Heldin des Alltags
Pflegerin auf der Corona-Station

Seit fünf Jahren arbeitet Lucia Erber als Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Herzintensivstation im Krankenhaus Braunau.  | Foto: Lucia Erber
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  • Seit fünf Jahren arbeitet Lucia Erber als Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Herzintensivstation im Krankenhaus Braunau.
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Lucia Erber ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin im Krankenhaus St. Josef in Braunau. In Zeiten von Corona wurde "ihre" Herzintensivstation zur Corona-Station umfunktioniert. Die neue Situation brachte neue Herausforderungen mit sich. Aufgrund der Besuchsbeschränkungen war sie neben ihrer Tätigkeit als Pflegerin vor allem auch als eine der wenigen Ansprechpersonen für ihre Patienten gefordert.

BRAUNAU (kat). "Ich konnte den Patienten kein tröstendes Lächeln spenden, dies versuchte ich mit Gesprächen und einem Halten der Hand auszugleichen", erzählt Lucia Erber. Seit fünf Jahren arbeitet sie als Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der kardiologischen, internistischen Intensivstation, der Herzintensivstation im Krankenhaus Braunau. Dort werden Patienten betreut, die etwa unter Herzkreislauf-, Nieren-, Lungen-, Lebererkrankungen, Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich oder an einer Vergiftung leiden.  In der Corona-Zeit wurde "ihre" Station umstrukturiert.

Herausforderung: "Corona-Station"

Die Patientenzimmer wurden zu Isoliereinheiten für Corona-positiv Patienten sowie Verdachtsfälle umfunktioniert. Die Zimmer durften nur noch mit Schutzausrüstung betreten werden. "Bei der Versorgung von Corona-positiven Patienten trage ich eine Haube, Schutzbrille, Mund-Nasen-Maske Klasse FFP3/FFP2, einen Schutzkittel, Handschuhe sowie desinfizierbare OP-Schuhe. Vor allem das Auskleiden der kontaminierten Schutzkleidung muss sehr bedacht durchgeführt werden, um sich nicht selbst zu kontaminieren. Dafür haben wir mehrere Schulungen erhalten und eine "schmutzige Schleuse" eingerichtet, um sich einwandfrei auskleiden zu können", erzählt Erber. Das Arbeiten in der Schutzausrüstung über mehrere Stunden hinweg, beschreibt die junge Pflegerin als recht kreislaufbelastend. "Da die Kittel wasserdicht sind, fängt man schnell zum Schwitzen an und hat einen hohen Flüssigkeitsverlust. Vorsorglich habe ich versucht, vor und nach dem Dienst und in den Pausen-Zeiten viel Wasser zu trinken, um nicht während der Arbeit im Patientenzimmer zu kollabieren", so Erber weiter. Doch nicht nur für sie selbst, auch für die Patienten war die Situation schwierig: Unter der Schutzmaske war es, laut der Krankenhausmitarbeiterin für die zu betreuenden Personen besonders schwer, zu erkennen, wer sich darunter befindet.

Lucia Erber durfte die Patientenzimmer, die während der Krise zu Isoliereinheiten wurden, nur noch mit Schutzausrüstung betreten.  | Foto: Lucia Erber
  • Lucia Erber durfte die Patientenzimmer, die während der Krise zu Isoliereinheiten wurden, nur noch mit Schutzausrüstung betreten.
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"Es war eine herausfordernde Ausnahmesituation, an der man wächst und immer stets versucht sein Bestes zu geben. Irgendwann merkt man, wie solche Ausnahmesituationen zur alltäglichen Arbeit werden und gewöhnt sich schon fast ein wenig dran", erzählt die Gesundheits- und Krankenpflegerin.

Neben der körperlichen Belastung war auch die psychische Belastung herausfordernd für die junge Krankenhausangestellte: "Die Schicksale der Patienten werden mich noch länger begleiten."

