Hintern aus der Couch heben

BEZIRK (ah). „Rückenschmerzen können viele Ursachen haben“, sagt Florian Hanslmayr, Physiotherapeut mit eigener Praxis in Braunau. Viele Schmerzen würden von der Muskulatur ausgehen, die oft sehr verspannt, verhärtet und zu schwach sei. Die Schmerzen können unterschiedlich sein: ziehend, brennend, stechend, dumpf, ausstrahlend und sogar lähmend. „Bei Ausstrahlungen in die Beine ist immer eine ärztliche Abklärung anzuraten, da es sich um einen Bandscheibenvorfall handeln könnte. Bei Lähmungserscheinungen daher auf keinen Fall warten und den Notarzt rufen“, appelliert Hanslmayr. Die Lendenwirbelsäule ist eine stark belastete Region, die viel aushalten muss, aber wenig bewegt wird. Wenig benutzte Muskulatur wird hart, baut sich ab und die umliegenden Gelenke werden dadurch instabil.
Zu schwache Muskulatur ist mit der zu verrichtenden Haltearbeit überfordert. Muskelverspannungen verursachen dann Rückenschmerzen. „Massage ist ein guter Ansatz, vor allem bei akuten Schmerzen“, weiß Hanslmayr. Effektiv wären Triggerpunkte, Friktionen und Dehngriffe, denn diese entspannen und durchbluten die Muskulatur. „Allein Wärme in der betroffenen Zone kann die Muskulatur schon kurzfristig entspannen“, rät der Experte. Er weiß aber auch, dass Massage und jede andere passive Behandlung das eigentliche Problem nicht lösen kann. Jeder Einzelne sei daher für sich selbst verantwortlich. Ohne regelmäßige Übungen kommen die Beschwerden immer wieder und verschlechtern sich in den meisten Fällen sogar. „Wichtig ist, dass man lernt, auf seinen Körper zu hören. Er sagt einem mit Schmerzen genau, wann es Zeit ist, etwas zu unternehmen. Wer ein Training beginnt, sollte sich einen individuellen, genau auf die Schwachzone abgestimmten Übungsplan anfertigen lassen." Laut Hanslmayr bringt es nicht viel, in ein Fitnessstudio zu gehen und einen Standardplan auszufassen. Fitnessstudio, Yoga, Gymnastik, Turnen: Wichtig ist, dass die Übungen regelmäßig gemacht werden. Im Idealfall drei Mal in der Woche. „Es reichen oft schon 20 Minuten, um die Probleme in den Griff zu bekommen“, weiß Hanslmayr. Und: „Geduld und Konsequenz sind der Schlüssel zu möglichst schmerzfreiem Leben. Leider ist der Mensch sehr bequem geworden. Viele machen die erlernten Übungen, so lange sie Probleme haben. Kaum sind die Schmerzen weg, hören die meisten mit den Übungen auf. Das ist das Problem. Also, Hintern von der Couch heben!“ Unabhängig von der Art der Bewegung, sollte diese lebensbegleitend in den Alltag eingebaut werden.