Nochmals neu beginnen

BEZIRK (ah). Von der Lehre bis zur Pension im gleichen Unternehmen – dieses Denken entpuppt sich in der heutigen Berufswelt als Illusion. Seien es Personaleinsparungen, gesundheitliche Probleme, Firmenpleiten oder Unzufriedenheit mit dem Beruf – vor einer beruflichen Neuorientierung ist niemand gefeit. Hilfe findet man in verschiedenen Einrichtungen. So auch bei der ALU-Stiftung in Braunau. Das Modell "AQUA" gilt dort als Zukunftsmodell und steht für arbeitsplatznahe Qualifizierung. In Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) wird Personen ab 18 Jahren ein zweiter Ausbildungsweg ermög-licht. Der berufliche Neustart muss mit dem AMS Braunau im Vorfeld vereinbart werden. Die ALU-Stiftung sucht dann einen entsprechenden Lehrplatz und übernimmt alle administra-tiven Aufgaben. "Wir stehen mit 1000 Partnerbetrieben in Kontakt, derzeit befinden sich über hundert Personen in Aus-bildung. Oberstes Ziel ist ein Lehrabschluss. Zu uns können alle Personen kommen. ALU steht für Ausbildung-Leistung-Unterstützung und hat nichts mit dem Aluminiumwerk Ranshofen zu tun", erklärt Ge-schäftsführer Dieter Schubert. Alexander Arthofer hat Mau-rer gelernt und hat über die ALU-Stiftung eine 18-monatige Ausbildung zum Vulkaniseur begonnen und mit gutem Erfolg abgeschlossen. Vom Lehrbetrieb "Kraiburg Walzenfertigung GmbH" wurde er dann auch prompt übernommen. Kosten fallen für den neuen Ausbildungsweg nicht an. Wer eine Ausbildung beginnt, dem stehen das Arbeitslosengeld und ein Stipendium des Landes Oberösterreich zu. Die Ausbildungskosten werden vom Lehrbetrieb getragen. Dass der Kampf um gute Fachkräfte härter wird, bestätigt auch Dieter Schubert. "Es wird sich das Arbeitskräftepotenzial von Jung zu Alt verschieben. Es wird immer mehr ein Problem, Lehrlinge zu bekommen. Ich sehe auch für ältere Arbeitnehmer gute Chancen, noch einmal beruflich durchzustarten", so Schubert. "Arbeitssuchende ab 40 bringen wichtige Lebenserfahrung mit. Durch bedarfsorientierte berufliche Qualifikation kann die nachhaltige Teilnahme am Arbeitsmarkt gesichert werden", unter-streicht dazu Stefan Seilinger vom AMS. "Qualifizierung zu negieren, ist der Raubbau an beruflichen Perspektiven", so Seilinger weiter. Über 50 Prozent der AMS-Kunden würden nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen. Laut Seilinger ist es ein Faktum, dass Jobs im angelernten Bereich wegfallen und verschwinden. Durch praxisnahe Qualifizierung könne aber entsprechend reagiert werden. Ganz wichtig sei es laut Seilinger, dass die Unternehmen den Fachkräftebedarf dem AMS melden.