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Umgestaltung des "Hitler-Hauses" soll Ende 2022 abgeschlossen sein

Visualisierung des Projektes | Foto: Marte.Marte Architekten
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Das Siegerprojekt überzeugte die Jury insbesondere durch seine Schlichtheit.

BRAUNAU (ebba). Für die Umgestaltung des Hitler-Geburtshauses wird das Vorarlberger Architektenbüro „Marte.Marte“ verantwortlich zeichnen. Der Entwurf der Brüder Bernhard und Stefan Marte setzte sich in der Ausschreibung des Innenministeriums gegen elf Mitbewerber durch. Der Umbau soll Ende 2022 abgeschlossen sein. Danach können die Polizeiinspektion Braunau und das Bezirkspolizeikommando ins Gebäude einziehen.

Der zuständige Sektionschef Hermann Feiner gab im Rahmen einer Pressekonferenz am 2. Juni bekannt, dass der Umbau rund fünf Millionen Euro kosten wird. Mit der Umgestaltung wolle man eine „Neutralisierung des gesamten Ortes“ erreichen, betonte Feiner. Die interdisziplinäre Kommission, die sich mit dem Projekt auseinandersetzte, hat eine zeitgenössische Kommentierung untersagt. Der „Mahnstein“ vor dem Geburtshaus soll im Haus der Geschichte in Wien untergebracht werden, so der Sektionschef.

Das Siegerprojekt sei in seiner Erscheinung sehr reduziert, erklärte Juryvorsitzender Robert Wimmer. Womit es letzten Endes auch überzeugte. Die innere Struktur des Gebäudes mit zwei Häusern werde beibehalten, unter Einhaltung der Vorgaben des Denkmalschutzes. Die Architektur des Gebäudes verhindere außerdem, dass es zu Versammlungen von Neonazis kommen könne. Die Brüder Marte aus Feldkirch (Vorarlberg) wurden bereits mit dem Staatspreis für Architektur ausgezeichnet.

Kritik regt sich

Von einem "demokratiepolitischen Skandal" spricht der KZ-Verband/VdA OÖ, dem die "Entsorgung des Gedenksteines" vor dem Gebäude sauer aufstößt. Der Stein, der die Aufschrift „Für Frieden, Freiheit und Demokratie – Nie wieder Faschismus – Millionen Tote mahnen“ trägt, wurde 1989 von der Stadt Braunau unter Bürgermeister Gerhard Skiba aufgestellt.

„Die geplante Entsorgung des Gedenksteines vor dem Hitler-Geburtshauses ist eine Verhöhnung aller Opfer des Faschismus“, zeigt sich Harald Grünn, Landesvorsitzender des KZ-Verbandes/Verband der Antifaschistinnen und Antifaschisten, fassungslos und kritisiert: „Innenminister Nehammer entledigt sich der historischen Verantwortung der Republik und fügt damit der Stadt Braunau enormen Schaden zu.“

„Selbst wenn man das Hitler-Geburtshaus als solches ‚neutralisieren‘ möchte, ist die Entfernung des Gedenksteines nichts anderes als ein handfester demokratiepolitischer Skandal“, so Harald Grünn. "Der KZ-Verband/VdA Oberösterreich fordert die verantwortlichen Politiker auf, die Notbremse zu ziehen und alle Bestrebungen den Gedenkstein zu entfernen, beschädigen oder zu entfremden umgehend zu unterlassen. Wir erwarten uns vom Innenministerium einen behutsamen Umgang mit der Geschichte. Das vorgelegte Konzept ist das genaue Gegenteil davon!“

Kritik an den vorgestellten Plänen üben auch das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) und das OÖ. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus. „Die geplante Neugestaltung des Hitler-Geburtshauses orientiert sich an der Devise ‚Verdrängung statt Auseinandersetzung“, sagt MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi. „Anstelle des krampfhaften Versuchs, die historischen Tatsachen zu ‚neutralisieren‘, sollte gedenkpolitisch offensiv vorgegangen werden“, fordert Robert Eiter, Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus. „Beispielsweise wäre ein Konzept wie das ‚Haus der Verantwortung‘ des Politikwissenschafters Andreas Maislinger geeignet. Es würde Braunau und ganz Österreich viel Ansehen bringen.“

Auf vehemente Ablehnung stößt besonders der Plan, den Mahnstein vom Gehsteig vor dem Hitler-Geburtshaus zu entfernen und ins „Haus der Geschichte“ zu verlegen. „Da schließen wir uns dem Protest von Florian Kotanko, dem Leiter der Braunauer Zeitgeschichtetage, vollinhaltlich an“, erklärt Mernyi. „Dass diese Mahnung an die Millionen NS-Opfer aus Braunau weg soll, ist fatal. Dagegen wird es breiten Widerstand geben“, betont Eiter.    

Laut Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher sei der Umgang mit dem Mahnstein vor der Liegenschaft noch politisch abzustimmen.

Mehr dazu hier:
Mahnstein bleibt in Braunau

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