsetzung der Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich ein wichtiger Schritt. In den nächsten drei Jahren soll insbesondere das Thema Berufsorientierung an AHS-Unterstufen in den Fokus rücken. Und es soll geprüft werden, ob und wie es möglich ist, bereits in der Volksschule im Sachunterricht mit der Berufsorientierung zu beginnen. (rz)
www.ph-noe.ac.at
www.noe.arbeiterkammer.at/berufsorientierung
www.wko.at/noe/bildung
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