"Der Bezirk braucht ein Notquartier"

Im Pfarrzentrum in St. Peter stehen Räumlichkeiten als kurzfristiges Notquartier für Obdachlose zur Verfügung. | Foto: Reithofer
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  • Im Pfarrzentrum in St. Peter stehen Räumlichkeiten als kurzfristiges Notquartier für Obdachlose zur Verfügung.
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BEZIRK (ebba). In Oberösterreich gibt es 130.000 Menschen, das sind neun Prozent der Bevölkerung, die armutsgefährdet sind. Diese Menschen haben im Monat weniger als 1031 Euro netto Haushaltseinkommen zur Verfügung oder verdienen weniger als 884 Euro monatlich. "Die Zahl der Mindestsicherungsempfänger hat sich in den vergangenen Jahren stark erhöht", weiß Stefan Wimmer, Leiter der Arbeiterkammer Braunau. Laut Bezirkshauptmannschaft bezogen im vergangenen Jahr 365 Menschen im Bezirk die bedarfsorientierte Mindestsicherung, also Sozialhilfe. Den Höchstbetrag von 867,30 Euro im Monat bekommen Alleinstehende und Alleinerziehende. "Ein besonders hohes Armutsrisiko haben Langzeit-Arbeitslose, Migranten, Ein-Eltern-Haushalte und Mehr-Personen-Haushalte mit mindestens drei Kindern sowie allein lebende Frauen mit oder ohne Pension", sagt Wimmer.

Pilgerheim zu Notquartier umfunktioniert
Nicht wenige Menschen stehen irgendwann vor dem Nichts und landen auf der Straße. Im Bezirk Braunau ist das Leben als Obdachloser besonders schwer, da es im gesamten Bezirk keine Notschlafstelle gibt – bis auf eine Ausnahme: Ein privat geführtes Notquartier im Pfarrzentrum St. Peter. Eigentlich als Pilgerherberge gedacht, kümmern sich hier ehrenamtliche Caritas-Mitarbeiter rund um Pfarrgemeinderatsobmann Franz Reithofer um Menschen, die nicht wissen, wo sie hin sollen. "Momentan sind vier Obdachlose bei uns und damit sind wir auch ausgelastet." Das Projekt Notschlafstelle St. Peter wurde bereits mit dem Solidaritätspreis der Linzer Kirchenzeitung ausgezeichnet. "Man kann die Menschen ja nicht wegschicken, besonders nicht im kalten Winter."

Die Obdachlosen benötigen Betreuung, müssen motiviert und zu Terminen bei Ämtern gefahren werden. Reithofer kritisiert, dass es in Braunau keine Notschlafstellen gibt. "Es passiert einfach nichts und wir stehen alleine da. Der Bezirk braucht ein offizielles Notquartier." Laut Nikolaus Höfler, Mitarbeiter im Büro von Soziallandesrat Josef Ackerl, ist der Bedarf bekannt und "trotz der derzeit schwierigen finanziellen Lage des Landes werden wir versuchen, eine Übergangslösung zu finden. Wie diese aussehen wird, darüber wird noch beraten. Ziel ist aber, mindestens eine Notschlafstelle zur Verfügung zu stellen. Dies wird frühestens im ersten Quartal 2014 geschehen." Die nächsten Notschlafstellen befinden sich in Vöcklabruck, Wels, Linz und Salzburg.

Endstation Delogierung
Menschen, denen eine Delogierung droht, können sich an die Beratungsstelle "Caritas Koordination Netzwerk Wohnungssicherung" wenden. "Wir sehen uns gemeinsam mit den Klienten an, ob alle Ansprüche geltend gemacht wurden und erstellen einen Plan, wie man etwas zurückzahlen kann", erklärt Mitarbeiter Wolfgang Wimmer-Berg. Geht dieser Plan nicht auf, können Delogierte in eine von drei betreuten Wohnungen ohne Kaution in Braunau unterkommen. Dies ist aber keine Akutlösung, denn sind die Wohnungen gerade besetzt, stehen die Betroffenen auf der Straße.

Sozialmarkt und Tafel versorgen Bedürftige mit dem Grundlegendsten
Vermutlich kurz vor Ostern wird in Mattighofen der erste Sozialmarkt eröffnet, welcher vom Roten Kreuz betreut wird. "Es haben sich bisher 28 freiwillige Helfer gemeldet", erklärt Herbert Markler vom Roten Kreuz in Braunau. Zwei Mal in der Woche sollen hier Lebensmittel angeboten werden, die gegen ein kleines Entgelt gekauft werden können. "Eine Einkaufsberechtigung erhält man bei der Stadtgemeinde", erklärt Bürgermeister Friedrich Schwarzenhofer. Der Sozialmarkt wird in der Feldstraße 34, der ehemaligen Firma KA-MA, in der Nähe der Berufsschule, eröffnet.

Neben dem Sozialmarkt in Mattighofen kümmert sich in Braunau die Arnstorfer Tafel um die Versorgung bedürftiger Menschen. Hier werden Bedürftige kostenlos mit Grundnahrungsmitteln versorgt. "Wir haben wöchentlich 80 Leute, die für rund 200 Bedürftige Lebensmittel abholen. Auch die Obdachlosen, die in St. Peter unterkommen, besuchen uns regelmäßig. Außerdem beliefern wir die Flüchtlinge im ehemaligen Kapuzinerkloster. Die Nachfrage ist jedenfalls nach wie vor sehr groß", sagt Wolfgang Fink von der Tafel. Ausgabe ist immer samstags um 14 Uhr in der Bezirksbauernkammer in Braunau.

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