Facebook-Spieglein an der Wand...
... wer ist die Schönste in der Stadt? "Braunauer Schönheiten" bewertet Teenager mit "Hot or Not".
BRAUNAU (höll/sg). Einen Monat online und schon 1700 Fans. Die Facebookseite "Braunauer Schönheiten" ist beliebt und langsam auch berüchtigt. Gezeigt werden Fotos von "Braunauer Schönheiten" – meist Teenager – die teils schmollend, teils lachend, teils lasziv vor der Kamera posieren. Dann wird abgestimmt. "Hot or Not". Die Kommentare zu den Fotos fallen dabei nicht immer nett aus. "Geht goanet", heißt es dann oder "i hob gmoant, des hoast schönheiten". Die User halten nicht hinter dem Berg mit ihrer Meinung. Gefällt ein Mädel oder Bursch, dann posten sie "Schoaf", "geile oide" oder "hooooot".
Administrator der Seite ist ein 18-jähriger Bursche aus Braunau. Seinen Namen will der "Admin", wie er sich nennt, nicht bekannt geben: "Ziel der Seite war es, dass sich die Leute unterhalten und es überrascht mich selbst, wie gut das klappt." Die Fotos werden ihm zugeschickt. Der "Admin" stellt sie dann online und lässt die Leute abstimmen. "Ich bin mir darüber im Klaren, dass die Leute, die mir die Fotos schicken, Bestätigung suchen – was sollte daran falsch sein. Richtige Beleidigungen lösche ich."
Psychologin Ursula Mayr-Holzmann bezeichnet diese Entwicklung als bedenklich: "Jugendliche müssen einen vernünftigen Umgang mit sozialen Medien lernen. Fotos sollten dabei etwas privates bleiben." Sei weiß, dass die Jugendlichen mitmachen, um dazu zugehören: "Sie machen mit, weil alle mitmachen. Doch viele können mit dem Urteil der User dann nicht umgehen. Fallen die Kritiken nicht so gut aus, dann kann es zu einer Persönlichkeitsverletzung kommen. Die Gefahr, dass jemand dann gemobbt wird, ist ebenfalls groß." Sie rät den Jugendlichen, die Finger von derartigen Seiten zu lassen, sich eingehend mit den Privatsphäre-Einstellungen auseinander zu setzen und sparsam mit privaten Inhalten umzugehen: "Ist das Foto erstmal drin, ist es fast unmöglich, es wieder ganz löschen zu lassen. Also vorher überlegen, dann klicken."
Für Aufklärung im Bereich Internet und soziale Medien sorgt www.saferinternet.at.
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