Umgestaltung Hitler-Haus
Mahnsteinverlegung sorgt für Unmut
Hitlers Geburtshaus in Braunau wird bis Ende 2022 zur neuen Polizeistation für die Polizeiinspektion Braunau und das Bezirkspolizeikommando umgebaut. Im Zuge der Bauarbeiten soll auch der Mahnstein, der vor dem Haus in der Salzburger Vorstadt liegt, verlegt werden. Ein Unterfangen, das in Braunaus Bevölkerung und Politik für Unmut sorgt.
BRAUNAU (kat). "Für Frieden, Freiheit und Demokratie– Nie wieder Faschismus– Millionen Tote mahnen", lautet die Inschrift auf dem Mahnstein, der sich vor Hitlers Geburtshaus in Braunau befindet. Der Stein stammt aus dem Konzentrationslager Mauthausen und wurde im Jahr 1989 unter dem damaligen Braunauer Bürgermeister Gerhard Skiba eingeweiht. Anlass für die Verlegung des Steines vor Hitlers Geburtshaus in der Salzburger Vorstadt 15 war der 100. Jahrestag der Geburt des größten Massenmörders der Geschichte.
Nun soll das Haus bis Ende des Jahres 2022 zu einer Polizeistation umgebaut werden. Im Zuge der Bauarbeiten soll auch der Mahnstein verschwinden und ins Haus der Geschichte nach Wien gebracht werden. Dadurch wolle man eine "Neutralisierung des gesamten Ortes" erreichen, wie es der zuständige Sektionschef Hermann Feiner in einer Pressekonferenz vom 2. Juni betonte.
"Nun soll nach einem Vorschlag des innenministeriums gemeinsam mit dem Umbau dieses Hauses zu einer Polizeistation dieser Stein in ein Museum entsorgt werden, um das Gebäude "vollständig zu neutralisieren". Es ist gut und wichtig, dass Braunau und das Geburtshaus nicht zu einer Pilgerstätte für alte und neue Nazis werden. Da mag auch die Nutzung durch die Polizei abschreckend wirken, auch wenn uns Grünen eine soziale Einrichtung wie die Lebenshilfe lieber gewesen wäre", kritisiert Manfred Hackl, Fraktionsobmann der Grünen Braunau.
"Geschichte kann man nicht auslöschen"
Die Grünen Braunau sind gegen eine Verlegung des Mahnsteins und fordern, dass der Stein als Erinnerung an Hitlers Gräueltaten in unmittelbarer Nähe seines Geburtshauses bleibt. "Geschichte kann man nicht auslöschen, Erinnerung soll man nicht auslöschen, und Verantwortung darf man nicht auslöschen. Auch wenn Adolf Hitler nur seine „Windeljahre“ in Braunau verbracht hat und hier in der NS Zeit nicht mehr Gräueltaten begangen wurden als im Rest des Reiches, ist der Ort der Geburt doch ein besonderer. Der Ort, wo das Übel seinen Anfang nahm, und wo daher besonders gedacht werden soll, wo gemahnt werden soll, dass solche Zeiten und solche Verbrechen nie wieder sein dürfen", so Hackl.
Hinzukommt, dass der Mahnstein Eigentum der Stadtgemeinde Braunau ist und auf öffentlichem Grund steht. "Daher obliegt es auch den politischen Gremien der Stadt über dessen Verwendung zu entscheiden. So haben wir auch großes Vertrauen in unsere Gremien, dass der Mahnstein zur Erinnerung an die Verbrechen der NS Zeit vor dem Geburtshaus erhalten bleibt", heißt es in einem Schreiben der Grünen Braunau. Im aktuellen Sieger-Architekturprojekt zur Umgestaltung des Hauses, ist, wie von der Partei kritisiert wird, keine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit geplant. Deshalb liege noch mehr Verantwortung bei der Stadt Braunau. "Durch konsequente Fortführung der vom Verein für Zeitgeschichte erfolgreich organisierten Braunauer Zeitgeschichte-Tage, die jährlich stattfindende stimmige Mahnsteinfeier, durch entschiedenes Auftreten gegen jede Form von Rechtsextremismus, aber auch durch neue Ideen und Zeichen, die noch zu entwickeln sind", so der Fraktionsobmann der Grünen Braunau.
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