Der Triumph des Guglhupfs
(gast) Die Welt ist in Ordnung, wenn „leise ganz leise ein Walzertraum“ erklingt. Das verliebte Wiener Madl Franzi (Simona Eisinger) verzichtet großmütig auf einen Mann, der ohne es zu Wissen im tiefsten Inneren schon einer anderen – seiner Ehefrau, der preußischen Prinzessin Helene (stimmgewaltig: Frauke Schäfer) – gehört. Und sie zeigt ihrer Nebenbuhlerin, wie sie das Herz des charmanten Wiener Leutnants Niki (Christian Sturm) gewinnen kann: mit schmeichelnder Kleidung und einem guten Guglhupf.
„Ein Walzertraum von Oscar Straus hat mich mein Leben lang begleitet“, sagt Bühne Baden-Intendant Sebastian Reinthaller bei der Premierenfeier. Dass die Operette nicht unbedingt eine große Bühne braucht, zeigt die Inszenierung von Daniel Pascal, der eigentlich aus dem Schauspiel kommt. Er sorgt für eine Art Kammerspiel auf der Bühne Baden – und besetzt die Rolle des Leutnant Niki mit dem sympathisch-dezenten Christian Sturm, der in kleinen Gesten und mit weicher Stimme durchaus seine Zerrissenheit zwischen beiden Frauen zum Ausdruck bringen kann, ohne gleich als Ekel zu erscheinen.
Man versteht – nicht zuletzt aufgrund der präzise gesprochenen Dialoge - die kleine Geschichte um ewig-gültige Konflikte, und sie berührt, wenn sie auch freilich mit der einfachsten aller Lösungen daherkommt. Dass sie berührt, ist natürlich auf die sanft-schmeichelnde Walzermusik zurückzuführen, die vom Orchester unter Michael Zehetner gekonnt in die Herzen des Publikums geschmeichelt wird.
Dass der Applaus dennoch etwas verhalten ausfiel und es auch durchaus kritische Stimmen gab, ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass es eine etwas andere, stillere Operetteninszenierung war, deren parodistische Aspekte etwas zu aufgesetzt wirkten, auch wenn Beppo Binder und Bühne Baden-Neuling Rupert Bergmann ihr Bestes gaben.
„Wir gleiten mit dieser Inszenierung sanft in die Wintersaison“, zieht Sebastian Reinthaller sein Resumee. Der Intendant wird übrigens am 24. Oktober und am 8. November selbst den Leutnant Niki geben.
Alle Fotos: Erich Wellenhofer
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