Was wäre das Leben ohne Herausforderungen?

- hochgeladen von Gabriela Stockmann
Der neue künstlerische Leiter der Bühne Baden und Publikumsliebling Sebastian Reinthaller spricht im Business Brunch über seine neuen Aufgaben.
BEZIRKSBLÄTTER: Sie sind seit 1. Mai künstlerischer Leiter der Bühne Baden. Kommen Sie denn noch zum Singen bzw. Gesangstraining und Proben? Wie teilen Sie sich die Zeit ein? Ist die neue Aufgabe eine große Umstellung?
SEBASTIAN REINTHALLER: Vor meiner Zeit als künstlerischer Leiter musste ich Noten bzw. Partien einstudieren. Jetzt studiere ich die Hintergründe zu der Entstehung derselben und kann mir überlegen, mit welchen Kompositionen ich mich auseinandersetzen möchte. Das ist eine großartige geistige Horizonterweiterung, also keine Umstellung!
Was genauso spannnend ist, betrifft die positive und persönliche Auseinandersetzung mit vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten eines Theaterunternehmens. Bezüglich Singen bitte ich, sich selbst ein Bild machen und zwar mit meinen insgesamt 25 Abenden als Operetten-und Konzertsänger !
Als Publikumsliebling sind Sie mit unmittelbar applaus-verwöhnt. Als künstlerischer Leiter wird Ihr Erfolg auch anders gemessen. Ist die Rolle des Sängers auf der Bühne und die Rolle des "Machers" hinter der Bühne irgendwie miteinander vergleichbar oder sind das zwei ganz verschiedene paar Schuhe?
Es sind natürlich zwei ganz unterschiedliche Bereiche und es gehört zu meinem jetzigen, neuen Lebensabschnitt damit auch ökonomisch, uneitel und seriös umzugehen. Dabei bin ich auf die Hilfe meines künstlerischen Betriebsbüros und vielen anderen Abteilungen der Bühne Baden angewiesen und die machen einen tollen Job.
Welche wirtschaftlichen Ziele haben Sie sich gesteckt bzw. wurden Ihnen gesteckt? Welche Rolle spielt dabei die Auslastung - die "Quote" als oberstes Gebot eines Kulturbetriebes?
Oberstes Gebot bleibt die hervorragende Quote meines Vörgängers Robert Herzl zu halten und in Zukunft zu übertreffen, da letztlich ein Theaterunternehmen auch durch seine Erlöse und Auslastungen definiert wird. Dies nicht ausschließlich, aber es sind unser aller Steuergelder, die hier eingebracht werden und somit tragen Martina Malzer als kaufmännische Direktorin und ich eine große Verantwortung, damit richtig umzugehen.
Die Bühne Baden bekommt mit Ihrem Antritt gleich einige neue Optik: Umbauten am Haus, neue Website. Welche Rolle spielt der virtuelle Auftritt aus Ihrer Sicht? Notwendiges Übel in Internet-Zeiten oder eine "Chance" auf Image-Veränderung - vor allem im Hinblick auf jüngeres Publikum? Braucht die Bühne Baden überhaupt ein neues/verändertes Image?
Die Umstände, die hier aufgezählt werden, sind wichtige Details, aber das Image eines Theaters formt sich aus seinen unterschiedlichen Abenden wie z.B. an der Bühne Baden mit Operetten, Musical, Ballett, Konzert und Schauspielabenden bzw. Vormittagen - entweder mit Orchester oder Klavierbegleitung. Das jüngere Publikum sucht sich in der Bühne Baden seine Möglichkeiten und braucht dazu keine äußerlichen Kurswechsel !
In Ihrer Antrittspressekonferenz haben Sie betont, die Frau in den künstlerischen Fokus der Bühne Baden rücken zu wollen. Ist aber über Frauen nicht schon längst alles gesagt? Was kann auf der Bühne Baden noch Neues über Frauen "gesagt" werden? Wie groß ist die Gefahr, die "Frau" klischeehaft (Mutter, Hure) zu zeigen?
Nachdem meine erste Spielplan-Planung feststand, bemerkte ich, wie sich ein roter Faden durch dieses Jahr 2014 / 2015 zieht : das weibliche Wesen ! Deshalb steht mein erstes Bühnenjahr an der Bühne Baden unter dem Motto: "Diese raffinierte Mischung zwischen Brandstifter und Feuerwehr - das weibliche Wesen !" - das bedeutet für mich : diese Thematik habe ich nicht gefunden, sondern es hat sich mir wie von selbst ausgesucht ....
Mit "Giuditta" von Franz Lehár ist am 20. Juni in der Sommerarena die erste Premiere Ihrer Ära gleich einer recht dominanten Frauenfigur gewidmet, der Sie in der männlichen Hauptrolle auch einiges entgegenhalten müssen. Was dürfen wir uns da erwarten?
Einerseits eine grandiose junge, lebenshungrige und authentische Besetzung der Titelrolle mit Bibiana Nwobilo - kombiniert mit sehr guten bekannten und neuen Darstellern in einer großen Lehár Operette und andererseits geführt vom großartigen, wissenden Regisseur Dominik Wilgenbus, der gemeinsam mit seinem Bühnenbildner Johannes Leitgeb eine neue Ästhetik in der Sommerarena und seinem Publikum präsentieren wird!
Natürlich ist die zweite Premiere - die Zirkusprinzessin- genauso wichtig, welche eine sehr bekannte Kalmánoperette mit einem erfahrenen Leadingteam und überwiegend neuen Solisten und Solistinnen zur Aufführung bringt. Hinzu die Wiederaufnahme des Erfolgsmusicals Jesus Christ Superstar und erstmalig ein Sommernachtskonzert in der Sommerarena. Neugierig darf das Publikum auch auf die Geschichten aus dem Wienerwald sein, die ebenfalls eine neue Ästhetik in Zusammenhang mit dem erstmalig überbautem Orchestergraben in der Sommerarena präsentieren wird .
Als künstlerischer Leiter gleichzeitig auch auf der Bühne zu stehen - macht das einen besonderen Druck?
Was wäre das Leben ohne Herausforderungen? Allerdings geht dieser Satz nur unter der Voraussetzung: gesund bleiben! Klingt recht banal, ist aber im warsten Sinn des Wortes " lebenserhaltend...!"



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