Einkaufen im 20. Bezirk
Frust beim Shoppen auf der Wallensteinstraße
Anrainer-Beschwerde: "Die Wallensteinstraße verkommt immer mehr." Handwerksbetriebe und hochwertige Shops sind auf der einstigen Flaniermeile Mangelware.
BRIGITTENAU. Modern und veraltet stehen im Bezirk einander gegenüber: Am Nordwestbahngelände entstehen hippe Wohnungen und die Millennium City zieht viele Kunden an. Anders sieht das Grätzel um die Wallensteinstraße aus. Einst war sie die wichtigste Einkaufsstraße der Brigittenau, davon ist heute nur wenig übrig.
„Früher war die Wallensteinstraße eine Flaniermeile“, erzählt Pensionistin Katharina M. Auch die Anrainerin Renate K. beklagt die vielen geschlossenen Geschäfte: „Es gibt keine Handwerker und keine Qualitätsprodukte zu kaufen und damit auch kaum Arbeitsplätze. Stattdessen findet man hier immer mehr Ramschgeschäfte.“ Geht es nach der Brigittenauerin, müsse sich dies ändern. Denn sie sei körperlich beeinträchtigt und auf Geschäfte in der Umgebung angewiesen.
Mehr Unterstützung gefordert
Während sich Herrenmoden- oder Computerfachgeschäfte in der Wallensteinstraße gut aufgehoben fühlen, wandern andere Branchen nach und nach ab. Ob Bank, Fleischer, Schuh- oder Fahrradgeschäft: Sie alle sind in den vergangenen fünf Jahren von der Wallensteinstraße verschwunden und haben leere Geschäftslokale als auch Billigläden hinterlassen.
In der gesamten Brigittenau finden sich laut Wirtschaftskammer nur mehr 24 Bäcker und 16 Fleischer. Österreichweit ist die Zahl der Fleischer laut dem Institut KMU Forschung Austria von 2011 auf 2019 von 1.447 auf 1.215 gesunken. Gleichzeitig ist aber die Zahl der Fleischer in Lebensmittelketten von 55.684 auf 63.345 Personen gestiegen.
Kleine Fleischerläden gehören scheinbar der Vergangenheit an, gekauft wird in Supermarktketten. Um diese Entwicklung zu verhindern und die Wallensteinstraße belebter zu machen, wünscht sich Renate K. vom Bezirk mehr Kommunikation rund um die alten Grätzel: „Sowohl das Aufzeigen von Leerständen als auch Förderungen und Anreize könnten helfen.“
Konzepte der Wirtschaft gefragt
Die Brigittenau hat aber keinen Einfluss auf die Vermietung der Geschäftslokale oder die wirtschaftlichen Standortentscheidungen der Betriebe. „Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass die Wallensteinstraße eine funktionierende Straße für die regionale Versorgung ist", so Bezirksvorsteher Hannes Derfler (SPÖ).
"Welche Auswirkungen die Pandemie auf einzelne Geschäfte hat, kann man jetzt sicher noch nicht absehen.“ Damit die Wallensteinstraße langfristig eine "Versorgerstraße" ist und auch bleibt, seien Konzepte der Wirtschaft gefragt. Zudem setzt der Bezirk Impulse und Investitionen zur Erhaltung des Grätzels. So wurden etwa für Ampeln oder für die Revitalisierung des Hannovermarktes rund eine Million Euro ausgegeben.
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