Heroinentzug
Wenn der Kick süchtig macht

Knapp 60 Personen aus dem Bezirk Braunau gaben bei pro mente an, Heroin konsumiert zu haben.  | Foto:  lala/Fotolia
3Bilder
  • Knapp 60 Personen aus dem Bezirk Braunau gaben bei pro mente an, Heroin konsumiert zu haben.
  • Foto: lala/Fotolia
  • hochgeladen von Katharina Bernbacher

"Manche behaupten, durch eine jahrelange Schmerztherapie in die Heroinsucht gerutscht zu sein. Oft kann man die Geschichten aber nicht glauben", erzählt Jürgen Eichberger von der Neustadt-Apotheke in Braunau. Täglich gibt er an zirka 20 Patienten Methadon aus.

BEZIRK BRAUNAU (kat). Methadon, ein starkes schmerzstillendes Mittel, wird häufig in der Ersatztherapie für Heroin- beziehungsweise Morphinabhängigkeit verwendet. Diese Form der Therapie, in welcher eine Abhängigkeit mit einem Ersatzstoff behandelt wird, bezeichnet man als "Substitutionsbehandlung".

Geregelter Alltag

"Methadon war das erste Medikament in der Drogenersatztherapie, es wirkt morphinähnlich und besitzt starke schmerzstillende Wirkung", berichtet Amtsärztin Karoline Neuländner. Die Dauer dieser Behandlungsform ist unterschiedlich. "Da eine Abstinenz nicht Ziel der Substitutionsbehandlung ist, dauert sie mehr als ein Jahrzehnt, teilweise mit Unterbrechungen, manchmal wahrscheinlich auch lebenslang", so die Ärztin. Das Ziel der Therapie ist vielmehr das Ermöglichen eines stabilen Lebensalltags. "Die Betroffenen können damit auch einer Arbeit nachgehen. Sie erhalten eine legale Substanz, die zwar auch abhängig macht, aber ein geregeltes Leben wieder ermöglicht", weiß die Leiterin der Drogenberatungsstelle pro mente-Ego in Braunau, Elfriede Hütter-Fürthauer. Außerdem fallen der Beschafftungsdruck, Entzugserscheinungen und Verunreinigung der Substanzen weg. "Ziel ist ein gesünderes Leben, es geht aber auch darum, die Drogenkriminalität zu reduzieren", berichtet Gert Bürger, Leiter der Klinik für psychische Gesundheit in Braunau.

Der Schritt in die Sucht

"Manche behaupten, durch eine jahrelange Schmerztherapie in die Heroinsucht gerutscht zu sein. Oft kann man die Geschichten aber nicht glauben", erzählt Jürgen Eichberger von der Neustadt-Apotheke in Braunau. Täglich gibt er an zirka 20 Patienten Methadon aus. Insgesamt werden im Bezirk Braunau derzeit 69 Personen mit Methadon behandelt. Der Großteil der Patienten ist männlich. "Das Durchschnittsalter liegt zwischen 30 und 35 Jahren", so Neuländner. 43 der 69 Abhängigen werden von der Ego-Beratungsstelle in Braunau betreut. Der Schritt in eine Substitutionstherapie erfolgt von den Süchtigen freiwillig. "Die Freiwilligkeit ist ein Grundkriterium einer Substitutionsbehandlung. Vorausgesetzt ist, dass die Patienten in der Einstellungsphase frei von Beikonsum anderer illegaler Drogen werden", informiert Bürger. Der Ersatzstoff wird meist oral direkt in der Apotheke konsumiert. Grund: Der Schwarzmarkt mit dem Weiterverkauf blüht. "Für Berufstätige und Personen, denen wir wirklich vertrauen, gibt es Mitgabemöglichkeiten. Für Sonntag geben wir das Methadon allen Patienten im Vorhinein mit", so Eichberger.

Der Verdacht der Sucht

Um dem Abrutschen in die Sucht bei Kindern und Jugendlichen vorzeubeugen, empfiehlt die Leiterin von pro mente-Ego Eltern, ein gutes Vorbild zu sein. "Eltern sollten auf Verhaltensänderungen, plötzliche Persönlichkeitsveränderungen und den Wechsel des Freundeskreises achten. Veränderungen sollten ruhig und gelassen angesprochen werden", so Hütter-Fürthaler. Hierbei sei es außerdem wichtig, mit dem Kind in Beziehung oder im Gespräch zu bleiben.

Kommentar: Das Ende der Experimente

Die Jugend ist die Zeit des Auslotens: Man experimentiert mit Alkohol und unter Umständen auch mit anderen Suchtmitteln. Für die meisten von uns blieb es beim Experiment. Einige allerdings schafften den Absprung nicht rechtzeitig. "Falsche" Freunde, Stress mit den Eltern und seelische Schmerzen können der Auslöser für den Abstieg in die Sucht bedeuten. Die Leiterin der Drogenberatung pro mente-Ego in Braunau, Elfriede Hütter-Fürthaler, empfiehlt Eltern: "Seien Sie selbst ein Vorbild im Umgang mit Suchtmitteln und auch im Umgang mit Konflikten und Problemen." Führt der Weg trotz aller Vorsichtsmaßnahmen der Eltern doch in die Sucht, finden Suchtkranke und deren Angehörige ebenfalls Unterstützung bei pro mente-Ego. Und so schaffen sie vielleicht doch noch den Absprung und starten ins Leben.

Anzeige
Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
3

Das Arbeitsmarktservice (AMS) vermittelt
Damit Arbeitskraft und Unternehmen zusammenpassen

Jene zusammenzubringen, die bestens zusammenpassen, nennt man ein gelungenes „Matching“. Ob dies nun Lebenspartner/Partnerinnen sind oder – davon ist hier die Rede – Arbeitskraft und Unternehmen. Die Vermittlerrolle nimmt dabei das Arbeitsmarktservice (AMS) ein. Wie gelingt dieses Matching möglichst optimal?Es gelingt dann, wenn die Beteiligten möglichst präzise wissen und sagen können, was und wen sie brauchen. Für mich als Jobsuchenden heißt das, mir die Stellenausschreibung genau anzusehen,...

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Braunau auf MeinBezirk.at/Braunau

Neuigkeiten aus Braunau als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Braunau auf Facebook: MeinBezirk.at/Braunau - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Braunau und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.