Aenus-Preise für grenzüberschreitende Tätigkeiten verliehen

Die drei Aenus-Peisträger: Erich Marschall, Wolfgang Fink, Martin Koppmann und Dr. Alexander Lison.
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RANSHOFEN (gei). Seit 2001 wird der Aenus-Preis alle zwei Jahre vergeben. Im Vordergrund bei der Preisverteilung steht dabei die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Schulen, Gemeinden, Kultureinrichtungen, Vereinen und Unternehmen.

Zu den bisherigen Preisträgern zählte das Geothermieprojekt Braunau-Simbach, das Krankenhaus Braunau-Simbach sowie das Rote Kreuz. Am Donnerstagabend fand die sechste Auflage der Preisverleihung im Schloss Ranshofen statt. Zahlreiche Ehrengäste aus Wirtschaft, Politik und dem gesellschaftlichen Leben aus der Grenzregion hatten sich zu diesem besonderen Event eingefunden. Darunter auch EU-Abgeordneter und Festredner Othmar Karas. Erfreut über die große Resonanz bei den Bewerbungen zeigte sich zu Beginn Initiator und Moderator Reinhold Klika:"Wir hatten in diesem Jahr 33 Bewerbungen, so viele wie noch nie." Für die Jury war es keine leichte Aufgabe. Insgesamt konnte drei Mal der Aenus-Preis vergeben werden, nämlich in den Kategorien "Wirtschaft", "Vereine-Organisationen-Private" und der Sonderpreis.

Den Wirtschaftspreis erhielt das grenzüberschreitende Wirtschaftsportal "www.heuteessen.com" aus Braunau. Bei Eingabe der Internetadresse lassen sich Öffnungszeiten, aktuelle Speisekarten und Veranstaltungen von Gasthäusern aus der Grenzregion abrufen. Initiator Erich Marschall ging aber einen Schritt weiter. In seinem Internetportal können die "heuteessen-Gutscheine" online erstellt werden. Dabei kann man den Text und auch die Höhe des Gutscheines frei wählen. Er wird dann entweder per E-Mail versendet oder zu Hause ausgedruckt. In den jeweiligen Gasthäusern kann der Gutschein dann eingelöst werden. Die Gastwirte bekommen ihr Geld von dem Internetanbieter, an dem zuvor der Betrag vom Gutscheinkäufer entrichtet wurde. Auf diese Weise lassen sich nicht nur Weihnachts-, sondern auch Glückwunsch- und Geburtstagsgutscheine erstellen. "Das kann alles von zu Hause aus erledigt werden und es gibt keine Provision", freut sich Marschall. Rund 60 Gasthäuser aus der Region sind an dem Gutscheinsystem beteiligt.

Spannend wurde es in der Kategorie "Vereine-Organisationen-Private". Dieses Geheimnis lüftete Braunaus Stadtrat und Jury-Mitglied Günter Weibold. Gewinner waren hier die beiden Alpenvereinssektionen aus Braunau und Simbach. In seiner Begründung ging Weibold auf die lange und gemeinsame grenzüberschreitende Geschichte der beiden Vereine ein. "Ein Interessensziel, zwei Vereine, eine Lösung", so lautete sein Credo über die beiden Vereine, die 1887 als gemeinsame Alpenvereinssektion Braunau-Simbach gegründet wurden. Durch politische Wirren kam es zur Auflösung der Zusammenarbeit, die aber laut Laudator in den Herzen und Hirnen der Vereinskameraden hüben wie drüben bestehen blieb. 2002 errichtete die Braunauer Sektion eine Kletterhalle, die auch von vielen Simbachern genutzt wurde. Zehn Jahre später, im Jahr 2012, baute die Sektion Simbach eine Kletterhalle, an der sich allerdings wegen Zeit- und Arbeitsaufwand die Braunauer nicht beteiligen konnten. Anders sah es ein Jahr später aus, als es um den Bau der Außenkletterwand ging. Jetzt wurden Nägel mit Köpfen gemacht und man beteiligte sich an der Finanzierung. Mit insgesamt 50.000 Euro unterstützten der Braunauer Alpenverein und mit 25.000 Euro die Stadt Braunau das Projekt. Durch diese Beteiligung genießen nun seit März 2014 alle Braunauer Alpenvereinsmitglieder die gleichen Rechte wie die Simbacher Kollegen bei Eintrittspreisen und Vergünstigungen. Eine weitere Zusammenarbeit besteht seit vielen Jahren bereits mit der Alpenvereinssektion in Egglsberg. "Diese grenzüberschreitende, unkomplizierte Kooperation und Nutzung von Anlagen wurde auch von der Politik als Muster für eine positive Zusammenarbeit gewertet", lobte Weibold. Sein Wunsch in Sachen Politik ging aber noch weiter. Er hofft, dass man aus diesem Projekt seine Lehren ziehen und auch oft kompliziert erscheinende Projekte gemeinsam durchziehen wird. Ein konkretes Beispiel wurde von ihm allerdings nicht genannt.