"Mehr gefordert als sonst"

Auch für Erbers Patienten auf der Corona-Station brachte die ungewohnte Situation besondere Herausforderungen mit sich. So waren sie großteils, aufgrund der außerordentlichen Belastung der Umstände, ängstlicher als sonst. "Zum Einen liegen die Patienten über Tage bis Wochen im gleichen Zimmer, wo nur vermummte fremde Personen zu ihnen kommen. Zum anderen haben sie über eine langen Zeitraum ihre nahen Angehörigen nicht mehr gesehen und müssen viel eigene Kraft aufwenden, um eine schwere Erkrankung zu bewältigen", erzählt die Pflegerin. Auch Patienten, die aufgrund einer Demenz etwa desorientiert waren, verunsicherte und verängstigte die Schutzausrüstung des Pflegepersonals noch zusätzlich.
Durch die Isolation der Patienten war und ist Erber eine der wenigen Ansprechpersonen. Durch Telefonate, Briefe und Fotos wurde aber vom gesamten Pflegeteam stets versucht, den Patienten den Kontakt zu den nahen Angehörigen zu ermöglichen. "Seit Kurzem haben wir ein eigenes Tablet auf der Station. Dadurch können wir Patienten ermöglichen via FaceTime Kontakt zu ihren Familien zu halten", berichtet Erber. 

Veränderte Arbeitsweise

Auch die Arbeitsweise von Erber hat sich in der Corona-Zeit geändert. Normalerweise teilt sich das Pflegeteam zu Schichtbeginn auf. "Ich erhalte vom vorherigen Dienst eine ausführliche Übergabe von den Patienten, die ich in diesem Dienst betreue. Anschließend stelle ich mich persönlich bei den Patienten vor und frage, wie es ihnen geht oder ob ich etwas für sie tun kann", so die Pflegerin. Durch die getätigte Pflegemaßnahme unterstützt sie Patienten in ihren individuellen Grundbedürfnissen und sorgt für eine Verbesserung ihrer Lebensqualität während eines oftmals lang andauernden Intensivaufenthaltes. "Ich versuche die Angehörigen so gut als möglich in den Genesungsprozess miteinzubeziehen. Meine tägliche Arbeit integriert medizinische und pflegerische Maßnahmen, um schwerstkranke Patienten bestmöglich zu versorgen", beschreibt Erber ihr Aufgabengebiet.

In der Corona-Zeit hat sich die Arbeitsweise von Erber verändert: Da sie in Deutschland wohnt, musste sie täglich die Grenze nach Österreich passieren. Der Arbeitsweg, der normalerweise zirka 15 Minuten in Anspruch nimmt, dauerte nun teilweise bis zu einer Stunde.
Im Krankenhaus wurden die Mitarbeiter ihrer Station in Teams eingeteilt, um den Kontakt zu Kollegen möglichst gering zu halten. Gearbeitet wurden ausschließlich 12-Stunden-Dienste, mit einigen freien Tagen im Anschluss daran. In dieser herausfordernden Zeit war und ist laut Erber vor allem eine gute Vorausplanung von allen Materialien und Medikamenten, die benötigt werden, von Vorteil. "Das war wichtig, um die Patienten in den Isolierzimmern adäquat versorgen zu können, ohne oft das Zimmer zu verlassen", erzählt die Gesundheits- und Krankenpflegerin. Häufig arbeitete sie nun vier bis fünf Stunden am Stück in voller Schutzausrüstung, um die Corona-Patienten zu versorgen.
Die Schichtbesetzung wurde um eine zusätzliche Pflegekraft erweitert. Diese war für organisatorische Tätigkeiten zuständig und konnte darüberhinaus notwendige Materialien und Medikamente in die Isolierzimmer bringen. Außerdem wurde ein Corona-Bereitschaftsdienst eingerichtet. "Bei denen war man zu Hause auf Abruf, um das Team zusätzlich zu unterstützen. Besonder hohe Priorität hatten in dieser Zeit sämtliche hygienische Maßnahmen, wie Flächendesinfektion, sauberes Ein- und Ausschleusen und persönliche Händehygiene", erklärt Erber.

"Zum Glück konnte aufgrund der Schutzmaßnahmen eine Ansteckung innerhalb des Stationsteams vermieden werden und niemand erkrankte während dieser Krise. Ich arbeite in einem großartigen Team, das stets zusammenhilft und sich auch sehr nahesteht. Es war für mich eine neue Erfahrung, über längere Zeit einen großen Teil meines Teams nicht mehr zu sehen und ich freue mich schon darauf, wieder mit allen Kollegen zusammenzuarbeiten und in einen geregelten Arbeitsalltag zurückzukehren", berichtet die Krankenhausmitarbeiterin.

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