Der Kampf um die Fachkraft von morgen
Mit „Employer Branding“ und speziellen Begünstigungen werben Betriebe um Lehrlinge.
BEZIRK (ebba). Wo die Nachfrage nach Arbeitskräften das Angebot stark übersteigt, spricht man von Mangelberufen. Die Liste dieser so genannten Mangelberufe ändert sich von Zeit zu Zeit. Derzeit zählen unter anderem Fräser, Landmaschinenbauer, Dachdecker, Zimmerer, Schweißer, Werkzeugmacher und Pflegekräfte dazu.
Doch warum ist es so schwer, in diesen Bereichen Fachkräfte und interessierten Nachwuchs für eine Lehre zu finden? Laut Klaus Berer, Leiter der Wirtschaftskammer Braunau, hat das mehrere Gründe. „Zum einen kommen zu wenige junge Leute in den Fachkräfte-Arbeitsmarkt, sprich beginnen eine Lehre. Zum anderen spielen bei der Berufswahl oft das Image von Lehrbetrieben oder Berufen allgemein eine Rolle sowie auch die Erreichbarkeit der Betriebe. Allein damit geraten schon manche Berufe ins Hintertreffen.“
Die "Kleinen" haben es schwerer
Tendenziell täten sich vor allem kleinere Betriebe schwerer, Arbeitskräfte oder Lehrlinge zu finden, weil sie die erforderlichen Ressourcen für Employer Branding und Personalentwicklung schwer aufbringen, im Gegensatz zu großen Industriebetrieben.
In den letzten Jahren habe es zwar einen merkbar positiven Imagewandel hin zur Lehre gegeben, trotzdem gebe es aber noch zu wenig Nachwuchs. „Auch deshalb, weil derzeit die Konjunktur auf Hochtouren läuft und besonders viele Fachkräfte gesucht werden.“
Wie aber kommen die Betriebe nun zu Lehrlingen? Laut Berer nur noch durch Aktivwerden. „Zurücklehnen und warten, bis die Eltern mit ihren Kindern vorsprechen, gehört der Vergangenheit an. Mit den Lehrlingsmessen und der Internetplattform KarriLehre.at haben wir im Bezirk besonders effiziente Systeme zur Lehrlingsfindung.“
"Zuckerl" für Lehrlinge
Um an Lehrlinge zu kommen, lassen sich einige Betriebe auch besondere „benefits“ einfallen, wie zum Beispiel Führerscheine, Prämien bei ausgezeichnetem Lehrabschluss oder Weiterbildungsmöglichkeiten. Damit können junge Leute oft zusätzlich überzeugt werden. „Aber noch wichtiger ist es, dass die Betriebe an ihrem Image arbeiten, dass im Betrieb ein gutes bis manchmal sogar familiäres Klima vorherrscht und man in einem kollegialen und positiven Umfeld viel lernt“, weiß Berer. Das gehöre der Zielgruppe auch vermittelt. Durch aktives „Employer Branding“ – der Arbeitgeber als Marke.
Auch wenn der Koch derzeit nicht auf der Liste der Mangelberufe steht, wird auch hier händeringend Nachwuchs gesucht. Zur zuletzt aufgekommenen Debatte rund um die Abschiebung von Asylwerbern während der Lehrzeit, meint Berer: „Wenn sich ein Lehrling schon positiv eingearbeitet und eingelebt hat, dann zählt meiner Meinung nach auch die „normative Kraft des Faktischen“ – er soll dann zumindest bis zum Ende der Lehrzeit hier bleiben dürfen. Eventuell sollte man anschließend eine neue Beurteilung der Lage vornehmen. Diese Leute haben schon gezeigt, dass sie sich integrieren wollen und sind damit bereits Leistungsträger in den Unternehmen.“
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