Beim Sonderpreis der Jury brachte es Laudator Josef Knauseder auf den Punkt: "Es gibt immer wieder herausragende Initiativen von Einzelpersonen und von Gemeinschaften. Eine einstimmige Meinung, einer auszeichnungswürdigen Leistung, gab es bei der Arnstorfer Tafel. Deshalb geht auch der Sonderpreis der Jury an diese Einrichtung." Nach seinen Worten erhalten hier die Kriterien, wie grenzüberschreitend und Nachhaltigkeit, eine ganz besondere Bedeutung, da es sich auch um das erste grenzüberschreitende Tafelprojekt handelt. Am 21. November 2009 wurde die Ausgabestelle Braunau der deutschen Arnstorfer Tafel eröffnet. Als Initiator und Geburtshelfer wirkten unter anderem Wolfgang Fink zusammen mit seiner Ehefrau Elfriede mit. Mittlerweile konnte die Tafel durch organisatorisches Geschick und der Gewinnung zahlreicher Sponsoren ausgebaut werden. Heute kommen Lebensmittel aus Altheim, Braunau, Neukirchen und aus dem benachbarten Bayern, die jeden Samstag von ehrenamtlichen Mitarbeitern abgeholt werden. Insgesamt sind 46 Helferinnen abwechselnd beschäftigt, bereiten die Lebensmittel auf und organisieren die Ausgabe im Veranstaltungszentrum. Laut Knauseder zählen zu den Abnehmern neben alleinerziehenden Müttern, Mindestpensionisten und Migranten. Der Inländeranteil beträgt derzeit 45 Prozent und wächst. Ein großes Lob ging an die Lindner-Stiftung in Arnstorf, ohne deren große Unterstützung das Projekt in dieser Form nicht möglich gewesen wäre.

Als Festredner im Rahmen der Preisverleihung konnte Othmar Karas gewonnen werden. "Ohne das Ereignis des Mauerfalls wäre eine Veranstaltung wie die Aenus-Verleihung nicht möglich gewesen. Letztlich spürt man gerade hier, dass wir alle Europa sind", erklärte Karas. Angesprochen wurden auch wirtschaftliche Aspekte der Region. Demnach werden laut Karas zwei Drittel des Wohlstandes in Österreich außerhalb des Landes, allerdings innerhalb der Europäischen Union erwirtschaftet. Eine klare Ansage gab es auch für die Kennzeichnungspflicht aller EU-Projekte. Da man laut Karas dann erst sehen kann, was ein Euro aus der EU in der Region alles bewirken kann. Dazu zählen auch die zahlreichen grenzüberschreitenden Projekte. Laut Karas gehen 94 Prozent des EU-Budgets in die Regionen und deren Projekte. Dadurch werden nicht nur der Zusammenhalt und die Gemeinschaft gestärkt, sondern auch Konflikte vermieden. Karas sprach hier die aktuelle Situation in der Ukraine an, wo leider Grenzen nicht überwunden, sondern neue aufgebaut wurden.

Speziell auf die Region Simbach-Braunau gemünzt, meinte Karas: "Ich weiß, dass ein Fluss trennen kann, er kann aber auch verbinden, wenn die Menschen bereit sind, ihn zu überschreiten." Bereits zuvor sprachen in einer Talkrunde Persönlichkeiten über ihre Zukunftsaussichten für die Region. Unter ihnen waren Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher, Dieter Giles von der Wacker-Chemie Burghausen, Brigitte Dieplinger von der Inn-Salzach-Euregio, Roman Kloibhofer von den OÖN und Bundesrat Ferdinand Tiefnig.

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